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19. März 2019 | von Prof. Dr. Torsten Spandl

Die zwei Methoden der Führung

[ Transkript: ]

Heute wollen wir uns einmal anschauen, was für zwei grundsätzliche Führungsmöglichkeiten eigentlich überhaupt bestehen. Für uns oder auch wie wir Führung vielleicht erleben können. Und zwar kann man Führung eigentlich sehr einfach in zwei grundsätzliche Elemente aufteilen, einmal in die sogenannte transaktionale Führung und andererseits in die sogenannte transformationale Führung.

 

Transaktionalheißt, dass eine Führung wirklich ausgeübt wird, indem in die Transaktion im Unternehmen eingegriffen wird. Die Führungskraft nutzt die Möglichkeit ganz bewusst, in die Abläufe einzugreifen, indem sie in bestimmten Situationen (man nennt es Management by exception) wirklich eingreift. Das heißt, in Ausnahmesituationen greift die Führungskraft ganz operativ ein und verändert die Aufgabe, wie sie umgesetzt wird. Und zweite Möglichkeit bei der transaktionalen Führung ist die sogenannte bedingte Verstärkung. Sieht die Führungskraft Verhaltensweisen, die sie gut findet. Dann werden genau diese Verhaltensweisen verstärkt und unterstützt. Ich habe als Führungskraft zwei Möglichkeiten transaktional zu führen: Ich greife ein, indem ich wirklich ganz bewusst operativ eingreife und Sachen verändere. Oder auf die andere Art und Weise: Ich sehe Verhaltensweisen, die gut funktionieren, die ich gerne als Führungskraft auch in Zukunft so sehen möchte. Dann unterstütze ich die durch die sogenannte bedingte Verstärkung. Wir haben Möglichkeiten einzugreifen.

 

Daneben besteht aber ein zweiter großer Möglichkeitenblock. Der nennt sich transformationale Führung. Ich transformiere die Mitarbeiter, ich versuche, sie weiterzubringen, ich versuche sie irgendwie zu inspirieren. Und da haben wir eigentlich insgesamt vier unterschiedliche Möglichkeiten: Ich kann die Mitarbeiter auf der einen Seite inspirieren, ich kann sie unterstützen, ich kann sie herausfordern, ich kann sie fördern, damit sie sich weiterentwickeln. Und deswegen versuche ich durch die Inspiration Mitarbeiter zum Weiterdenken zu motivieren. Ich kann die Mitarbeiter aber auch intellektuell kitzeln, kann versuchen, sie herauszufordern, ich kann wirklich versuchen, dass sie selber auf neue Ideen kommen, ich kann sie anstacheln, ich kann sie motivieren um die Ecke zu denken. Auch das könnte etwas sein, was wir unter dem Begriff der intellektuellen Inspiration zusammenfassen. Wie schaffe ich es, dass die Mitarbeiter versuchen, neue Lösungen zu finden? Wie sorge ich dafür, dass die Mitarbeiter vielleicht auch um die Ecke denken können? Dann kann ich die Mitarbeiter individuell wertschätzen. Ich nehme wahr, was die Mitarbeiter für das Unternehmen leisten und unterstütze das, indem ich es wirklich im größeren Stil auch wirklich versuche zu würdigen. Das ist auch ein wichtiger Weg, wie ich transformational Mitarbeiter auch inhaltlich und menschlich voranbringe. Und die letzte Möglichkeit transformational zu führen ist, dass ich (wir hatten das in einem anderen Podcast schon als Thema) auch als charismatische Person wirke. Dass ich als Vorbild wirke. Und dass meine Vorbildfunktion sich auch als Führungsinstrument quasi bei den Mitarbeitern widerspiegelt und sie sich dadurch auch positiv motivieren lassen.

 

Ich habe zwei Führungsebenen, die ich setzen kann. Ich kann transaktional bewusst eingreifen, ich kann aber auch transformational dafür sorgen, dass die Mitarbeiter weiterdenken, dass die Mitarbeiter gewertschätzt werden, dass die Mitarbeiter gefördert werden. Ich brauche eine Fähigkeit auf beiden Ebenen. Ich kann als Führungskraft, wenn ich komplett sein möchte, eigentlich nur mit beiden Ebenen arbeiten. Ich muss auf der einen Seite Mitarbeiter inspirieren. Ich muss sie visionär anstacheln, ich muss sie voranbringen, ich muss sie mitnehmen, ich muss sie abholen, ich muss ihnen das große Bild vermitteln. Aber ich muss als Führungskraft auch in der Lage sein, zu bestimmten Zeiten konkret einzugreifen: transaktional zu werden. Ich muss dafür sorgen, dass ich vielleicht bestimmte Verhaltensweisen umsetze, sie vorlebe, dafür sorgen, dass Mitarbeiter wissen, was ich erwarte. Und deswegen braucht es das Zusammenspiel zwischen transaktionaler und transformationaler Ebene. Weil nur, wenn beides Hand in Hand geht, nur wenn ich beides auch ausstrahlen und auch umsetzen kann, kann ich als Führungskraft die volle Kraft entfalten, die ich brauche, damit die Ziele erreicht werden und damit die Mitarbeiter sich auch so unterstützt und gewertschätzt fühlen, dass sie mir gerne folgen, dass sie dem Unternehmen auch lange treu bleiben.

 

Prof. Dr. Torsten Spandl, Studienbriefautor der Deutschen Akademie für Management

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Prof. Dr. Torsten Spandl
Studium an den Universitäten Regensburg (D), der Aston Business School (GB) und der Wirtschaftsuniversität Wien (A), Promotion am Institut für Handel und Marketing an der Wirtschaftsuniversität Wien. Langjährige Tätigkeit in Marketing und Vertrieb, u. a. für die Otto Group, seit 2011 Engagement in der wissenschaftlichen Ausbildung, seit 2012 Dozent für Marketing und Vertrieb an der Fachhochschule für die Wirtschaft in Hannover. Lehr- und Forschungsschwerpunkte: Vertriebsstrategien (insbesondere E-Business), Vertriebs-Personalführung, Forschungs- und Beratungsschwerpunkte: Allgemeine Marketing- und Vertriebsfragen, Handelsfragestellungen, E-Commerce sowie Franchisewirtschaft. (Quelle: Impressum des Studienbriefs) Prof. Dr. Torsten Spandl hat außerdem mehrere Artikel, unter anderem zum Dreiklang der Führung: der AFV-Ansatz im ManagementJournal verfasst.
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