Das Wissen, die Fähigkeiten, die Kompetenzen, der Fleiß, das Engagement und der Einsatz der Mitarbeitenden eines Unternehmens ist dessen Kapital. Es ist die Basis für dessen wirtschaftliche Handlungsmöglichkeiten und letzten Endes die Grundlage für den möglichen Erfolg eines Unternehmens. Je mehr sich ein Unternehmen diese Eigenschaften durch Mitarbeitende passend zu den gegebenen aktuellen und zukünftigen Marktbedingungen aneignet beziehungsweise optimiert, desto größer ist der mögliche Erfolg. Soweit der einfache Zusammenhang zwischen Personalmanagement und Organisationserfolg.
Bei diesem Prozess treten aber Schwierigkeiten auf. Für ein Unternehmen ist es unmöglich zu wissen und nur bedingt herauszufinden, was Mitarbeitende wirklich im Stande sind zu leisten. Normalerweise kann man davon ausgehen, dass sich Mitarbeitende einbringen, das Unternehmen und sich selbst voranbringen möchten und ein Erfolgsstreben haben. Vermutlich ist dies auch in einigen oder hoffentlich vielen Fällen so; es gibt aber auch viele verschiedene andere Fälle, bei denen dies nicht so ist. Problematisch ist dabei, dass hierfür ganz verschiedene Gründe und Ursachen vorliegen können und das Unternehmen beziehungsweise das Management dies nur bedingt herausfinden kann.
Nach theoretischem Ansatz ist dafür die Prinzipal-Agenten-Theorie die Grundlage. Der Prinzipal ist das Unternehmen, der Agent ist eine für das Unternehmen arbeitende Person. Das Unternehmen (der Prinzipal) beurteilt aufgrund von Abschlüssen, bisherigen Berufserfahrungen und möglicherweise noch aufgrund von Assessment Centern oder anderen individuellen Merkmalen, Eigenschaften und Verhaltensmustern beispielsweise aus einem Bewerbungsgespräch, welche Kompetenzen, Fähigkeiten, Eigenschaften und welches Engagement und welchen Einsatzwillen eine Person hat und wie diese für das Unternehmen gewinnbringend eingesetzt werden kann. Im Idealfall kann sich ein Unternehmen ein sehr gutes Bild davon machen. Andererseits kann die Person aber auch andere Motive haben. Letztendlich weiß nur der Agent (die Person) welche Fähigkeiten, Kompetenzen, Ziele und Einstellungen sie selbst hat. Die Gründe seine kompletten Fähigkeiten zu verschleiern sind wie gesagt vielfältig. Gründe können beispielsweise sein: Mitarbeitende wollen sich einen lauen Lenz machen und möglichst viel Arbeit auf andere abwälzen, Mitarbeitende wollen bestimmte Aufgaben (vor allem die für sie unbeliebten) nicht übernehmen, Mitarbeitende machen die Erfahrung, dass ein ausgeprägtes Wissen dazu führt, dass sie (unverhältnismäßig) mehr Arbeit aufgedrückt bekommen, während andere sich einen lauen Lenz machen und im schlimmsten Fall ihr Einsatz nicht extra vergütet wird. Mitarbeitende können das Ziel haben anderen eins auszuwischen oder jemanden ins offene Messer laufen lassen. Mitarbeitende können unzufrieden mit der Führungskraft sein und ihr Engagement so zurückfahren – möglicherweise auch verbunden mit der Hoffnung, dass eine Verhaltensänderung eintritt. Mitarbeitende können das Zurückhalten von Wissen auch nutzen, weil sie innerlich gekündigt haben oder aber den Eindruck haben, dass Einsatz sich nicht lohnt, weil sie beispielsweise keine Beförderungsmöglichkeit sofort oder in ferner Zukunft sehen. Ein weiterer Grund kann auch sein, dass Mitarbeitende keine (unbezahlten) Überstunden machen möchten. Möglich ist allerdings auch, dass bestimmtes Wissen zurückgehalten wird um andere schlecht dastehen zu lassen, sodass man selbst die Möglichkeit hat die einzige Beförderung zu erhalten. Dies tritt vor allem dann auf, wenn Missgunst gegenüber anderen Mitarbeitenden besteht oder im Unternehmen eine stark ausgeprägte Ellenbogenmentalität vorherrscht.
Neben den verschiedenen Gründen, die teilweise nur sehr schwer und im schlimmsten Fall nicht zu ergründen sind, entsteht die Komplexität dieser Thematik auch durch die verschiedenen Strategien die angewendet werden können. Eine Form ist das Sich-Dumm-Stellen. Mitarbeitende behaupten etwas nicht zu wissen. Wenn Mitarbeitende nur einen Teil des Wissens weitergeben, wenden sie eine andere Strategie an. Ein rationalisiertes Verstecken liegt dann vor, wenn bestimmte Informationen zum eigenen Nutzen oder aus Gründen der Vertraulichkeit nicht weitergegeben werden.
Gehen wir von der individuellen Sicht auf eine andere Perspektive über. Verhalten sich mehrere Mitarbeitende und gegebenenfalls auch Führungskräfte so, potenzieren sich das Verhalten und damit auch die negativen Auswirkungen auf das Unternehmen sehr schnell. „Wenn sich andere so verhalten und damit Erfolg haben, dann sollte ich das vielleicht auch tun“, ist eine klassische Erkenntnis.
Das Verstecken von Wissen gilt es also aufgrund der Stimmung im Unternehmen und auch zur Sicherstellung des Unternehmenserfolgs möglichst stark zu begrenzen. Wenn Sie so darüber nachdenken, tritt das Verstecken von Wissen bei Ihnen im Unternehmen auf? (Wie) wird etwas dagegen unternommen? Welche Ideen und Ansätze hätten Sie?