Sich dem gesellschaftlichen Transformationsprozess der Inklusion zu öffnen, stellt auch für privatwirtschaftliche Unternehmen gleichermaßen Auftrag wie Chance dar. Eine bislang als solche bisher weitgehend unberücksichtigt gebliebene, quantitativ große Zielgruppe kann zur Verfolgung verschiedener Zielsetzungen adressiert werden.
Damit dies gelingt, sind verschiedene Maßnahmen notwendig, die natürlich Kosten verursachen, die Sie vermutlich nicht immer durch zusätzlich generierte Einnahmen decken können.[1] Beginnen Sie deshalb mit einem Paradigmenwechsel und öffnen sich für eine wertschätzende und vorurteilsfreie Willkommenskultur, die Menschen mit Beeinträchtigung als Kundschaft will – das wissen sie zu schätzen, womit Sie eine wertvolle Grundlage für Ihr Marketing und Kundenbindung schaffen.
Aus dieser Haltung heraus können dann je nach Leistungsfähigkeit und konkreter Zielsetzung Ihres Unternehmens einzelne Maßnahmen entwickelt werden. Weder ist es erforderlich noch möglich, alle denkbaren Maßnahmen zur Verbesserung der Barrierefreiheit bzw. der barrierefreien Kommunikation sofort umzusetzen.
Das Ziel einer möglichst umfassenden Barrierefreiheit erfordert in der Regel größere Investitionen in die bauliche oder technische Infrastruktur, deren Rentabilität wahrscheinlich nicht durch den potentiellen Kundenzuwachs sichergestellt werden kann. Nutzen Sie deshalb unbedingt auch die zahlreichen Fördermöglichkeiten![2]
Bei allem Aufwand wird sich mittel- und langfristig ein Mehrwert für Sie ergeben, denn durch eine stärker inklusiv ausgerichtete Unternehmenskommunikation erreichen Sie nicht nur Menschen mit Beeinträchtigung, sondern z. B. auch Familien mit kleinen Kindern, ältere Menschen oder Menschen mit Migrationshintergrund. So steigern Sie insgesamt Ihre Relevanz, Attraktivität und Zukunftsfähigkeit in einer multipolaren, hochgradig differenzierten Gesellschaft, indem Sie ihre Perspektiven erweitern und neue Zugänge zu Ihren Angeboten schaffen.[3]
Martin Bock
Hier geht’s zu Teil 1 der Reihe.
[1] Zur finanziellen Leistungsfähigkeit von Menschen mit Beeinträchtigung vgl. Praxisleitfaden Marketing und Inklusion, S. 137. Diese Sicht wird gestützt von Pfaff u. a. (2005).
[2] Zum Beispiel durch die Aktion Mensch: https://www.aktion-mensch.de/foerderung/foerderprogramme/ (zuletzt abgerufen am 07.12.2018).
[3] Tellmann (2018), S. 31.
Literaturverzeichnis
„Einen neuen Markt erschließen“. Praxisleitfaden Marketing und Inklusion, https://www.gemeinsam-einfach-machen.de/GEM/DE/AS/Leuchttuerme/ Ratgeber/Leitfaden_Inklusion/SharedDocs/Downloads/ Praxisleitfaden_Marketing.pdf?__blob=publicationFile&v=1 (zuletzt abgerufen am 04.12.2018).
Pfaff, Heiko u. a. (2005): Behinderung und Einkommen. Ergebnisse des Mikrozensus 2005, hg. vom Statistischen Bundesamt, https://www.destatis.de/DE/Publikationen/ WirtschaftStatisik/Sozialleistungen/BehinderungEinkommen2005.pdf?__blob =publicationFile, zuletzt abgerufen am 05.12.2018).
Tellmann, Birgit (2018): Veränderung und Mehrwert in Museen, in: Deutscher Kulturrat (Hg.): Inklusion in Kultur und Medien (Dossier Politik & Kultur), S. 30-31