Nutzen Sie in Ihrer Personalabteilung bereits künstliche Intelligenz? Zunehmend finden Tools wie Chat GPT auch in der Arbeitswelt Verbreitung. Dies führt natürlich zu der Frage, inwieweit künstliche Intelligenz zukünftig dazu führen wird, dass Arbeitskräfte in gewissen Funktionen obsolet sein werden
Der Ökonom Jens Südekum teilt diese Bedenken nur teilweise. Er betont, dass die Arbeitswelt zwar im Zuge des technologischen Fortschritts tiefgreifenden Veränderungen unterliegen wird, es jedoch keinen Grund zur Panik gibt. Seiner Einschätzung nach wird es auch in einer KI-geprägten Zukunft ausreichend Arbeit für Menschen geben, wenngleich in neuen Formen und Strukturen.
Südekum verweist auf vergangene technologische Entwicklungen, wie die Einführung von Robotik und Computerisierung, um aufzuzeigen, dass technologische Fortschritte zwar stets zu einem Verlust bestimmter Arbeitsplätze führen, jedoch gleichzeitig neue Beschäftigungsmöglichkeiten schaffen. So wie in früheren Wellen der Automatisierung werden auch bei KI Berufe wegfallen, aber neue Aufgaben entstehen, die den menschlichen Arbeitskräften zugutekommen. Der Einsatz von KI in Unternehmen bedeutet nicht das Ende von Arbeit, sondern eine Transformation der Arbeitswelt, die Anpassungsfähigkeit und Weiterbildung erfordert.
Gleichzeitig räumt Südekum ein, dass KI potenziell mehr Arbeitsplätze eliminieren könnte, als sie schafft. Insbesondere in Bereichen mit stark repetitiven Aufgaben, wie im Bankwesen oder im Versicherungssektor, könnten viele Tätigkeiten automatisiert werden. Berufe, die vor allem auf Routinetätigkeiten beruhen, sind besonders anfällig für den Einfluss von KI. Auch der Journalismus könnte betroffen sein, da KI in der Lage ist, einfache Texte zu generieren und Informationen zusammenzufassen.
Trotz dieser Risiken sieht Südekum auch Chancen in der Veränderung. Automatisierung durch KI könne dazu führen, dass Menschen sich vermehrt auf kreative und interaktive Aufgaben konzentrieren können, die nicht so leicht durch Maschinen ersetzt werden können. In Berufen, die sich aus einer Mischung aus Routinetätigkeiten und kreativen Aufgaben zusammensetzen, könnten Menschen von der Entlastung durch KI profitieren. Die langweiligen und zeitintensiven Aufgaben würden von Maschinen übernommen, während die anspruchsvolleren und kreativeren Tätigkeiten den Menschen vorbehalten blieben. Auf diese Weise könnte KI die Qualität der Arbeit in vielen Bereichen sogar verbessern.
Ein zentraler Punkt in der Diskussion um die Zukunft der Arbeit mit KI ist die Frage, wie der Übergang für die betroffenen Arbeitnehmer gestaltet werden kann. Südekum betont die Wichtigkeit von Umschulungs- und Weiterbildungsprogrammen, um den Wandel erfolgreich zu gestalten. Es sei entscheidend, rechtzeitig einen Rahmen zu schaffen, der es Beschäftigten ermöglicht, neue Fähigkeiten zu erlernen und sich auf die veränderten Anforderungen des Arbeitsmarktes vorzubereiten.
Dabei hebt Südekum hervor, dass es in manchen Fällen einfacher sein könnte, etwa wenn Unternehmen ihre Mitarbeiter intern weiterbilden und auf neue Tätigkeiten vorbereiten. Schwieriger werde es hingegen, wenn Unternehmen im Zuge des Strukturwandels verschwinden und ganze Berufszweige betroffen sind. In solchen Fällen sei es entscheidend, den Übergang so zu gestalten, dass die Betroffenen nicht in eine längere Phase der Arbeitslosigkeit fallen, sondern durch gezielte Umschulungen schnell wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden.
Ein weiterer Aspekt, den Südekum betont, ist der demographische Wandel in Deutschland. Der Fachkräftemangel, der in vielen Branchen bereits spürbar ist, könnte eine zentrale Rolle dabei spielen, die negativen Auswirkungen von KI auf den Arbeitsmarkt abzufedern. Selbst wenn durch KI Arbeitsplätze verloren gehen, bestehen für viele Beschäftigte gute Chancen, rasch eine neue Anstellung zu finden. Diese neue Arbeit könnte nicht nur eine Notlösung sein, sondern im besten Fall auch gut bezahlte Positionen umfassen, die den Arbeitnehmern attraktive Perspektiven bieten.
Insgesamt zeichnet Südekum ein differenziertes Bild von den Auswirkungen der Künstlichen Intelligenz auf den Arbeitsmarkt. Zwar wird es durch KI zu Veränderungen und in einigen Bereichen auch zu Arbeitsplatzverlusten kommen, doch bieten sich gleichzeitig neue Chancen, insbesondere durch eine gesteigerte Produktivität und die Möglichkeit, sich auf kreativere Aufgaben zu konzentrieren. Entscheidend ist es, den Wandel aktiv zu gestalten und die notwendigen Rahmenbedingungen für Umschulungen und Weiterbildungen zu schaffen. In Verbindung mit dem Fachkräftemangel könnte KI somit nicht nur eine Bedrohung, sondern auch eine Chance für den Arbeitsmarkt der Zukunft darstellen.
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