Viele Krankenhäuser und niedergelassene Ärzte, Ärztinnen und MVZ haben sich bereits zu einer gemeinsamen Versorgung von Krebskranken zusammengeschlossen um die Kooperation sektorübergreifend zu verbessern.
Bleibt die Frage, wie die kostenintensiven Behandlungen mit Zytostatika in Deutschland weiter für jeden zugänglich und durch unser Gesundheitssystem bezahlbar bleiben sollen?
Die gezielten Immuntherapien haben die klassischen systemischen Chemotherapien bei vielen Tumorerkrankungen abgelöst. Viele neue und sehr teure Medikamente nach Erstzulassung in den USA kommen jedes Jahr auf den Markt und wecken Hoffnung auf Lebensverlängerung. Arzneimittelfirmen führen nur Studien durch, die für sie Aussicht auf Marktanteile eröffnen. Deshalb sind nicht von Firmen gesponserte Studien ganz wichtig. Diese werden in Deutschland aber wenig oder gar nicht finanziell unterstützt, die Fachgesellschaften haben hierfür nur sehr begrenzte Ressourcen. Hier müsste die Politik ein eigenes Budget einrichten.
In den Kliniken werden diese sogenannten NUB (neue Untersuchungs- und Behandlungsmethoden) erst von den Krankenkassen bezahlt, wenn diese in den Budgetverhandlungen vereinbart wurden. Eine Refinanzierung des Medikaments ist nach Zulassung in Europa im Ambulanten Sektor des Onkologischen Zentrums über die jeweilige KV gesichert.
Ein Onkologisches Zentrum wird von den Fachgesellschaften zertifiziert, wenn eine vorgegebene Fallzahl qualitativ gut versorgter Krebspatient/inn/en /Jahr nachgewiesen wird.Will eine Klinik also die Refinanzierung ihrer Krebspatient/inn/en sichern, so ist das Vorhalten eines Onkologischen Zentrums Voraussetzung.
In der Praxis bedeutet das die Notwendigkeit der Formulierung von Kriterien zur stationären Aufnahme mit dem Ziel, NUB-Therapien ausschließlich ambulant anzubieten und primäre Fehlbelegung im Krankenhaus zu vermeiden, gleichzeitig die stationäre Anzahl an Fällen zu steigern.
Trifft zum Beispiel eines der folgenden AEP-Kriterien zur elektiven stationären Aufnahme eines/r Krebspatiente/i/n zu, ist von einer Refinanzierung des Medikaments und/oder einem wirtschaftlichem Gewinn über die DRG-Fallpauschale auszugehen:
1. Chemotherapie-Einleitung
2. Intravenöse Chemotherapie für mindestens drei aufeinanderfolgende Tage
3. Hochkomplexe Chemotherapie oder mittelgradige Chemotherapie mit erhöhtem Überwachungsbedarf oder hoher Toxizität
4. Die Pflege beeinflussende Komplikationen
5. Medizinische Komplikationen
Vor dem Hintergrund dieser ökonomischen und demographischen Entwicklung stehen Sie als Mediziner/in in Zukunft vor der Entscheidung, vor allem im stationären Sektor auf Palliativ-Behandlungskonzepte zu wechseln oder sich mit dem Thema Suizidassistenz auseinanderzusetzen, eine psychisch große Belastung.
Sabine Arnst
Anmerkung: Dieser Artikel beruht auf einer Thesis, die die Autorin im Rahmen ihres Fernlehrgangs zur Geprüften Gesundheitsmanagerin (DAM) abgeschlossen hat. Sie steht Teilnehmenden der DAM im Forum zur Verfügung.