Logo ManagementJournal
19. November 2024 | von Anika Rosche

Depressionen durch den Beruf

In der heutigen, schnelllebigen Arbeitswelt sind psychische Erkrankungen, insbesondere Depressionen, weit verbreitet und stellen sowohl Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch Führungskräfte vor erhebliche Herausforderungen. Diese Erkrankungen sind oft unsichtbar und haben sowohl auf individueller als auch auf betrieblicher Ebene gravierende Auswirkungen. Es ist entscheidend, dass Teams und Führungskräfte die Symptome erkennen und einordnen können, um angemessen zu unterstützen. Auch in Deutschland sind Depressionen weit verbreitet und häufig die Ursache für Suizide. Statistisch gesehen erkrankt jeder fünfte Bundesbürger einmal im Leben an einer Depression, die Hauptursache für die über 10.000 jährlichen Suizide in Deutschland ist. Diese Zahlen verdeutlichen die ernsten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen.

Die Depression ist in der Regel gut behandelbar, vorausgesetzt, sie wird frühzeitig erkannt. Doch viele Betroffene erhalten nicht die notwendige Behandlung. Hier können niederschwellige Beratungsangebote am Arbeitsplatz eine entscheidende Rolle spielen. Führungskräfte könnten sich fragen, warum sie sich um die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sollten, wenn es doch Ärztinnen und Ärzte gibt. Die Antwort liegt auf der Hand: Die psychische Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist ein wesentlicher Faktor für den nachhaltigen Erfolg eines Unternehmens. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verbringen viel Zeit am Arbeitsplatz, wo Kolleginnen und Kollegen und Vorgesetzte mit dem richtigen Wissen und entsprechenden Handlungskompetenzen zur frühzeitigen Erkennung einer Erkrankung beitragen können.

Inzwischen sind psychische Erkrankungen ein häufiger Grund für Arbeitsunfähigkeit. Auch eine gesundheitsbedingte Frühverrentung kann Folge von Depressionen sein. Trotz der gesetzlichen Vorschrift eines Betriebsarztes und der Existenz betrieblicher Sozialdienste (vgl. Betriebliches Gesundheitswesen) in vielen Unternehmen wird deren Nutzung oft vernachlässigt. Häufig jedoch nehmen viele Betroffene die Angebote ihrer Unternehmen nicht wahr, sei es aus Unwissenheit oder wegen Ängsten und Vorurteilen.

Hindernisse wie fehlende Bekanntmachung von Angeboten, Sorgen um die Reaktion des Unternehmens, Zweifel an der Wirksamkeit der Hilfe und Bedenken hinsichtlich der Vertraulichkeit führen dazu, dass viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trotz vorhandener Unterstützung zögern, sich zu öffnen. Erster Ansprechpartner bei Verdacht auf Depression oder Suizidgedanken ist der Hausarzt, ein Psychiater oder ein psychologischer Psychotherapeut. Zudem bieten das deutschlandweite Info-Telefon Depression und andere Plattformen wie die Deutsche Depressionshilfe und sozialpsychiatrische Dienste wichtige Hilfsangebote.

Positive Erfahrungen mit betrieblichen Hilfsangeboten zeigen, dass sich der erste Schritt trotz Bedenken lohnen kann. Die Mehrheit der Betroffenen berichtet von Erleichterung und kompetenter Unterstützung durch betriebliche Anlaufstellen. Trotzdem gibt es auch negative Erfahrungen, wie mangelnde Vertraulichkeit und berufliche Nachteile, die Verbesserungsbedarf aufzeigen.

Unternehmen sollten gezielt Maßnahmen ergreifen, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit psychischen Erkrankungen zu unterstützen. Eine entstigmatisierte Unternehmenskultur und ein sensibler Umgang mit psychischen Erkrankungen sind entscheidend. Führungskräfte benötigen Wissen und Handlungskompetenzen im Umgang mit betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Betriebliche Anlaufstellen müssen vertrauenswürdig und bekannt gemacht werden. Erfolgreiche niedrigschwellige Beratungsangebote und Schulungen in Unternehmen können helfen, eine umfassende Unterstützung zu gewährleisten und zur Entstigmatisierung beizutragen.

Durch die Bereitstellung solcher Anlaufstellen, Schulungen und die Förderung einer unterstützenden Unternehmenskultur können Unternehmen aktiv zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen beitragen und Betroffene ermutigen, den Weg zu professioneller Hilfe zu finden. Eine gut integrierte betriebliche Gesundheitsversorgung trägt nicht nur zur Verbesserung der psychischen Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei, sondern auch zum langfristigen Erfolg des Unternehmens.

Lesen Sie mehr dazu im Humanresourcesmanager

Anika Rosche
Anika Rosche hat Medienwirtschaft studiert, eine Ausbildung zur Verlagskauffrau absolviert sowie Zertifzierungen als Personal- und Projektmanagerin abgeschlossen. Sie ist Geprüfte Personalmanagerin (DAM) und arbeitet als HR Director Holding.
Consent Management Platform von Real Cookie Banner