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22. September 2020 | von Dr. Marvin Hecht

Investitionen verstehen | Lifehacks BWL, Folge 6

Oft werden die Begriffe Investition und Finanzierung in einem Atemzug genannt. Für Laien mögen sie weitestgehend dieselbe Bedeutung haben, doch dies ist ein Irrtum. Betriebswirtschaftlich betrachtet sind die beiden Begriffe klar voneinander abzugrenzen: Während die Finanzierung alle Maßnahmen zur Beschaffung von finanziellen Mitteln für einen bestimmten Zeitraum umschreibt, stellt die Investition vielmehr die Mittelverwendung dar. Finanzielle Mittel werden dazu verwendet, um Anlage- und/oder Umlaufvermögen zu beschaffen. Eine Investition beginnt immer mit einer Auszahlung und strebt einen Nutzen für das Unternehmen an. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen objektbezogenen Investitionen einerseits (das heißt materielle beziehungsweise immaterielle Investitionen) und wirkungsbezogenen Investitionen andererseits wie zeitpunktbezogene Investitionen, Reinvestitionen oder auch Investitionen mit Rationalisierungscharakter. Für die Investitionsrechnungen kommen je nach Anlass oder Sinn der Betrachtung entweder statische oder dynamische Investitionsverfahren in Betracht. Statische Verfahren sind immer nur auf ein Jahr ausgelegt und arbeiten mit Durchschnittswerten, wohingegen dynamische Verfahren die gesamte Nutzungsdauer der Investition betrachten. Im Folgenden möchte ich Ihnen einige Investitionsverfahren etwas genauer erläutern. Da die Verfahren der dynamischen Investition wie die Kapitalwert- (hierzu zählt auch die Methode des internen Zinsfußes) oder die Annuitätenmethode, bei der alle Zahlungen, die mit dem Investitionsobjekt verbunden sind, gleichmäßig auf die Nutzungsjahre verteilt werden, relativ komplex sind, möchte ich mich im Rahmen diesen Podcasts auf die statischen Investitionsverfahren beschränken.

Eines der statischen Investitionsverfahren stellt die Kostenvergleichsrechnung dar. Bei dieser Methode werden die jährlichen Durchschnittskosten von zwei oder mehreren Investitionsvorhaben miteinander verglichen. Man stellt also beispielsweise die Kosten von zwei verschiedenen Maschinen gegenüber. Sinn macht dieser Kostenvergleich natürlich nur, wenn die Erlöse der Investitionsvorhaben gleich hoch sind. Wenn also die Maschine A höhere Kosten als die Maschine B verursacht, aber auch höhere Erlöse einspielt, macht die Kostenvergleichsrechnung keinen Sinn. Halten wir fest: Die Erlöse der zu vergleichenden Investitionsvorhaben müssen bei der Kostenvergleichsrechnung gleich sein.

Ein weiteres statisches Instrument ist die Amortisationsrechnung. Dieses Verfahren dient zur Berechnung der Amortisation eines oder mehrerer Investitionsprojekte. Die Amortisation bezeichnet den Zeitpunkt, an dem ein Investitionsprojekt seine Anschaffungsausgaben refinanziert hat. Stellen wir uns hierzu ein Beispiel vor: Nehmen wir an, wir projektieren eine Anlage mit einem Anschaffungswert von € 10.000. Gehen wir nun davon aus, dass uns diese Anlage jährliche Auszahlungen in Höhe von € 3.000 liefert. Kumuliert betrachtet stellen wir also fest, dass nach einer Nutzungsdauer von vier Jahren das Projekt vollständig amortisiert wurde.

Die Gewinnvergleichsrechnung hat hingegen zum Ziel, den durchschnittlichen Periodengewinn einer oder mehrerer Investitionsprojekte zu ermitteln. Im Vergleich mehrerer Projekte ist logischerweise das Projekt am vorteilhaftesten, welches den höchsten Gewinn erzielt.

Die letzte Methode, welche ich Ihnen vorstellen möchte, ist die Rentabilitätsrechnung. Die Rentabilitätsrechnung dient zur Berechnung der jährlichen Rentabilität eines oder mehrerer Investitionsprojekte. Die Rentabilität gibt hierbei den prozentualen Anteil an, um den sich das durchschnittlich im Investitionsprojekt gebundene Kapital innerhalb einer Periode verzinst. Das Ergebnis der Rentabilitätsrechnung ist also stets ein Prozentwert. Die Rentabilitätsrechnung folgt in der Regel auf die eben erwähnte Gewinnvergleichsrechnung, da deren Ergebnis die Berechnung der Rentabilität vereinfacht. Auch anhand der Rentabilität können Investitionsentscheidungen bewertet werden. Dabei ist das Investitionsprojekt mit der höchsten Rentabilität am vorteilhaftesten und wird letztlich präferiert.

Literatur:

Simon, F.: Rechnungswesen-verstehen.de, Stand der Information: 2019, erhältlich unter: https://www.rechnungswesen-verstehen.de , Abruf am: 11.04.2020.

 

Dr. Marvin Hecht

 

Bwl
Dieser Beitrag ist Teil der Reihe „Lifehacks BWL“.

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Dr. Marvin Hecht
Dr. Marvin Hecht ist Beamter in einer Bundesbehörde und verfügt über fundierte mehrjährige Erfahrung in der öffentlichen Verwaltung. Seine berufliche Laufbahn begann an der Hochschule und führte ihn über Stationen als Doktorand und Postdoc. Besonders prägend waren seine Lehrtätigkeiten an einer Techniker- und Ingenieurfachschule. Neben seiner Tätigkeit publiziert Dr. Hecht regelmäßig und engagiert sich freiwillig als Mentor für den akademischen Nachwuchs sowie als Gutachter in verschiedenen Gremien. Er studierte Wirtschaftsingenieurwesen an der Technischen Universität Clausthal und promovierte dort im Maschinenbau. Zusätzlich schloss er ein Ergänzungsstudium für Recht/Verwaltung und Führung/Wirtschaftlichkeit an der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer ab. Dr. Hecht ist zertifiziert in Hochschuldidaktik, interkultureller Kompetenz sowie überfachlichen Kernkompetenzen wie wissenschaftlichem Arbeiten, Persönlichkeits- und Karriereentwicklung. Zudem absolvierte er eine wissenschaftliche Weiterbildung in künstlicher Intelligenz an der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg. Dr. Hecht war Gründer und langjähriger Inhaber eines erfolgreichen Umzugsunternehmens, welches bis heute in Familienhand weitergeführt wird, und ist dort weiterhin Generalbevollmächtigter. Nach seiner Zeit in der Wissenschaft war er zunächst als Leitender Ingenieur bei der Bundeswehr tätig und arbeitet nun im Bundesministerium der Verteidigung. Er ist außerdem freiberuflicher Dozent, privater Investor und engagiert sich ehrenamtlich als Richter in der Jugendschöffengerichtsbarkeit am Landgericht Braunschweig.
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