Sie als Personaler oder Personalerin haben sicher bereits Berührungspunkte mit den verschiedenen Generationen im Unternehmen gehabt. Es gibt zahlreiche Neigungen und Richtungen, die sich unter Generationenphänomenen zusammenfassen lassen. Quiet quitting könnte eine davon sein. In den USA schon länger bekannt, wird dieser Begriff mittlerweile auch hierzulande geläufiger. Doch was ist quiet quitting? Der Begriff bedeutet, dass Mitarbeitende, die bislang als hochmotiviert galten, die Mehrarbeit geleistet und proaktiv zusätzliche Aufgaben übernommen haben, nun Dienst nach Vorschrift verrichten. Sie erfüllen ihre Aufgabe weiterhin, jedoch nicht über das Geforderte hinaus, sondern lediglich bis zum Maß der arbeitsvertraglichen Regelungen. Dieses Phänomen scheint in einem direkten Zusammenhang zu den jüngeren Generationen – vor allem Millennials und Generation Z – zu stehen. Denn es sind diese Generationen, bei denen das Privatleben an oberster Stelle steht. Auch wenn eine ausgeglichene Work-Life-Balance im Zweifel eine Limitierung der beruflichen Möglichkeiten bedeutet.
Warum sorgt dieses Phänomen für Sorge auf Seiten der Personaler? In Zeiten des Fachkräftemangels gilt es natürlich, möglichst viele gute Mitarbeitende an Bord zu halten. Die Personengruppen, die Gefahr zum quiet quitting laufen, sind diejenigen, die ihren Job eigentlich gern machen und die sich den Kollegen und Kolleginnen oder der Aufgabe gegenüber verpflichtet fühlen. Sie haben bislang ein überdurchschnittlich hohes Maß an Arbeit geleistet – die im Rahmen des quiet quitting liegen bleibt und anderweitig übernommen werden muss. Diese Mitarbeitenden bilden die solide Basis von Unternehmen, die nun möglicherweise wegzubrechen lohnt. Und die besondere Herausforderung dabei ist, dass dieser Prozess leise und schleichend vonstattengeht. In vielen Fällen werden die übrigen Aufgaben vielleicht unbemerkt von anderen Kolleginnen und Kollegen übernommen – die dann nach einiger Zeit eventuell selbst in die Phase des quiet quitting eintreten. Eine Spirale, die sich unendlich fortsetzen kann.
Doch es gibt auch Gegenstimmen von Expertinnen und Experten, die keine allzu große Gefahr für den deutschen Arbeitsmarkt sehen. Durch zahlreiche gesetzliche und tarifliche Regularien sei in Deutschland schon viel geregelt. Die Corona-Pandemie hat zusätzlich zu einer Rückbesinnung und dem Wunsch nach einer stärkeren Abgrenzung zwischen Beruflichem und Privatem geführt. Es bleibt also abzuwarten, inwieweit sich dieses Phänomen tatsächlich auf den deutschen Arbeitsmarkt auswirkt.
Lesen Sie mehr dazu in Capital oder in der Personalwirtschaft