Die COVID-19-Pandemie und der damit verbundene Lockdown haben Eventmanager und -managerinnen vor neue Herausforderungen gestellt. Großveranstaltungen sind seit Anfang 2020 weltweit unvorstellbar und auch kleinere Events können nur noch mit starken Einschränkungen und Sicherheitsvorkehrungen veranstaltet werden.
Warum nicht aus der Not eine Tugend machen?
Der Soziologe Gerhard Schulze prägte zu Beginn der 1990er Jahre den Begriff der Erlebnisgesellschaft und bezeichnete damit die heutige Gesellschaft mit ihrer innenorientierten Lebensauffassung, für die Leben zum Er-Leben wird.
Das Erleben, das durch immer neues Happening, immer neue Events geprägt ist, hat durch das Internet und die Digitalisierung eine Beschleunigung erfahren. Auch die physische Entschleunigung, verursacht durch die Pandemie, hält diese nicht auf.
Sowohl das schier unerschöpfliche Angebot im Internet, als auch die Möglichkeit, dieses Angebot über das Smartphone flexibel überall wahrzunehmen, trägt dazu bei, dass Nutzer ein gewisses Bedürfnis entwickeln, immer ‚dabei’ sein zu wollen, also ständig neue Beiträge, Fotos, Videos, Live-Streams etc. zu konsumieren. Im digitalen Raum ist das mit und ohne Pandemie möglich.
Die Beschleunigung und Flexibilisierung hat auch schon vor der Pandemie die Nutzung von Räumen für Veranstaltungen relativiert und auf den digitalen Raum ausgedehnt. Mit der Pandemie sind die Grenzen zwischen örtlich gebundenen und Veranstaltungen im Internet weiter verschmolzen.
Die Pandemie hat das alltägliche Leben durch Einschränkung und Restriktionen entschleunigt, dafür die digitale Aktivität beschleunigt und weiter normalisiert.
Im Filmbereich sind die großen Gewinner der neuen Situation, vor allem Ausstrahlungsplattformen wie Netflix, HBO, Amazon oder Google Play. Filmfestivals mussten wegen der Pandemie größtenteils abgesagt werden oder auf Online-Angebote ausweichen.
Museen setzen während des Lockdowns auf virtuelle Ausstellungen und Besuche über die eigene Website.
Literaturbesprechungen finden nun über Zoom, Teams oder Jitsi statt.
Konferenzen, Foren und Tagungen müssen nicht mehr aufwendig an einer Universität veranstaltet werden, sondern finden auch über digitale Kommunikationsplattformen statt.
Events sind nun einerseits für ein breiteres Publikum im Internet und andererseits langfristiger zugänglich, da Live Streams häufig gleichzeitig aufgezeichnet werden und auch nach dem Live Event nachträglich noch abrufbar sind. Somit verändert sich nicht nur die örtliche, sondern auch die zeitliche Komponente der Events.
Der Prozess der Digitalisierung im künstlerischen Ausdruck geht einher mit einer Generation der digital natives, die von klein auf mit digitalen Medien in Kontakt ist, und deshalb praktisch auch von Geburt an, einen anderen Bezug zu diesen Medien hat. Sie gehören sozusagen zu ihrem täglichen Leben.
Wie selbstverständlich arbeiten Grundschulkinder heute im homeschooling mit Padlet-Pinnwänden zur Erarbeitung des Unterrichtsstoffs.
Die digital immigrants, die‚Elterngeneration‘, die den Umgang mit neuen Medien im Laufe ihres Lebens mit deren Entstehung erlernt hat, die heute noch einen großen Teil der Eventveranstalter darstellt, wird langsam von den digital natives abgelöst, die mit den neuen Medien aufgewachsen sind und das neue Publikum bilden.
Beide Gruppen haben unterschiedliche Welterfahrungen und Ausdrucks- und Kommunikationsbedürfnisse. Die Kombination der beiden Varianten stellt sicher eine erfolgversprechende Umsetzung der Event-Organisation dar.
Probieren Sie es aus! Viel Erfolg dabei!
Dr. Annette Scholz, Studienbriefautorin der Deutschen Akademie für Management