Mit ihren zahlreichen Teilmärkten zählt die Kultur- und Kreativbranche zu den umsatzstärksten Wirtschaftszweigen in Deutschland. Im Gegensatz zu anderen Branchen, wo sich einige wenige Big Player den Großteil des Umsatzes untereinander aufteilen, sind in der Kultur- und Kreativwirtschaft 94 % aller Unternehmen Klein- und Kleinstunternehmen. Unternehmensgründungen sind hier sozusagen an der Tagesordnung und werden in der Fachliteratur unter dem Begriff Cultural Entrepreneurship zusammengefasst.
Häufig sind es Kulturschaffende, die sich in die Selbstständigkeit als Kulturunternehmer oder –unternehmerinnen wagen. Ihr Antrieb ist ihre Kreativität, denn sie streben die eigenständige Verwirklichung ihres künstlerischen Schaffens an. In der Regel ist für den Cultural Entrepreneur unternehmerischer Erfolg weniger über den Gewinn definiert, sondern vielmehr über die selbstbestimmte und unabhängige Umsetzung der künstlerischen Projekte. Kulturunternehmer und -unternehmerinnen werden als Innovationskraft für den Kultursektor betrachtet, da sie oft neue Strategien und Formate entwickeln. Aber auch für andere wirtschaftliche und gesellschaftliche Bereiche fungiert die Kultur- und Kreativwirtschaft als Querschnittsbranche. Kulturelle Unternehmen und Projekte dienen als Impulsgeber und fördern u.a. die Nutzung digitaler Technologien, offene Innovationsprozesse, besondere Formen der Arbeitsorganisation oder auch neue Perspektiven auf unternehmerische Probleme.
Da für den Cultural Entrepreneur oft die Kreativität vor dem wirtschaftlichem Handeln steht und damit ein geringerer finanzielle Erfolg in Kauf genommen wird, müssen unternehmerische Kompetenzen erlernt oder anderweitig eingeholt werden.
An diesem Punkt können Kulturmanager und -managerinnen anknüpfen, denn sie bringen das mit, was Kulturproduzierenden in der Regel fehlt: unternehmerisches Denken, Managementfähigkeiten und vielfältige Kenntnisse und Erfahrungen in den unterschiedlichen Bereichen, die mit der Unternehmensgründung und -führung verbunden sind. Kulturproduzierende und Kulturmanager oder -managerinnen sollten gemeinsam gründen, denn sie ergänzen sich optimal.
Neben den unternehmerischen Anforderungen ist für viele Kulturunternehmen die Finanzierung eine besondere Herausforderung, denn ihr Bedarf unterscheidet sich meist zu herkömmlichen Unternehmen. Mögliche Finanzierungsarten sind auch hier die gängigen Eigen-, Fremd- und Mezzanine-Finanzierungen, aber vor allem alternative Finanzierungsformen bieten sich an. Denn wenn das Eigenkapital nicht ausreicht oder zinslastige Kredite nicht infrage kommen, können Crowdfunding, Gründerstipendien oder Wettbewerbe diese Lücke schließen.
Weiterführende Literatur: Hausmann, Andrea/Heinze, Anne (Hrsg.): Cultural Entrepreneurship. Wiesbaden, 2007
Rebecca Bräutigam