Eine Studie hat untersucht, ob ein „Hybrid-Training“, also metakognitive Fertigkeiten wie Planen–Überwachen–Bewerten kombiniert mit einer konkreten kognitiven Lernstrategie, dazu führt, dass Lernende diese metakognitiven Kompetenzen auf neue Aufgaben übertragen – und ob dadurch auch Inhaltswissen besser aufgebaut wird. Was ist dabei herausgekommen?
Was sind metakognitive Fertigkeiten? Sie steuern wie gelernt wird: Ziele setzen, eine Strategie bewusst geplant anwenden, den Lernfortschritt überwachen und am Ende bewerten, was gut lief und was angepasst werden muss. Ein Hybrid-Training verknüpft diese Steuerung eng mit einer Lernstrategie (z. B. einer 3-Schritt-Lesestrategie). Die Idee: Erst wenn „Was tue ich?“ und „Wie gut tue ich es?“ zusammen trainiert werden, automatisiert sich gutes Vorgehen und kann übertragen werden.
Ist ein solches Training wirksam? Die Antwort lautet ja – mit einer wichtigen Einschränkung. In einer randomisierten Schulstudie mit 243 Lernenden über 15 Wochen förderte das Hybrid-Training die spontane Übertragung metakognitiver Fertigkeiten sowohl auf nahe als auch auf ferne Lernszenarien (z. B. auf eine andere Strategie). Inhaltswissen nahm jedoch nur zu, wenn der Einsatz der metakognitiven Fertigkeiten nahe beim trainierten Setting lag; beim fernen Transfer reichte die verfügbare Kapazität oft nicht, um zusätzlich Inhalte tief zu verarbeiten. Kurz: Transfer ja, aber Leistungsplus vor allem bei naher Passung zwischen Training und Anwendung.
Warum ist das plausibel? Metakognitive Steuerung kostet kognitive Ressourcen. Nah am Trainierten sind die Qualitätskriterien („Woran erkenne ich, dass ich die Strategie gut anwende?“) bereits verfügbar – dadurch bleibt Arbeitsgedächtnis frei für das Lernen von Inhalten. Beim fernen Einsatz müssen diese Kriterien erst neu aufgebaut werden; die zusätzliche Last schmälert den unmittelbaren Wissenszuwachs. Die Autoren empfehlen deshalb: zuerst metakognitive Fertigkeiten eng an eine Strategie koppeln und stabil machen, dann gezielt übertragen.
Das Fazit lautet also:
Ein Hybrid-Training macht metakognitive Kompetenzen übertragbar – und es verbessert den Lernerfolg, wenn Anwendung und Training nah beieinander liegen. Praktisch heißt das: in Zyklen arbeiten (einige Wochen lang eine Strategie + Planen/Überwachen/Bewerten konsequent einüben), klare Standards für „gute Anwendung“ bereitstellen und den Transfer schrittweise auf neue Strategien ausrollen.
Quelle: Stebner, F., Schuster, C., Weber, X.-L., Greiff, S., Leutner, D., & Wirth, J. (2022). Transfer of metacognitive skills in self-regulated learning: Effects on strategy application and content knowledge acquisition. Metacognition and Learning, 17, 715–744. https://doi.org/10.1007/s11409-022-09322-x