Bereits in Folge 18 habe ich davon gesprochen, dass die Stadt Amsterdam sich zum Ziel gesetzt hat, ab spätestens 2050 nur noch recycelte Rohstoffe einzusetzen. Recycling ist zwar ein wesentlicher Bestandteil, jedoch geht der Ansatz der Kreislaufwirtschaft noch weiter und ist viel grundlegender.
Viele traditionelle Wirtschaftsformen, etwa die Landwirtschaftssysteme in Entwicklungsländern, können als Kreislaufsystem beschrieben werden. Erst mit der Industrialisierung kam es immer mehr zu einer linearen Wirtschaftsverwertung: So dass am Ende immer mehr weggeworfen wird, ja sogar die Lebensdauer von Produkten künstlich verkürzt wird, um den Konsum anzukurbeln. Dass das alles andere als nachhaltig ist, muss ich Ihnen hier sicher nicht mehr erzählen.
Das Konzept der Kreislaufwirtschaft wurde 1990 vom britischen Wirtschaftswissenschaftler David W. Pearce als Circular Economy auf Ansätzen der industriellen Ökologie entwickelt zur Minimierung von Ressourcen, dem Einsatz sauberer Technologie. Der natürliche Stoffkreislauf wird zum Vorbild genommen. So sollen Abfälle und Emissionen nach Möglichkeit komplett ausgeschaltet werden.
Eine konsequente Kreislaufwirtschaft wird durch das Cradle-to-Cradle-Prinzip beschrieben: zu deutsch „Von der Wiege bis zur Wiege“. Das erreicht man etwa durch Produkte, die entweder als biologische Nährstoffe in biologische Kreisläufe zurückgeführt oder als „technische Nährstoffe“ kontinuierlich in technischen Kreisläufen gehalten werden.
Sogar McKinsey & Company haben vor 10 Jahren einen Bericht veröffentlicht in dem sie die Geschäftschancen einer regenerativen Kreislaufwirtschaft hervorgehoben haben. Einzelne Unternehmen z. B. der Baubranche haben erste Schritte hin zu einer Kreislaufproduktion unternommen. Jedoch genügt es nicht, lediglich das Geschäftsmodell anzupassen, wie das Integrieren von zirkulären Maßnahmen in eine lineare Produktion.
Technische Lösungen wie der 3D-Druck könnten der Kreislaufwirtschaft durch Umgestaltung der Lieferkette zum Durchbruch verhelfen, etwa wenn Kunststoffabfälle zur lokalen Fertigung neuer Produkte unkompliziert eingesetzt werden könnten. Der US-amerikanische Zukunftsforscher Jeremy Rifkin hat das in seinem Buch „Die Null-Grenzkosten-Gesellschaft. Das Internet der Dinge, kollaboratives Gemeingut und der Rückzug des Kapitalismus“ 2014 als Zukunftsvision gerade für die sonnenreiche Sahara-Region beschrieben.
Kritisch gesehen wird am Konzept der Kreislaufwirtschaft, dass soziale Aspekte oft nachrangig behandelt und dass ein Ausbrechen aus dem Kreislauf durch Beschaffung energieeffizienterer Technik im Ergebnis sogar nachhaltiger sein kann als ein stoisches Beharren auf Kreislaufwirtschaft. Davon abgesehen hat das Konzept seine Grenzen, die ihm schlicht durch die Gesetze der Thermodynamik auferlegt sind.
Es ist also auch nicht perfekt: Blicken wir in Folge 20 auf einen weiteren Ansatz. Auf dann!