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10. Januar 2019 | von Rebecca Bräutigam

Kultur- und Kreativpiloten

Jedes Jahr werden im Namen der Bundesregierung 32 Unternehmen als Kultur- und Kreativpiloten Deutschland ausgezeichnet. Auch in diesem Jahr war das Interesse an dem undotierten Preis hoch, insgesamt wurden 759 Bewerbungen eingereicht. Die Auszeichnung richtet sich an Unternehmen, Selbständige, Freiberufler, Gründer und Gründerinnen und Projekte aus der Kultur- und Kreativwirtschaft und deren Schnittstellen zu anderen Branchen. Doch warum braucht es diesen Branchenpreis überhaupt? Schließlich liegt laut Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) die deutsche Kultur- und Kreativszene im europäischen Vergleich mit knapp 1,2 Millionen Erwerbstätigen und einem Umsatz von 158 Mrd. Euro im Jahr 2017 an der Spitze. Die Branche zeichnet sich jedoch auch durch fehlende Netzwerke, geringes Branchenbewusstsein, mangelnde individuelle Förderung und fehlende Sichtbarkeit aus. Hier setzt die Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung an. Sie wurde 2007 ins Leben gerufen und arbeitet seither daran, die Wettbewerbsfähigkeit der Kultur- und Kreativwirtschaft zu stärken und die Erwerbschancen innovativer kleiner Kulturbetriebe zu verbessern. Ein zentrales Element bei der Umsetzung dieser Ziele sind die Leuchtturm-Projekte, zu denen auch die Auszeichnung Kultur- und Kreativpiloten zählt. Organisator der Auszeichnung ist der Verein u-institut für unternehmerisches Denken und Handeln e.V., das Projekt wird mit Unterstützung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien umgesetzt.

Für Kulturmanagerinnen und Kulturmanager ist die Auszeichnung eine gute Möglichkeit, ein innovatives Projekt einer Experten-Jury vorzustellen und das eigene Netzwerk zu erweitern. Zu den Auswahlgesprächen werden 96 Bewerberinnen und Bewerber eingeladen. Wer die Auszeichnung gewinnt, darf sich (leider) nicht über ein üppiges Preisgeld freuen. Stattdessen erwartet die 32 Preisträger ein einjähriges Mentoring-Programm zur Weiterentwicklung des Unternehmens, Expertenworkshops, Zugang zum Kreativpiloten-Netzwerk und deutschlandweite Aufmerksamkeit im Rahmen der Berichterstattung zur Auszeichnung. Für Projekte, die noch ganz am Anfang ihrer Entwicklung stehen, ist das Coaching durch die zwei Mentoren besonders wertvoll, etablierte Unternehmen profitieren vor allem von der kostenlosen PR und dem Label Kultur- und Kreativpilot, das wie ein Qualitätsmerkmal wirkt.

Seit der ersten Auszeichnung gab es 288 Titeltragende. Nach Angaben der Organisatoren sind 92 Prozent der seit 2010 ausgezeichneten Unternehmen heute noch erfolgreich am Markt. Darunter sind viele sehr unterschiedliche Projekte: detektor.fm gehörte zu den ersten Preisträgern und ist heute vielfach preisgekrönt und einer der wichtigsten Podcastanbieter in Deutschland. 2013 wurde „original unverpackt“ ausgezeichnet, einer der ersten Supermärkte ohne Einwegverpackungen, der den Zero Waste Lebensstil erfolgreich in Deutschland einführte.

Bei den diesjährigen Preistragenden stehen Themen wie Integration, Umweltschutz und Digitalisierung im Vordergrund. Anfang nächsten Jahres findet die offizielle Auszeichnungsveranstaltung statt.

Rebecca Bräutigam
Rebecca Bräutigam (geb. Baasch) hat Kulturwissenschaften, Politikwissenschaft und Internationales Kunstmanagement studiert. Sie ist Kauffrau für Marketingkommunikation, Gründerin eines Kulturvereins und derzeit in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit eines Museums tätig.
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