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3. Dezember 2020 | von Prof. Dr. Frank Hubert

Branchenanalyse mit Porters  Five Forces

In einer Marktwirtschaft stehen die Unternehmen eines Sektors in Konkurrenz zueinander. Sie müssen Strategien entwickeln, um im Wettbewerb zu bestehen. Die geeignete Wettbewerbsstrategie hängt stark von der Branchenstruktur ab. Diese beeinflusst die Spielregeln in dem jeweiligen Sektor. Für solch eine Marktanalyse spielt das Fünf-Kräfte-Modell des amerikanischen Ökonomen Michael E. Porter eine zentrale Rolle. Porter identifiziert fünf Treiber des Wettbewerbs. Diese stellen die wesentlichen Einflussfaktoren innerhalb einer Branche dar und müssen bei eigenen Strategieüberlegungen berücksichtigt werden.

Abbildung Triebkräfte des Wettbewerbs (Quelle: Porter 2013)

Exemplarisch betrachten wir das Modell für den Krankenhaussektor. Dabei ist zu berücksichtigen, dass für Kliniken neben ökonomischen Gesichtspunkten eine hohe Behandlungsqualität sowie eine flächendeckende Versorgung von großer Bedeutung sind. Zudem sind im stark regulierten Gesundheitsbereich die staatlichen Rahmenbedingungen zu beachten. Der deutsche Krankenhaussektor bestand 2018 aus 1.925 Kliniken. Während die öffentlichen Krankenhäuser (Träger z. B. Bundesland, Kreis oder Stadt) einen Anteil von 29 Prozent aufwiesen, waren 34 Prozent Kliniken mit freigemeinnützigen Trägern (z. B. Kirchen oder Organisationen der Wohlfahrtspflege) sowie 37 Prozent Krankenhäuser in privater Trägerschaft, wie z. B. die Helios-Kliniken GmbH (vgl. Statistisches Bundesamt 2020, S. 7). Die Verdopplung des Anteils der privaten Kliniken seit 1991 zeigt, dass neue Konkurrenten eher aus dem Bereich der privaten Krankenhäuser kommen.

Auf der Lieferantenseite (vgl. Heller 2009, S. 9 ff.) sind Unternehmen aus der Medizintechnik sowie der Pharmaindustrie zu beachten. Diese unterliegen teilweise Regulierungen durch den Staat. Daneben erbringen zahlreiche Betriebe Dienstleistungen wie Wäschereinigung oder auch Laboranalysen. Zu den Lieferanten zählen auch die niedergelassenen Ärzte, da sie häufig die Patienten steuern, sowie die Arbeitskräfte. Hier spielt der Mangel an medizinischem Fach- und Pflegepersonal eine große Rolle. Die Abnehmerseite bilden Privat- und Kassenpatienten. Da die Behandlungskosten meist von den Krankenkassen übernommen werden, müssen deren Abrechnungsmodalitäten sowie der durch staatliche Gesundheitsreformen erzeugte Kostendruck berücksichtigt werden. Zudem spielt der demographische Wandel bei der Patientenstruktur eine Rolle. Unter den Wettbewerbstreiber Ersatzprodukte fallen alternative Behandlungseinrichtungen. So sind viele Untersuchungen, aber auch einfache Behandlungen und Operationen ambulant bei niedergelassenen Ärzten oder in Versorgungszentren möglich. Digitalisierung und Telemedizin bieten erweiterte Möglichkeiten. Für die Betreuung nach komplexeren medizinischen Eingriffen stehen zudem Rehabilitationseinrichtungen zur Verfügung.

Prof. Dr. Frank Hubert, Mannheim

Quellen:

Heller, C. (2009): Akteure der deutschen Gesundheitswirtschaft – Eine Analyse der Wirkungen von Marktakteuren auf die Krankenhausbranche, Arbeitspapier Nr. 77 des Instituts für Genossenschaftswesen der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

Porter, M. E. (2013): Wettbewerbsstrategie – Methoden zur Analyse von Branchen und Konkurrenten, 12. Aufl., Frankfurt/Main.

Statistisches Bundesamt (2020): Gesundheit  – Grunddaten der Krankenhäuser 2018, Fachserie 12, Reihe 6.1.1, Wiesbaden.

Umfangreiche aktuelle Daten zur Struktur des deutschen Krankenhauswesens finden Sie auch beim Statistischen Bundesamt unter dem Link https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Krankenhaeuser/Publikationen/Downloads-Krankenhaeuser/grunddaten-krankenhaeuser-2120611187004.pdf?__blob=publicationFile .

Deutsche Akademie für Management_Mitarbeitende
Prof. Dr. Frank Hubert
Prof. Dr. Frank Hubert ist seit 2001 Professor für Volkswirtschaftslehre und Quantitative Methoden an der Dualen Hochschule Mannheim. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die Arbeitsmarkt- und Umweltökonomie sowie die empirische Wirtschaftsforschung. Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre und der Promotion in Ökonometrie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz arbeitete er mehrere Jahre als Bankvolkswirt. Er übernahm Lehraufträge an der Universität Mainz, der Hochschule Aschaffenburg, der Graduate School Rhein-Neckar und der Dualen Hochschule Mosbach. Neben diversen Fachaufsätzen veröffentlichte er u. a. das grundlegende VWL-Lehrbuch VWL für BWLer (2015).
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