Logo ManagementJournal
3. Februar 2022 | von Anika Rosche

Kulturwandel hin zu mehr Empowerment

Würden Sie die Kultur in Ihrem Unternehmen als eine Empowerment-Kultur beschreiben? Definitionsgemäß handelt es sich dabei um ein Umfeld, in dem Autonomie und erweiterte Mitbestimmungsmöglichkeiten für Mitarbeitende rund um ihren Arbeitsplatz bestehen. Mitarbeitende bekommen in diesem Fall Entscheidungsbefugnisse und Verantwortung von ihren Führungskräften übertragen, um so selbstständiger an Themen arbeiten zu können. Darüber hinaus bezieht sich Empowerment auch auf Gebiete wie die eigene Weiterentwicklung der Mitarbeitenden. Wo früher von der Führungskraft oder der Personalabteilung Maßnahmen an die Mitarbeitenden zur Weiterentwicklung gegeben wurden, sucht der Mitarbeitende in diesem neuen Setup Maßnahmen selbst aus, die die von ihm/ihr benötigten Themenfelder abdecken und lässt sich diese von der Führungskraft genehmigen. Es herrscht also eine deutlich größere Selbstbestimmung. Diese geht jedoch auch mit einer erweiterten Verantwortungsübernahme durch die Mitarbeitenden einher.
Der Kulturwandel spielt sich somit zunächst zu großen Teilen bei den Führungskräften und im Management ab. Denn letztlich ist grundlegende Voraussetzung für funktionierendes Empowerment, dass Führungskräfte in der Lage und willens sind, Verantwortung an die Mitarbeitenden zu übertragen. Wertschätzung und Vertrauen sind wichtige Grundpfeiler, auf denen Empowerment fußt.

Doch nicht allein die Führungskräfte entscheiden über Erfolg oder Misserfolg des Empowerment. Die treibenden Kräfte dessen sind letztlich die Mitarbeitenden. Sie müssen ebenfalls willens und in der Lage sein, diese Verantwortung zu übernehmen. Ein solcher Wandel geht also selbstverständlich nicht von heute auf morgen vonstatten. Hier ist das Management gefragt, eine entsprechende Einführung auf allen Ebenen voranzutreiben und Führungskräfte und Mitarbeitende zu befähigen, diesen Wandel in die Tat umzusetzen.

Denn warum macht Empowerment auch aus Management-Sicht Sinn? Auch hier sind die Stichworte Digitalisierung und Beschleunigung der Prozesse in unserer „neuen“ Welt ausschlaggebend. Um mit den Veränderungen am Markt Schritt halten zu können, müssen Unternehmensprozesse schneller und effizienter ablaufen als noch in der Vergangenheit. Wo früher wochenlange Abstimmungsprozesse über alle Unternehmensebenen gang und gäbe waren, braucht es heute kurzfristige Reaktionen. Und diese sollten bestenfalls an der Basis von Fachexperten getroffen werden können, um mit der Entwicklung Schritt halten zu können. Damit geht der Abbau von Hierarchien einher. Dieser Schritt ist ein Kulturwandel, der gerade in großen und tradierten Unternehmen ein Umdenken erfordert – auf allen Ebenen.

Die positiven Effekte von Empowerment sind auch in Studien nachgewiesen worden: So zeigt beispielsweise das Gallup Institut in seinem jährlichen Engagement Index positive Aspekte auf die Motivation von Mitarbeitenden in autonomen Strukturen. Damit einher geht jedoch das Erfordernis an Führungskräfte, eine Coach-ähnliche Rolle anzunehmen, die durch Wertschätzung geprägt ist und eine Fehlerkultur fördert. Auch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) stellt fest, dass Entwicklungsförderung und Wertschätzung einen großen Einfluss auf die Arbeitsqualität und den Umgang mit möglichen Belastungen haben.

Zusammenfassend kann somit festgestellt werden, dass Mitarbeitende, die über ein hohes Maß an Selbstbestimmung verfügen, zufriedener und belastbarer sind als Mitarbeitende, die lediglich nach Anweisung arbeiten. Eine höhere Motivation und Zufriedenheit führen in der Folge zu einer stärkeren Bindung an den Arbeitgeber, die gerade in Zeiten des war for talents wertvoll ist. Somit ist Empowerment als Win-win-win Situation für alle zu bezeichnen: für Mitarbeitende, Führungskräfte und das Management.

Lesen Sie mehr

im Wirtschaftslexikon von Gabler
im Humanresourcesmanager
bei Gallup
Beim Institut für Arbeitsmarktforschung

Anika Rosche
Anika Rosche hat Medienwirtschaft studiert, eine Ausbildung zur Verlagskauffrau absolviert sowie Zertifzierungen als Personal- und Projektmanagerin abgeschlossen. Sie ist Geprüfte Personalmanagerin (DAM) und arbeitet als HR Director Holding.
DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner