Chaostheorie im Management
Die Chaostheorie trat ins Leben, nachdem der Meteorologe Edward Lorenz 1963 eher zufällig das Phänomen unvorhergesehener Entwicklungen trotz deterministischer Gesetze beobachtete und beschrieb. Der von ihm entdeckte, sogenannte Schmetterlingseffekt illustriert, wie eine geringfügige Veränderung der Ausgangsbedingungen zu sprunghaften Veränderungen führen kann. Die Vorstellung, der Flügelschlag eines Schmetterlings könne am anderen Ende der Welt einen Hurrikan auslösen, wurde zur Metapher für die Unvorhersagbarkeit von Entwicklungen.
Chaosforscher fanden zahlreiche weitere naturwissenschaftliche Phänomene, die belegen, dass Chaos die natürliche Unordnung des Lebens ist und Ordnung nur ein statistischer Sonderfall. Zugleich fand die Chaosforschung heraus: Das Chaos selbst verfügt über einen ordnenden Charakter. Weitere Erkenntnisse der Chaosforschung: Völlig unterschiedliche chaotische Systeme zeigen dieselben typischen Verhaltensmuster, die demzufolge universell sind. Turbulente Prozesse sind irreversibel, aber Turbulenzen kündigen sich an.
Das Übertragen von Ergebnissen der Chaosforschung auf das Management bedeutet nach Gerken zunächst eine Abkehr von der Kausallogik zur Abweichungslogik. Das heißt auch, Unternehmen müssen in der Lage sein, mit Paradoxien umzugehen – Widersprüchen und Problemstellungen, die nicht in den gewohnten Denkrahmen passen. Weiterhin sollten sich Unternehmen einer prozessualen Improvisation öffnen und neue Führungsinstrumente nutzen. Wenn Organisationen sich auf das Experiment der Selbstorganisation einlassen, bedeutet das auch: flache Hierarchien und kollektive Problemlösungen anstelle von strikter Führung.