Viele von uns gehen zur Arbeit und machen dort hauptsächlich gleiche, ähnliche oder identische Aufgaben (immer wieder). Im Normalfall machen wir uns darüber auch nicht (sehr) oft Gedanken hierüber. Es werden die Aufgaben erledigt, die zu erledigen sind. Beruf heißt auch Alltag; und Alltag ist in vielen Fällen die Wiederkehr von Routineaufgaben oder zumindest ähnlichen Aufgaben, die es in mehr oder weniger regelmäßigen zeitlichen Abständen abzuarbeiten gilt. Sicherlich gibt es sehr viele, die sagen: „bei uns oder in dieser Situation erlebt man jeden Tag etwas Neues, kein Tag gleicht dem anderen und bei uns gibt es jeden Tag viele spannende neue Dinge. Kein Tag ist wie der andere.“ Ehrlich gesagt, zweifele ich an diesen Aussagen in den meisten Fällen doch erheblich. Wie ist es bei Ihnen? Für wie zutreffend und glaubhaft halten Sie so pauschale Statements? Wäre das in der Realität wirklich wünschenswert? Wollen Menschen wirklich in einer Position arbeiten, in der es immer wieder und wieder etwas Neues gibt? Konsequent zu Ende gedacht und umgesetzt, wäre eine solche Position beziehungsweise eine solcher Beruf nicht Dauerstress von Anfang an? Vermutlich schon. Irgendwo sehnen sich viele Menschen in ihrem Arbeitsalltag auch in einem gewissen zeitlichen Rahmen nach dem Hamsterrad der Routineaufgaben. Aufgaben die regelmäßig wiederkehren und abgearbeitet werden (müssen).
Was die meisten Personen meinen, die eine solche oben genannte Aussage treffen ist, dass die Ausgangssituation minimal verschieden ist, aber die Herangehensweise und die Form der Arbeit mehr oder weniger gleichbleibt. Dies dann allerdings als „jeden Tag etwas Neues“ nach außen zu verkaufen, halten viele bestimmt für fragwürdig.
Neue Aufgaben, die verbunden sind mit sich neu anzueignenden Kompetenzen und Fähigkeiten, müssen erst erlernt und dann regelmäßig angewendet werden. Nur so ist es möglich eine Routine zu entwickeln und die Aufgaben in einer angemessenen Zeit möglichst fehlerfrei und mit genug Selbstvertrauen bewältigen zu können. Wenn Sie sich an Ihre Schulzeit oder aber Ihre Ausbildung zurückerinnern, kommt Ihnen dieses grundlegende pädagogische und didaktische Prinzip sicherlich sehr bekannt vor – (er)lernen und üben beziehungsweise anwenden und dabei vorhandenes Wissen anwenden und übertragen können. Das Hamsterrad hat also zurecht auch heute noch seine Berechtigung in der beruflichen Weiterentwicklung, es muss nur zur richtigen Zeit und im richtigen Umfang genutzt werden. Sicherlich ist es für die persönliche berufliche Entwicklung auch nicht hilfreich, wenn man sich nicht, sehr kurz aber viel zu lange oder nur im Hamsterrad bewegt. Bildlich gesprochen muss auch mal auf der Stelle getreten werden um Aufgaben, Prozesse und Vorgehensweisen einzuüben und zu ritualisieren. Allerdings kommt man – ebenfalls bildlich gesprochen – durch einen dauerhaften Verbleib im Hamsterrad nicht vorwärts, es bleibt immer auf der gleichen Stelle auch wenn man sich komplett dabei verausgabt.
Verhindert werden sollte, dass sich ein Hamsterrad wie eine Karriereleiter anfühlt. Man sollte Mitarbeitenden nicht vormachen und sie glauben lassen, dass sie durch ein Verbleiben im Hamsterrad die Karriereleiter erklimmen. Für einige und gegebenenfalls für viele mag es sich nämlich so anfühlen. Verbunden ist die Karriereleiter aber damit, dass mindestens gelegentlich aus dem Hamsterrad ausgestiegen und neue Kompetenzen erworben werden.
Anzustreben ist durch das Personalmanagement und vor allem durch die Personalentwicklung und das Talent Management daher eine ideale Kombination aus Hamsterrad und Karriereleiter. Bildlich gesprochen kann durch das Erlernen von neuen Kompetenzen und Fähigkeiten außerhalb des Hamsterrads in ein größeres Hamsterrad (am größeren Rad drehen) oder aber in ein Hamsterrad auf einer höheren Ebene eingestiegen werden, um Erfahrungen und Routine auch bei diesen neuen Aufgaben und Verantwortungen erreichen zu können. Die Koordination dieses Entwicklungsprozesses muss das Talentmanagement und die Personalentwicklung sicherstellen und zwar für jeden einzelnen Mitarbeitenden in einem individuellen Tempo. Um weiterhin im bildlichen Vergleich zu bleiben und hier nun einen sportlichen Vergleich anzuführen, der sich beim Hamsterrad und dem Erklimmen der Karriereleiter anbietet, kann man sagen, andere sind eben fitter, schneller, sportlicher oder talentierter als andere. Talentmanager müssen dies berücksichtigen und nicht für alle den identischen Entwicklungsschritt beziehungsweise die gleiche Entwicklungsgeschwindigkeit zu Grunde legen.
Wie ist Ihre Meinung zu dem Vergleich? Stimmen Sie mit dem dargestellten überein? Hätten Sie einen anderen bildlichen Vergleich gewählt, der Ihrer Meinung nach passender ist?