Beschränkt sich das Nachhaltigkeitsmanagement in seiner Rolle als „Stake- holder-Versteher“ darauf, willfährige Reaktionen auf identifizierte Ansprüche zu zeigen, kommt es heute zu diesem und morgen zu jenem Zugeständnis, ohne eine klare Linie und echte Absichten erkennen zu lassen. Bestenfalls wird das Nachhaltigkeitsmanagement als wohlmeinender Moderator ermöglichter Diskurse im Hin und Her der erhobenen Forderungen wahrgenommen. Viel wahrscheinlicher jedoch wird es zum willenlosen Vasall der jeweils mächtigsten Koalitionen sowohl innerhalb des Unternehmen als auch im Außen auf der Arena.
Um nicht in diese Falle zu geraten, ist das Nachhaltigkeitsmanagement gefordert, losgelöst von den Ansichten einzelner Stakeholder eine eigene Position zu finden, daraus Gestaltungswillen abzuleiten und eine eigene Agenda umzusetzen. Erst hieraus ergeben sich konstruktive Ansätze und Aktivitäten – mit Stakeholdern oder gegen sie. Wird das Verfolgen einer nachhaltigen Entwicklung sowohl vom Unternehmen als auch von Stakeholdern bejaht, können Nachhaltigkeitsziele als Basis geteilter Interessen dienen. Konflikte werden entschärft, wenn beide Seiten erkennen, dass bestimmte Maßnahmen zu diesem gemeinsamen Anliegen hinführen können. Nachhaltigkeitsmanager:innen kommen dabei nicht umhin, auf die spezifischen Stärken ihrer Organisation zu setzen: Diese liegen generell weniger im politischen Diskurs oder im zivilgesellschaftlichen Engagement als in einer effizienten Wertschöpfung und effektiven Leistungen auf Märkten.
Welches Vorgehen sich eignet, ist nicht generell zu beantworten, sondern muss aus dem spezifischen, zeitlichen und örtlichen Zusammenhang nach eigenen Zielsetzungen beurteilt werden. Eine ausgewogene Beurteilung der Handlungsoptionen fragt sowohl nach ihrer praktischen Wirksamkeit als auch nach ihrer ethischen Vertretbarkeit im Hinblick auf mögliche Handlungsfolgen. Schließlich darf nicht übersehen werden, dass interessenpolitischen Prozessen immer etwas Unkalkulierbares, Unvorhersehbares anhaftet. Solange Stakeholder über Macht verfügen, bleiben sie unberechenbar.
Und das sollten Sie diesmal nicht als Warnung verstehen, sondern als Einladung, die Rolle des Nachhaltigkeitsmanagers als eine anzunehmen, die mit unternehmerischer Souveränität und eigenständiger wertschöpfender Wirkungskraft auszufüllen ist, die sich gegenüber anderen Funktionen im Unternehmen keinesfalls verstecken oder unbotmäßig anzupassen hat.
Mit diesem Appell verabschiede ich mich nun von Folge 14 und freue mich mit Ihnen gemeinsam auf Folge 15!