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17. April 2018 | von Prof. Dr. Ulrike Emma Meißner

Erfolgsfaktor Personalmanagement – Folge 21: Arbeitssucht: Ein unterschätztes Problem!

Es gibt Abteilungen im Unternehmen, wo man als Personalmanager häufig denkt, was ist da bloß los? Mitarbeiter kündigen und bewerben sich verstärkt intern, die Zahl der Fehlzeiten, insbesondere der Kurzzeiterkrankungen steigt, die Motivation und Stimmung in der Abteilung liegt scheinbar am Boden!

Prüfen Sie, ob Sie einen arbeitssüchtigen Mitarbeiter oder Vorgesetzten in dieser Abteilung haben!

Der Begriff „Workaholic“ ist in unserer Gesellschaft positiv belegt und wird häufig mit Karriere, Prestige, Leistungsfähigkeit, Produktivität und damit verbundene Anerkennung in Zusammenhang gebracht. Arbeitssucht kann aber ab einem bestimmten Grad durch hohe Fehlerquoten, Fehlzeiten oder personelle Querelen für ein Unternehmen durchaus kontraproduktiv sein.

Arbeitssucht ist eine zwanghafte pathologische Fixierung auf die Arbeit. Aus unternehmerischer Perspektive erbringen Arbeitssüchtige bis zu einem bestimmten Grad einen positiven Nutzen für Unternehmen. Doch in einem schleichenden Prozess bricht diese Nutzenkurve immer weiter ab und es können hohe Kosten und Schäden für das Unternehmen entstehen. Erkennbar wird die Krankheit, wenn der Arbeitssüchtige selbst plötzlich schwer erkrankt und über mehrere Wochen fehlt. Typische Krankheiten sind Herz-Kreislaufbeschwerden, Blackouts, permanente Erschöpfungszustände, Stimmungsschwankungen, Geschwüre oder Rückenschmerzen. Neben den Personalkosten entsteht ein wirtschaftlicher Schaden, da der Betroffene nicht mehr wertschöpfend tätig ist. Je exponierter die Position desto höher das Schadenspotential. Latente Folgen der Arbeitssucht drücken sich im Gruppenklima aus. Kollegen werden mit einem Arbeitsverhalten konfrontiert, welches zur dauerhaften psychischen und physischen Belastung werden kann. Arbeitssüchtige charakterisiert, dass sie nur schwer Aufgaben delegieren können und durch ein ausgeprägtes Kontrollverhalten anderen gegenüber auffallen. Sie sind Perfektionisten und erheben diesen Anspruch auch gegenüber Kollegen. Wutausbrüche, Launen, Ungeduld, Unverlässlichkeit und Anfälle von Arbeitswut prägen ihren Arbeitsalltag. Morgens sind sie die ersten, die im Büro sind und die letzten, die es verlassen. Am Wochenende und im Urlaub wird ebenfalls gearbeitet und die eigene Gesundheit vernachlässigt. Die Sucht wird vor sich selbst und dem sozialen Umfeld verleugnet, sie ist geprägt durch Zwanghaftigkeit und Kontrollverlust des eigenen Handelns. Kollegen und Mitarbeiter sind einer hohen Erwartungshaltung ausgesetzt, müssen sich an Arbeitsanfälle anpassen, Fehlverhalten und Chancenlosigkeit akzeptieren. Folgen dieser Belastung sind Kündigungen, interne Versetzungswünsche, Fehlzeiten sowie „innere Kündigungen“.

Kein Unternehmen kann es sich leisten, Arbeitssucht zu leugnen. Greifen Sie dieses Thema aktiv in Ihrer Personalarbeit auf und sprechen Sie Mitarbeiter und Vorgesetzte darauf an. (Detaillierte Informationen zum Personalrisiko Arbeitssucht siehe: Meißner, Ulrike (2005): Die Droge Arbeit, Peter Lang Verlag)

Dieser Beitrag ist Teil der Reihe „Erfolgsfaktor Personalmanagement“.

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Prof. Dr. Ulrike Emma Meißner
Prof. Dr. Ulrike Emma Meißner war langjährig als Personalleiterin im internationalen Umfeld tätig und hatte zuletzt die Professur für „Human Resources Management" der Hochschule Ostwestfalen-Lippe inne. Heute ist sie als International HR-Consultant & Trainer in Europa und Neuseeland aktiv. www.arbeitssucht.com
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