Das Internet der Dinge (engl.: Internet of Things, kurz: IoT) „bezeichnet die Vernetzung von Gegenständen mit dem Internet, damit diese Gegenstände selbstständig über das Internet kommunizieren und so verschiedene Aufgaben für den Besitzer erledigen können“ (Siepermann, 2018). Sie kennen das bestimmt durch Spielzeuge, die nicht nur real, sondern auch virtuell genutzt werden (z.B. Strategie- oder Brettspiele), Gesundheits-optimierende Uhren (sogenannte Smart Watches) oder ganze Häuser, deren Einzelbestandteile mit dem Internet verbunden sind (allgemein als Smart Home bekannt).
Diese Koexistenz realer und virtueller Nutzungsmöglichkeiten verändert fundamental, worauf ein Unternehmen achten muss, sofern es im IoT-Wettberb bestehen möchte. Die Autoren Bernardi et al. (2017) bezeichnen das als den Inversionsfaktor (engl.: Inversion Factor), wodurch beschrieben wird, dass Anbieter die Konzentration auf die eigenen Produkte zugunsten einer Verlagerung auf die Bedürfnisse der Kunden aufgeben sollten. Erst im zweiten Schritt unternehmen sie alles technisch Mögliche, um diesen Bedürfnissen zu entsprechen. Ein invertiertes Unternehmen ist daher Bedürfnis- und nicht Produkt-getrieben (vgl. Bernardi et al., 2017, S. 43f.).
Das Geschäft mit dem Internet der Dinge ist dabei von fünf Charakteristika gekennzeichnet (vgl. Bernardi et al., 2017, S. 45f.): Zunächst beginnt die Inversion mit der Befriedigung von Kundenbedürfnissen oder der Verbesserung des Kundenerlebnisses bestehender Produkte und Dienstleistungen. Im zweiten Schritt geht es immer um den Mehrwert, der für den Kunden generiert wird und weniger darum, nur ein Produkt zu verkaufen. Die ersten beiden Charakteristika finden sich dann in der technischen Umsetzung wieder. Das Produkt oder die Dienstleistung stehen nach dem Kauf über den Konsumenten mit dem Unternehmen weiter in Verbindung, um die Optimierung, Anpassung oder Fehlerbeseitigung unmittelbar einleiten zu können. Sollte das Produkt oder die Dienstleistung nicht den Bedürfnissen der Kunden entsprechen bzw. eine Korrektur nicht möglich sein, verschwindet es vom Markt.
Das mag etwas hart klingen, ist aber einem weiteren Umstand geschuldet, der mit den IoT-Geschäftsmodellen in enger Verbindung steht: Unternehmen sammeln über die Verbindung mit dem Kunden und dem Internet eine Vielzahl an Daten, die über sogenannte Big-Data Analysen einfach ausgewertet werden können. Die Analysemethoden ermöglichen eine Einsicht in das individuelle als auch kollektive (d.h. aggregierte) Kundenbedürfnis (vgl. Swaminathan und Meffert, 2017, S. 10).
Unternehmen, die das Kundenbedürfnis in den Mittelpunkt des Geschäftsmodells stellen, sind weniger von der Gefahr bedroht, aus den Märkten zu verschwinden. Die kluge Nutzung der neuen technologischen Möglichkeiten hilft dabei.
Prof. Dr. Dirk Drechsler – Autor mehrerer Studienbriefe
Literatur:
- Bernardi, L. et al. (2017): The Inversion Factor, How to Thrive in the IoT Economy, The MIT Press, Cambridge and London.
- Siepermann, M. (2018): Internet der Dinge, Gabler Wirtschaftslexikon, Das Wissen der Experten, https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/internet-der-dinge-53187/version-276282 , abgerufen am 20.08.2019.
- Swaminathan, A., Meffert, J. (2017): Digital @ Scale, How you can lead your business to the future with Digital@Scale, Wiley, Hoboken.