Soziale Gerechtigkeit ist in aller Munde, aber wissen Sie auch, was man unter prozeduraler Gerechtigkeit versteht und wie Sie damit Ihren Führungserfolg steigern können?
Nehmen Sie bitte an, Ihr Chef erklärt Ihnen, dass er Ihr Gehalt in diesem Jahr nicht wie versprochen erhöhen wird. Wann sind Sie eher geneigt, ihm zu verzeihen? a) wenn er Ihnen knapp mitteilt, dass Sie kein zusätzliches Geld bekommen oder b) wenn er Sie in den Gehaltsfindungsprozess einbezogen hat und Sie daher wissen, dass die Firma gerade unverschuldet in einem finanziellen Engpass steckt? Sicher wählen Sie b). In diesem Fall würde Ihr Vorgesetzter einem Prinzip der prozeduralen Gerechtigkeit folgen. Diese Art der Gerechtigkeit richtet sich nicht auf das Ergebnis der Allokation von Ressourcen, sondern auf das Verfahren ihrer Verteilung und umfasst neben der Partizipation der Betroffenen z. B. auch die Unvoreingenommenheit der Entscheidungsträger und die Korrektheit der verwendeten Informationen (vgl. Leventhal 1980). Ein fairer Prozess beeinflusst Zufriedenheit, Commitment und Vertrauen der betroffenen Mitarbeiter sowie letztlich die Performance des Unternehmens positiv und trägt insofern zum Führungserfolg der Prozessverantwortlichen bei (vgl. Schulte/Lehmann-Willenbrock/Kauffeld 2015).
Und wie verhält sich die prozedurale zur sozialen Gerechtigkeit? Soziale Gerechtigkeit als faires Verfahren der Verteilung von Chancen auf die Mitglieder einer Gesellschaft durch staatliche Institutionen (vgl. Liebig 2009) ist eine spezifische Form der prozeduralen Gerechtigkeit.
Dr. Sabine Hertrampf ist Autorin der Fallstudie 1900 Management
Leventhal, G. S. (1980): What should be done with equity theory? New approaches to the study of fairness in social relationships. Gergen, K. J./Greenberg, M. S./Willis, R. H.: Social exchange. Advances in theory and research, New York, pp. 27-55.
Liebig, S. (2009): Soziologische Anmerkungen zur Gerechtigkeit. Was ist Gerechtigkeit und wie lässt sie sich verwirklichen? Antworten eines interdisziplinären Diskurses, Roman Herzog Institut (Hrsg.), RHI-Diskussion, Nr. 11, München, S. 28-30, https://www.romanherzoginstitut.de/publikationen/detail/was-ist-gerechtigkeit-und-wie-laesst-sie-sich-verwirklichen.html [16.05.2017].
Schulte, E.-M./Lehmann-Willenbrock, N./Kauffeld, S. (2015): Treat us fairly and we won’t complain: multi-level effects of procedural justice on complaining behavior in team meetings. Psychology, No. 6, pp. 1795-1810, http://dx.doi.org/10.4236/ psych. 2015. 614176[08.05.2017].