2018, 2014 und 2019 waren in Deutschland die drei wärmsten Jahre seit Beginn der regelmäßigen Wetteraufzeichnungen in 1881. An mehreren Tagen wurden in 2019 Rekordtemperaturen von über 40 Grad Celsius erreicht. Doch auch weltweit zeigen zahlreiche Extremwetterereignisse, wie große Überschwemmungen, zerstörerische Tornados sowie anhaltende Dürren, die Waldbrände begünstigen, die zunehmende Verletzlichkeit der Menschheit gegenüber der Natur. Unter Wissenschaftlern ist nahezu unumstritten, dass es einen Klimawandel gibt und dass dieser zumindest zu erheblichen Teilen durch menschliche Aktivitäten verursacht wird (vgl. IPCC, 2016, S. 2). Die negativen Konsequenzen des hohen Ausstoßes von Treibhausgasen und der dadurch bedingten Erderwärmung betreffen nicht nur Länder und Branchen (vgl. Hubert, 2018, S. 1257 f.), sondern auch Unternehmen und Verbraucher. Es stellt sich die Frage: Wie stark ist mein Unternehmen in den nächsten Jahren betroffen?
Konsequenzen des Klimawandels für Unternehmen (Quelle: eigene Darstellung)
Direkte Folgen der Erderwärmung treffen vor allem Firmen, die in Branchen tätig sind, in denen Infrastruktureinrichtungen von großer Bedeutung sind oder in denen die natürlichen Ressourcen für den Erfolg am Markt eine wichtige Rolle spielen. Dazu gehören besonders Unternehmen der Energie- und der Verkehrswirtschaft sowie Betriebe des Tourismusbranche und der Land- und Forstwirtschaft. Vielleicht litten Sie selbst schon als Kunde oder Kundin unter umgeknickten Strommasten oder gesperrten Bahnstrecken nach extremen Wetterereignissen. Das Beispiel BASF zeigt, dass aber auch andere Branchen betroffen sein können. Im Herbst 2018 wurde die Produktion des Chemiekonzerns stark beeinträchtigt, weil der Rhein nach einer monatelangen Trockenheitsphase Niedrigwasser hatte und die Binnenschifffahrt zum Stillstand kam. Das Unternehmen konnte dadurch nicht mit Rohstoffen beliefert werden.
Für viele Firmen werden aber die indirekten Folgen des Klimawandels eine wesentlich größere Rolle spielen. Um den hohen Treibhausgasausstoß zu begrenzen, kommt es zu Veränderungen im rechtlich-regulatorischen Umfeld (z. B. Produktstandards, CO2-Bepreisung). Dies führt zu einem starken Strukturwandel, der zusätzlich noch durch technologische Neuerungen (z. B. neue Antriebstechnologien bei Pkws) und durch den Wertewandel in Teilen der Gesellschaft (z. B. vegetarische Ernährung, Flugscham) befeuert wird. Betriebe müssen zudem im Rahmen ihres Risikomanagements Klimarisiken berücksichtigen. Dies ist die Basis für Strategien zur Steuerung und Bewältigung dieser Risiken (vgl. Hasenmüller, 2009, S. 160 ff.). Beispiele sind das Abschließen von Versicherungen gegen Unwetterschäden, die Berücksichtigung zusätzlicher Lieferanten und Lieferwege, um jederzeit selbst produzieren zu können, oder die Umstellung des eigenen Güterangebots auf umweltfreundlichere Produkte.
Quellen:
Hasenmüller, P. (2009): Unternehmensrisiko Klimawandel – Risiken managen und Chancen strategisch nutzen, Wiesbaden.
Hubert, F. (2018): Ökonomische Aspekte des Klimawandels, in: WISU – Das Wirtschaftsstudium, 47. Jg., Heft 11/2018, S. 1254-1260.
IPCC – Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen (2016): Klimaänderung 2014 – Synthesebericht (deutsche Übersetzung), Bonn.
Aktuelle Informationen zu Themen rund um den Klimawandel finden sich auf der Homepage des Umweltbundesamtes unter https://www.umweltbundesamt.de /.
Prof. Dr. Frank Hubert, Mannheim