Kybernetik (Beer)
Der Mathematiker Norbert Wiener veröffentlichte 1948 sein Werk „Cybernetiks or control and communications in the animal and the machine“ und gab damit einer neuen Wissenschaft ihren Namen: der Kybernetik. Dynamische Systeme weisen allgemeine Merkmale auf, wie beispielsweise Informationsverarbeitung, Selbstorganisation und Regelung. Kybernetik versucht, Struktur und Funktion dynamischer Systeme mathematisch zu beschreiben und als Modelle zu erfassen, insbesondere Gesetzmäßigkeiten von Regelungsprozessen und Prozessen der Informationsverarbeitung.
Die in der Kybernetik entwickelte Methodik beeinflusste eine Vielzahl anderer Wissenschaften. Wurde anfangs vor allem versucht, mathematische Modelle auf biologische und technische Prozesse anzuwenden, nutzten zunehmend auch die Sozialwissenschaften Kybernetik bei der Analyse sozialer Systeme. Innerhalb der Wirtschafts- und Sozialkybernetik etablierte sich zunächst die Managementkybernetik als eigenständiger Wissenschaftszweig, später die Organisationskybernetik, als deren Zweig seit Ende der 1980er Jahre die Unternehmenskybernetik existiert.
Stafford Beer begann Ende der 1950er Jahre Kybernetik auf das Management komplexer Organisationen anzuwenden und legte damit die Grundlagen für die Managementkybernetik. Dabei geht es darum herauszufinden, wie sich Organisationen und Institutionen am besten steuern lassen. Die Definition dynamischer Systeme in der Kybernetik weist als ein Merkmal komplexer Systeme aus, dass sie mindestens einen Rückkopplungskreis enthalten. Diese theoretische Voraussetzung ermöglicht es, beim Planen von Regelungsmechanismen, die den Erhalt von Organisationen sichern, die diesen Systemen und ihrer Umwelt eigene Dynamik und Unvorhersehbarkeit einzubeziehen.
Unternehmenskybernetik kombiniert methodische Ansätze unterschiedlicher Wissenschaftsdisziplinen und Methoden der Kybernetik zu integrierten Methodenmodulen mit dem Ziel, in Unternehmen zu beobachtende Phänomene (z.B. bestimmte Verhaltensmuster in Teams oder Abteilungen) zu erklären und Empfehlungen abzuleiten, welche Lenkungsmechanismen erfolgsversprechend sind.