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25. Oktober 2021 | von Dr. Jan Klaus Tänzler

Family Business Governance Teil 4 | Familienunternehmen, Folge 17

Ich begrüße Sie sehr herzlich zu unserer nunmehr 17. Folge des Podcast „Herausforderungen und Besonderheiten von Familienunternehmen.“ Wir sind immer noch bei der Family Governance, also der Corporate Governance speziell von Familienunternehmen. Dadurch, dass Familienunternehmen in vielen Punkten andere Herausforderungen haben also Nicht-Familienunternehmen, benötigen Sie auch eine eigene Governance, die auch Family Governance genannt wird. In den letzten Folgen haben wir bereits mit der Unternehmensnachfolge, dem Umgang mit Dividenden sowie der Gründung eines Beirats verschiedene Inhalte einer Family Governance thematisiert. Heute will ich Ihnen näher erläutern, warum sich Familienunternehmen genauer Gedanken machen sollten, wer Gesellschafter des Unternehmens werden kann und warum es so wichtig ist, auch die sogenannten passiven Gesellschafter, frühzeitig mit einzubeziehen.

Grundsätzlich werden die meisten die Frage wer Gesellschafter des Familienunternehmens werden darf für nicht sonderlich schwer zu beantworten halten und die Familie des Unternehmens im Sinn haben. Doch auf den zweiten Blick ist diese Frage nicht so einfach zu beantworten. So zeichnet sich die heutige Zeit mit ihrer Pluralisierung von Lebensformen durch andere Formen des Zusammenlebens aus als das noch vor einigen Jahrzehnten der Fall war. Nichteheliche Lebensgemeinschaften, getrenntes Zusammenleben oder auch Patchwork Familien sind heute allgegenwärtig. Die Familie des Unternehmens sollte sich daher frühzeitig überlegen, welche Voraussetzungen gelten, um Anteile am Unternehmen übernehmen zu können um damit am Unternehmen beteiligt zu sein. Diese Frage sollte auch im Rahmen von Scheidungen oder Verwitwung geklärt werden. Erbt der Ehepartner, der nicht zur Familie gehört, die Anteile des gestorbenen Partners? Und darf er womöglich die Anteile dem neuen Partner übertragen? Dieses sind Fragen auf die die Familie des Unternehmens eine Antwort haben sollte.

Weiter ist es für Familienunternehmen mit einem großen Gesellschafterkreis, wie anfangs bereits erwähnt, ratsam, sich frühzeitig damit zu beschäftigen, die sogenannten passiven Gesellschafter zu informieren und mit einzubeziehen. Unter den passiven Gesellschaftern versteht man die Anteilseigner, die keinen aktiven Part im Unternehmen innehaben. Also, die zum Beispiel im Unternehmen nicht mitarbeiten oder im Beirat vertreten sind. Gesellschafter, die mit dem Unternehmen nicht viel in Berührung kommen, weil sie unter Umständen auch im Ausland wohnen, verlieren ggf. mit der Zeit die Bindung an das Unternehmen und könnten im extremen Fall ihre Anteile verkaufen. Das wiederum kann für das Unternehmen existenzbedrohend sein, wenn kein Mitglied der Familie die Anteile übernehmen will oder kann. Werden die passiven Gesellschafter jedoch frühzeitig mit einbezogen und regelmäßig informiert, so sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass die Gesellschafter das Interesse am Unternehmen verlieren und ihre Anteile verkaufen.

Mit diesen beiden Themen möchte ich unseren Podcast für heute beenden. Das Thema Family Governance begleitet uns aber weiter. In der nächsten Folge stelle ich Ihnen die Family Charta vor, ein Dokument speziell für Familienunternehmen, welches die Inhalte der Family Governance für das jeweilige Unternehmen beinhaltet. Ich freue mich, wenn Sie dann auch wieder mit dabei sind. Bis dahin alles Gute, Ihr Jan Tänzler

 

Dieser Beitrag ist Teil der Reihe „Besonderheiten und Herausforderungen von Familienunternehmen“.

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Dr. Jan Klaus Tänzler
Dr. Jan Klaus Tänzler absolvierte eine Bankausbildung bei der Deutsche Bank AG und studierte anschließend an der RWTH Aachen, der National University of Singapore und der UC Berkeley Betriebswirtschaftslehre. Er promovierte an der Universität Mannheim über das Thema Corporate Governance und Corporate Social Responsibilty im deutschen Mittelstand. Mehrmonatige Forschungsaufenthalte führten ihn an die Western University of Australia in Perth sowie die Bank Indonesia in Jakarta. Nachdem er einige Jahre am Aufbau eines Startups beteiligt war, ist er heute Center Manager an der TU München.
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