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8. Oktober 2020 | von Elmar Stein

Die Digitalisierung bietet Chancen um den Fachkräftemangel zu senken

Die Corona Pandemie und der Lockdown hatten für viele Unternehmen schwere wirtschaftliche Folgen. In kürzester Zeit mussten viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt werden und schnelle Lösungen mussten gefunden werden, damit möglichst viele im Homeoffice effizient arbeiten konnten. Die Unternehmen, die weniger vom Lockdown betroffen waren, vor allem aber diejenigen, die Krisengewinner waren und bereits vorher unter Fachkräftemangel litten, standen vor einer besonderen Herausforderung, die viele Unternehmen gut gelöst haben. Besonders lag dies an der Einführung oder der Ausweitung des Homeoffice mit maximalem Ausmaß. Nun müssen viel Unternehmen, die bereits vor der Krise unter dem Fachkräftemangel gelitten haben, erkennen, welche Möglichkeiten sich durch die maximale Ausweitung des Homeoffice ergeben können. Sofern sich ein Unternehmen vorstellen und darauf vorbereiten kann, dass die anfallenden Arbeiten einzelner Arbeitsplätze (fast) ausschließlich im Homeoffice erledigt werden können, bietet sich für Unternehmen ein riesiger Pool potentieller Kandidatinnen und Kandidaten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter könnten – je nach notwendiger Häufigkeit persönlich am Arbeitsort zu erscheinen – auch weiter vom Unternehmen entfernt wohnen. Besteht beispielsweise nur ein Mal im Monat die Notwendigkeit persönlich am Sitz des Unternehmens sein zu müssen, spricht nichts dagegen, den Arbeitsplatz mit einer Person zu besetzen, die mehrere hundert Kilometer entfernt wohnt. Je häufiger die Notwendigkeit persönlicher Anwesenheit besteht, desto geringer ist auch der Radius, in dem potentielle Kandidatinnen und Kandidaten wohnen können – ohne umziehen zu müssen. Für viele ist dies ein entscheidendes Kriterium, weil sie räumlich gebunden sind.

Zur Reduktion des Fachkräftemangels müssen Unternehmen daher die anfallende Arbeit zunächst analysieren um einen Überblick darüber erhalten zu können, welche Arbeitsplätze und welche Arbeit in welchem Ausmaß im Homeoffice erledigt werden kann. Berücksichtigt werden kann dabei auch, dass Arbeit in vergleichbaren Positionen auch so verteilt werden kann, dass ein Arbeitsplatz mehr Anwesenheitszeit im Unternehmen erfordert und in einem anderen mehr Arbeit im Homeoffice ermöglicht. Damit ergibt sich die Chance, dass eine Mitarbeiterin beziehungsweise ein Mitarbeiter mit nahem Wohnsitz öfter im Büro ist, während der Suchradius für eine andere Position deutlich steigt. Vor allem wenn es dem Unternehmen gelingt, eine wirtschaftlich eher strukturschwache Region in den Suchradius zu integrieren, ergeben sich besonders viele Chancen, sofern dort ortsgebundene Fachkräfte wohnen. Auch für diese ist eine solche Möglichkeit sehr lukrativ – auch wenn sie gelegentlich weitere Wege auf sich nehmen müssten. Durch die sinkenden Kosten durch mehr Arbeit im Homeoffice ist es für Unternehmen zudem möglich, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Teil davon zurückzugeben. Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die durch Telearbeit nun weiter von Sitz des Unternehmens entfernt wohnen, könnten beispielsweise die Fahrtkosten übernommen werden, sofern sie am Unternehmenssitz persönlich erscheinen müssen. Auch dies wiederum steigert die Attraktivität des Arbeitsplatzes im Homeoffice und macht einen Arbeitsplatz beim Unternehmen auch für Personen, die weiter entfernt wohnen attraktiver.

Personalverantwortliche im Unternehmen sollten daher gezielt mit dem Management des operativen Bereiches analysieren, wie sie diese Chance nutzen könnten um den Fachkräftemangel maximal zu reduzieren und als Arbeitgeber noch attraktiver zu werden. Bei der Analyse können sie neben der Prognose des Prozentanteils, der am Sitz des Unternehmens vermutlich zu verbringen ist, die Attraktivität des Arbeitsplatzes einschätzen sowie einen möglichen Suchradius festlegen, in dem potentielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gezielt angesprochen werden können.

Elmar Stein
Elmar Stein promoviert derzeit im Bereich systemisch-strategisches Personalmanagement. Er hat einen amerikanischen Master in Human Resource Management (mit Schwerpunkt Organisationsstrategie) und ist Gymnasiallehrer (für Englisch und Politikwissenschaften). Er ist Absolvent der DAM im Lehrgang Geprüfte/r Personalmanager/in.
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