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17. November 2022 | von Anika Rosche

Job Crafting: Do it yourself-Aufgabengestaltung für Mitarbeitende?

Sie als Personalmanager/in haben sicherlich schon zahlreiche Stellenbeschreibungen für Mitarbeitende erstellt. Sind solche Stellenbeschreibungen in Ihrem Unternehmen auch für Führungskräfte üblich? In der Regel ist es nämlich so, dass für Mitarbeitende vorgefasste Jobprofile bestehen, für die eine passende Person gefunden werden muss und die in diesem Rahmen agiert. Bei Führungspositionen ist die Ausgestaltung der Tätigkeit, des Handlungsspielraums, der sozialen Interaktion zumeist deutlich dehnbarer und kann von der die Position ausfüllenden Person bestimmt werden. Dies könnte sich in Zeiten von Digitalisierung und Agilität mit dem noch relativ neuen Konzept Job Crafting zukünftig ändern.

Das Konzept besagt, dass Mitarbeitende ihren Arbeitsplatz, ihre Arbeitsumgebung und -inhalte sowie den sozialen Rahmen selbst aktiv gestalten können. Das Konzept wurde von Amy Wrzesniewski und Jane E. Dutton entwickelt und unterscheidet grundsätzlich zwei Richtungen des Job Crafting:

wachstumsorientiert: Ziel des Mitarbeitenden ist Wachstum, Entwicklung und Beförderung, welches durch zusätzliche Aufgabenübernahme oder Ressourcenbereitstellung generiert werden soll

vermeidungsorientiert: der/die Mitarbeitende zielt auf die Vermeidung oder Beseitigung von als negativ empfundenen Anforderungen

Wie ist Job Crafting aus wirtschaftlicher Sicht für das Unternehmen zu bewerten? Die Auswirkungen von wachstums- und vermeidungsorientiertem Job Crafting haben Philipp W. Lichtenthaler und Andreas Fischbach im Jahr 2018 untersucht. Sie stellten eine positive Korrelation von wachstumsorientiertem Job Crafting mit Arbeitsleistung und Engagement fest, vermeidungsorientiertes Job Crafting hingegen weist einen leicht negativen Effekt in Bezug auf das Engagement auf. Aufgrund dieser und weiterer Studien scheint es plausibel, dass leistungsstarke Mitarbeitende eher dem wachstumsorientierten Job Crafting zugeneigt sind, leistungsschwache Mitarbeitende eher der vermeidungsorientierten Richtung zustreben. Aus Unternehmenssicht sind somit vermeidungsorientierte Job Crafting Bestrebungen möglichst zu vermeiden, wohingegen wachstumsorientierte Verhaltensweisen gefördert und verstärkt werden sollten. Faktoren, die Job Crafting begünstigen, liegen vornehmlich in der Persönlichkeit der Mitarbeitenden begründet und sind bspw. Proaktivität, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion und Offenheit. Doch auch einige Führungsstile, die die Eigeninitiative der Mitarbeitenden fördern, zeigen eine positive Auswirkung auf wachstumsorientierte Job Crafting Aktivitäten. Somit zeigt sich, dass eine Förderung vonseiten der Unternehmen für wachstumsorientierte Job Crafting Aktivitäten empfehlenswert ist, jedoch nur dann Erfolg zeigen kann, wenn die entsprechenden Persönlichkeitsmerkmale der Mitarbeitenden vorhanden sind. Mitarbeitende haben damit die Möglichkeit, sich ihren maßgeschneiderten Job zu gestalten.

Lesen Sie mehr zu den zugrundeliegenden Studien und Quellen bei Haufe

Anika Rosche
Anika Rosche hat Medienwirtschaft studiert, eine Ausbildung zur Verlagskauffrau absolviert sowie Zertifzierungen als Personal- und Projektmanagerin abgeschlossen. Sie ist Geprüfte Personalmanagerin (DAM) und arbeitet als HR Director Holding.
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