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16. März 2021 | von Julius Pöhnert

Ausstellungen | Werdegänge im Kulturmanagement, Folge 4

Heute widmen wir uns dem Ausstellungsmanagement, oder genauer gesagt den Galerien und Museen. Dieser Bereich des Kulturmanagements wird von Außenstehenden oft als eines der trockensten Fachgebiete angesehen. Nicht umsonst bezeichnen wir im allgemeinen Sprachgebrauch Dinge als „museal“, die wir als nicht mehr zeitgemäß ansehen und von denen wir uns denken, dass sie auf bald auf irgendeinem Dachboden verrotten.

Dabei gehört das Bild von verstaubten Museen eigentlich der Vergangenheit an: Moderne Ausstellungen machen Ihre Exponate mit neuer Technik, ansprechender Inszenierung und einer aktiven inhaltlichen Aufbereitung für die Besuchenden zum Erlebnis.

Zu den klassischen Aufgaben eines Museums zählen zudem stets die Bereiche Sammeln, Bewahren und Forschen. Die Besuchenden bekommen durch Ausstellungen nur einen kleinen Teil der Arbeit dieser Institutionen mit. Ausstellungen jeglicher Art machen es sich zur Aufgabe, für ihre Exponate zu begeistern und auf diese aufmerksam zu machen – ganz gleich ob es um Fotografien junger Kunstschaffender geht oder um spektakuläre Funde aus dem alten Ägypten.

Im Kulturmanagement bieten Ausstellungen einen der vielleicht faszinierendsten Arbeitsbereiche, denn Sie arbeiten meist mit bereits fertigen Werken, die bewertet, eingeordnet, inszeniert und in einen neuen Zusammenhang gebracht werden müssen.

Ausstellungen sind einer der wenigen Bereiche in der Kultur, in dem Sie die volle Kontrolle über Ihre Arbeitsresultate haben können. Bemerkenswert sind auch die großen Werte, durch die hohe Versicherungssummen für viele Exponate notwendig sind. Die spektakulären Einbrüche ins Berliner Bode-Museum oder ins Dresdner Grüne Gewölbe sind Ihnen sicher noch im Gedächtnis und auch in Filmen und Romanen regen hochwertige Ausstellungsstücke und deren Diebstahl die Fantasie der Autorinnen und Autoren an.

Dabei muss es gar kein millionenschwerer Diamant sein, der Ihnen fehlt: Auch wenn ein Gemälde für 100.000 Euro abhandenkommt oder beschädigt wird, haben Sie ein Problem. Hier zeigt sich, dass Ausstellungsmanagement oft auch mit Sicherheitsmanagement und gutem Personalmanagement zusammenhängt: Vertrauen und Überwachung, wie man sie eher in einem Tresor einer Schweizer Bank erwarten würde.

Abgesehen von diesen delegierbaren Herausforderungen haben Sie mit der Organisation und Gestaltung internationaler Ausstellungen, Vernissagen und Events sowie dem Kontakt mit Künstlern, Wissenschaftlerinnen und Jurys zu tun. In einem großen, berühmten Museum werden Sie eher die Aufgabe haben, Anfragen und Besuchende zu organisieren und zu leiten. Denken Sie hier an den berühmten Andrang vor der Mona Lisa. Bei einer kleinen städtischen Galerie stehen wiederum Marketing und Besuchergewinnung im Fokus. Bekannte und populäre Exponate sind oft Besuchermagneten, Unbekanntes zu zeigen erfordert Ihr gesamtes Repertoire im Bereich Vermarktung, Öffentlichkeitsarbeit und Finanzierung.

Besonders neue Formen der Präsentation werden hier in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Wanderausstellungen, zum Beispiel in Bahnhöfen oder Industriehallen, oder Experimente mit virtueller Realität, die die Exponate in einen neuen Zusammenhang setzen sowie auch Kunstinstallationen sind hierbei spannende Aspekte. Sie können das Kunstwerk natürlich nicht ändern, aber den Zusammenhang, in dem es betrachtet wird.

Wie Sie Informationen aufbereiten, wie Sie mit Besuchenden kommunizieren und wie Sie Ihr Team durch das Projekt einer Ausstellung von der Vorplanung bis zur Dokumentation und Archivierung führen, ist hier sehr entscheidend.

Auch im Ausstellungsbereich empfiehlt es sich, vorhandene Fachkenntnisse, beispielsweise durch ein Kunststudium oder Archäologiestudium mit Managementerfahrungen oder Weiterbildungen zu ergänzen.

Zuletzt sei auch noch gesagt: Ausstellungen müssen natürlich nicht immer kulturell hochwertiges zeigen. Viele kommerzielle Projekte dienen der Unterhaltung, haben aber ähnliche Aufgabenbereiche wie das Management einer Galerie oder eines historischen Museums. Denken Sie an Dauerausstellungen wie das Miniatur Wunderland in Hamburg – eine gigantische Modellbahnlandschaft mit jährlich 1,4 Millionen Besuchenden – oder an interaktive Erlebnismuseen, die Naturwissenschaften für ein junges Publikum greifbar machen. Oder auch an die in Asien seit vielen Jahren beliebten, Selfie-trächtigen Erlebnisräume mit begehbaren optischen Illusionen. Ausstellungen sind ein vielfältiges Arbeitsgebiet, in dem Sie allen Interessen und Zielgruppen begegnen können.

Julius Pöhnert, Tutor der Deutschen Akademie für Management

 

Dieser Beitrag ist Teil der Reihe „Werdegänge im Kulturmanagement“.

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Julius Pöhnert
Julius Pöhnert hat an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und an der Ball State University Muncie die Bereiche Film, Theater und Dramaturgie studiert und sein Studium als Diplom-Mediendramaturg abgeschlossen. Er hat an eigenen Regieprojekten gearbeitet und war zudem als Regieassistent, Abendspielleiter und Stage Manager für zahlreiche Musical- und Schauspielproduktionen tätig. Auf Kreuzfahrtschiffen war er fünf Jahre als Music Event Manager, Theater Manager und Entertainment Manager unterwegs und hat an Bord viele Formate mitgestaltet. An Land war er zudem für Schiffsproduktionen als Schauspielcoach engagiert. In Deutschland und Europa hat er Musical- und Konzerttourneen als Tourmanager geleitet, zuletzt die Tournee der „12 Tenors“. Als Leiter Veranstaltungsstätten für die Hansestadt Uelzen sanierte und modernisierte er das Theater an der Ilmenau und betreute den Betrieb der Uelzener Stadthalle. Als Organisationsdirektor am Deutschen Auswandererhaus in Bremerhaven brachte er wichtige strategische Neuplanungen auf den Weg. Seit 2023 ist er als Leiter des Kulturbüros der Stadt Neumünster tätig. Als Kulturmanager sieht er sich als Schnittstelle zwischen Kunstschaffenden, den beteiligten Gewerken und den wirtschaftlichen Herausforderungen an private und öffentliche Kulturbetriebe. Kreative Ideen zu verwirklichen und zielorientiert Veranstaltungen umzusetzen sind Themen, die er immer wieder gern vermittelt und diskutiert.
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