Logo ManagementJournal
12. März 2019 | von Prof. Dr. Torsten Spandl

Macht

[ Transkript: ]

Ein Begriff wie ein Donnerhall: Macht! Macht klingt immer nach Überzeugung, nach Durchsetzung, nach Aggressivität, dabei ist Macht selber eigentlich ein nicht wirklich gerichtetes Wort und wir können aus Macht nicht ableiten, ob der Begriff nun etwas Positives oder etwas Negatives darstellt. Deswegen müssen wir es auch gerade im Kontext von Führung thematisieren. Weil wenn ich Führungskraft bin, muss ich Wege finden auch Macht auszuüben, um meine Interessen, um auch meine Aufgabe erfüllen zu können und die Mitarbeiter zum Folgen der Vorgaben, die ich gebe, zu überreden. Deswegen den Begriff Macht bitte nicht als böse oder schlecht oder gut titulieren, sondern lassen Sie uns schauen, was Macht sein kann, wie Macht entsteht und wie ich vielleicht meine Macht nutze, die ich habe, um meine Ziele zu erreichen und meine Mitarbeiter zu motivieren und zu führen.

 

Schauen wir uns die Machtressourcen an. Erste Machtressource:Macht durch Belohnung. Macht durch Belohnung heißt: Wie kann ich vielleicht durch eine Belohnung, die ich in Aussicht stelle, Mitarbeiter motivieren, in eine bestimmte Richtung zu denken und zu arbeiten? Ganz klassisch machen wir das zum Beispiel über Zielvereinbarungen. Wir sorgen dafür, dass wir einen bestimmten Anreiz setzen. Und wir haben eine Macht, indem wir auch in der Lage sind, diesen Anreiz nachher zu gewähren. Das heißt: Eine klassische Zielvereinbarung ist eine normale Ausübung der Macht durch Belohnung und deswegen per se nichts Gutes, nichts Schlechtes. Wahrscheinlich sogar eher etwas Gutes in unserem klassischen Führungssinne. Das gegensätzliche Konstrukt ist die Macht durch Bestrafung. Natürlich kann ich auch die Belohnung verweigern, wenn die Ziele nicht erreicht sind. Und auch das ist eine Art von Macht, die ich ausüben kann, weil wenn ich belohnen kann, kann ich im Gegenzug natürlich auch in gewisser Weise entweder die Belohnung vorenthalten oder auch einen Malus aussprechen, respektive eine Bestrafung. Und auch das könnte sein, dass ich als Führungskraft die Chance habe, die Möglichkeit habe, zu sanktionieren und deswegen Macht ausübe. Aber das sind bei Weitem noch nicht alle Möglichkeiten, die ich habe, um Macht zu besitzen. Eine weitere Möglichkeit ist die Macht durch Identifikation. Wenn ich als Führungskraft eine Identifikationsfigur bin, dann werden die Mitarbeiter mir deutlich interessierter folgen und zuhören. Das heißt: Ich sorge dafür, dass ich die Vision transportiere, dass ich die Mission kläre. Und sorge auch dafür, dass die Mitarbeiter in mir eine Identifikationsfigur sehen und mir dementsprechend gerne folgen. Und auch das ist eine Möglichkeit, wie ich Macht besitze und auch Macht umsetzen kann. Macht durch Legitimation ist eine weitere Möglichkeit. Und Legitimation heißt: Die Position in der Unternehmenshierarchie sorgt dafür, dass ich eine Einflussnahme vornehmen darf, solange die Mitarbeiter dieses Gefühl anerkennen, habe ich auch eine stabile Machtbasis. Also allein die Funktion, die ich in der hierarchischen Ordnung einnehme, meine Leitungsfunktion sorgt dafür, dass ich eine Machtbasis habe, die ich nutzen kann. Macht durch Sachkenntnis ist die fünfte Möglichkeit, Macht zu besitzen. Auch das kann Machtpositionen ausüben, die vielleicht sogar stärker wirkt als andere, die wir gerade gehabt haben. Denn wenn ich eine Expertenmacht habe, wenn ich ein Fachwissen besitze, was sich bei mir vielleicht auch exklusiv wiederfindet, dann ist es der Wissensvorsprung, der auch bei mir Machtmöglichkeiten auslöst und ich kann durchaus auch Dinge beeinflussen. Vielleicht sogar von unten nach oben wirken, dass ich als Fachkraft im Unternehmen durch die Expertenmacht, durch die Sachkenntnis auch Macht gegenüber meiner Führungskraft ausüben kann. Und: Macht durch Information. Wenn die Information im Mittelpunkt steht und ich dafür sorgen kann, dass die Informationen entsprechend verteilt werden, auch das ist eine Machtposition. Und ich kann dafür sorgen, dass durch die Verteilung der Information alle die, die Information bekommen, die von mir dafür vorgesehen sind. Und auch dadurch entsteht eine Machtposition, manchmal offen, manchmal subtil. Aber auch das ist eine der sechs zentralen Kriterien, die wir für Macht haben.

 

Nochmal zusammengefasst: (1) Macht durch Belohnung, (2) Macht durch Bestrafung, (3) Macht durch Identifikation, (4) durch Legitimation, (5) durch Sachkenntnis und (6) durch Information. Sechs unterschiedliche Grundlagen, die Macht beschreiben. Und die wir alle nutzen können, nutzen werden, wenn wir Führungskraft sind und wenn wir Führung umsetzen wollen.

 

Prof. Dr. Torsten Spandl, Studienbriefautor der Deutschen Akademie für Management

Hier finden Sie alle Podcasts der Reihe Lifehacks.

Prof. Dr. Torsten Spandl
Studium an den Universitäten Regensburg (D), der Aston Business School (GB) und der Wirtschaftsuniversität Wien (A), Promotion am Institut für Handel und Marketing an der Wirtschaftsuniversität Wien. Langjährige Tätigkeit in Marketing und Vertrieb, u. a. für die Otto Group, seit 2011 Engagement in der wissenschaftlichen Ausbildung, seit 2012 Dozent für Marketing und Vertrieb an der Fachhochschule für die Wirtschaft in Hannover. Lehr- und Forschungsschwerpunkte: Vertriebsstrategien (insbesondere E-Business), Vertriebs-Personalführung, Forschungs- und Beratungsschwerpunkte: Allgemeine Marketing- und Vertriebsfragen, Handelsfragestellungen, E-Commerce sowie Franchisewirtschaft. (Quelle: Impressum des Studienbriefs) Prof. Dr. Torsten Spandl hat außerdem mehrere Artikel, unter anderem zum Dreiklang der Führung: der AFV-Ansatz im ManagementJournal verfasst.
DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner