Die Umsetzung eines umfassenden Diversity-Managements braucht eine klare Position und Einflussnahme von Führungskräften. Ansonsten bleibt es bei Lippenbekenntnissen und Veränderungen, die die formale Ebene nicht überschreiten. Doch welche Macht haben Führungskräfte tatsächlich?
Zum Verständnis des Phänomens „Macht“ hilft das Klassifikationsschema der Machtgrundlagen von Nerdinger (2012). Er unterscheidet zunächst zwei grundlegende Machtbasen: Die Positionsmacht und die Personenmacht. Die Positionsmacht ist zu begreifen als eine Amtsautorität. Macht ist hier ein strukturbedingtes Phänomen, das durch die Hierarchie in der Organisation bestimmt wird. Hiermit einher gehen in der Regel Möglichkeiten der Belohnungs- und Bestrafungsmacht sowie Informationsmacht. Die Personenmacht ist weitaus individueller. Sie kann nicht formal festgelegt werden, sondern ergibt sich aus den individuellen Kompetenzen und Eigenschaften der jeweiligen Person. Nerdinger unterscheidet hierbei vier Aspekte: Die Expertenmacht ist ein Ergebnis der Ausbildung und dem beruflichen Erfahrungswissen. Die Überzeugungsmacht ergibt sich durch gute rhetorische Fähigkeiten und argumentatives Geschick. Identifikationsmacht besteht, wenn eine Führungskraft eine authentische Vorbildfunktion hat und sich Mitarbeiter/innen daran orientieren. Und schließlich gibt es noch die charismatische Macht. Sie entsteht, wenn Begeisterung, Inspiration und Vertrauen von der Führungskraft ausgehen.
Nerdinger macht durch sein Schema deutlich, dass Macht nicht als einfaches Ursache-Wirkungs-Modell zu verstehen ist. Macht ist keine Eigenschaft, sondern ein durch Kommunikation verbindendes Element zwischen Personen. Führungskräfte können Unternehmen daher nicht trivial beeinflussen, sie haben allenfalls aufgrund ihrer Positions- vor allem aber ihrer Personenmacht die Möglichkeit, Kommunikation zu beeinflussen und darüber wiederum Veränderung zu erzeugen.
Abbildung: Eigene Darstellung in Anlehnung an Nerdinger 2012
Prof. Dr. Claudia Rahnfeld ist Autorin von Studienbriefen zu Diversity Management und zu Systemischem Management in der Sozialwirtschaft
Literatur: Nerdinger, F.W. (2012): Grundlagen des Verhaltens in Organisationen, Stuttgart, Kohlhammer