Die ersten fünf Minuten sind häufig entscheidend für die Beurteilung eines Menschen. Sobald Sie einen Bewerber von der Rezeption abgeholt haben, hinterlässt er einen bestimmten Eindruck bei Ihnen, den Sie naturgemäß nicht verhindern können.
Jeder Mensch nimmt einen anderen mit seinen fünf Sinnesorganen mehr oder weniger gleichzeitig wahr. Als erstes sehen Sie den Bewerber. Nach der Begrüßung haben Sie seine Stimme gehört und nach dem Händedruck wissen Sie, wie sich seine Hand anfühlt. Vielleicht haben Sie sein Parfum gerochen. Diese Wahrnehmungen verbinden Sie automatisch mit Ihren persönlichen Erfahrungen, die Sie sich symbolisch als Schubladen vorstellen können: War der Händedruck lasch, kommt er vielleicht in die Schublade „wenig Durchsetzungsvermögen“. Ist die Hand rau, öffnet sich vielleicht die Schublade „ungepflegt“. Spricht er zu laut, assoziieren Sie vielleicht „Aufdringlichkeit“.
Jeder Mensch hat seine eigenen „Schubladen“. Daher werden alle Eindrücke auch unterschiedlich gewertet. Dieses hängt mit unserem individuellen Wahrnehmungsfilter zusammen. In diesem Filter versammeln sich sämtliche Themen, die uns als Mensch im Laufe unseres Lebens geprägt haben. Dies können persönliche Werte und Überzeugungen, Ausbildung, Vorbilder, Kultur, Religion, Erziehung, soziales Umfeld, Erfahrungen, Erwartungen usw. sein. Dieser Filter macht uns als Mensch einzigartig und sorgt für unterschiedliche Wahrnehmungen.
Aus diesem Grund sollten Sie ein Interview immer mit mehreren Beteiligten führen, damit der persönliche Eindruck eines Einzelnen nicht zu einem falschen Ergebnis führt.
Darüber hinaus noch ein Tipp: Lassen Sie einen Bewerber von jemanden am Empfang abholen, der nicht am Interview beteiligt ist. Sie werden überrascht sein, wie ähnlich seine Eindrücke zu Ihren sind.
27. Februar 2018
| von Prof. Dr. Ulrike Emma Meißner