Wenn die bislang vorgestellten Alternativen zur herrschenden Volks- und Betriebswirtschaftslehre auf dem Weg in eine nachhaltige Wirtschaft zwar teilweise vielversprechend, so doch noch immer – jedenfalls aus der Sicht der jeweiligen Kritiker –irgendetwas unberücksichtigt ließen, so verspricht vielleicht der Ansatz einer „Achtsamen Wirtschaft“, im wahrsten Sinne des Wortes, auf alles zu achten.
Der frühere McKinsey-Berater Kai Romhardt hat 2004 das Netzwerk Achtsame Wirtschaft gegründet, dazu Bücher veröffentlicht und zwei prägnante Prinzipien formuliert: „Zum Glück fehlt mir nichts.“ und „Etwas weniger, bitte!“.
Das Mangeldenken, welches durch den Glaubenssatz „Es ist nie genug!“ zum Ausdruck kommt, kann uns alle an den Abgrund führen. Gier, Ungeduld, Unzufriedenheit und Aggressivität sind Geistesgifte, die viel zu lange als Antreiber-Tugenden toleriert und salonfähig gemacht wurden. Worte wie Wachstum, Wettbewerb, Effizienz, Rendite, Konkurrenz und Leistung sind in vielem toxisch geworden. Es gilt, diese Begriffe zu erneuern und durch Wirtschaftsprinzipien erfahrbar zu machen, die uns Menschen dienen und uns nicht versklaven: Geben, ohne zu erwarten. Impulsdistanz statt Spontankonsum. Gemeinschaftsfähigkeit statt Ausbau individueller Komfortzonen. Nicht Geld für Arbeit, sondern Geld, um arbeiten zu können.
Achtsames Wirtschaften umfasst unsere Art zu konsumieren, zu arbeiten und nicht zuletzt, mit welchem Mindset wir ein Unternehmen führen.
Achtsamkeitsmeditation im Sitzen, im Gehen und in der Kommunikation untereinander sind Basis-Praktiken, um die eigene Achtsamkeit zu schulen und somit auch einen feineren Sinn für den eigenen Wirkungskreis zu entwickeln: beim Arbeiten, beim Umgang mit Geld – beim Geben und beim Nehmen – und damit bei jeder wirtschaftlichen Handlung.
Das Netzwerk ist als ein gemeinnütziger Verein aufgestellt. Wer mag, kann ungezwungen und unverbindlich zu Terminen in zahlreichen Städten im deutschsprachigen Raum kommen und sich ein Bild machen.
Ich verstehe es als eine komplementäre Grasswurzel-Bewegung. In der nächsten Folge stellte ich die buddhistische Wirtschaftslehre vor. Bis dahin, bleiben Sie achtsam!