Pfadabhängigkeitstheorie
Allgemein wird das Konzept der Pfadabhängigkeit in den Sozialwissenschaften genutzt, um Prozesse zu analysieren, in deren Verlauf ähnlich wie bei einem Pfad zu bestimmten Zeitpunkten Kreuzungen auftauchen, an denen mehrere Wege eingeschlagen werden können.
Nach erfolgter Auswahl einer Alternative folgt eine stabile Phase, in der positives Feedback dafür sorgt, dass der eingeschlagene Weg beibehalten wird. In dieser Phase kommt es kaum noch zu Richtungsabweichungen, während an Kreuzungspunkten selbst geringfügige Störungen große Effekte auslösen können. Das führt dazu, dass einmal eingeschlagene Pfade mitunter selbst dann nicht verlassen werden, wenn einer der Wege, die sich an einem Kreuzungspunkt aufgetan hatten, vielversprechender wäre.
Das Konzept der Pfadunabhängigkeit erklärt theoretisch, warum historische Zufälle und selbst relativ unbedeutende Ereignisse (an bestimmten Kreuzungspunkten) Entwicklungen (einen ausgewählten Pfad) in Gang setzen, die durch Selbstverstärkung (wie positive Rückkopplung und zunehmende Grenzerträge) stabilisiert und für Alternativen versperrt werden – selbst wenn die aus dieser Entwicklung resultierenden Konsequenzen suboptimal sind. Damit liefert das Konzept der Pfadunabhängigkeit Erklärungsansätze für die Stabilität von Institutionen wie auch für deren Veränderungsresistenz.