Welche Strategien und Maßnahmen sind im Umgang mit kritischen Stakeholdern zu empfehlen?
Als erstes sind Handlungsoptionen zu identifizieren: Welche Möglichkeiten beste- hen, um die Handlungen der Stakeholder zu beeinflussen und um selbst von Stakeholdern unterstützt zu werden? Anschließend sind die identifizierten Handlungsoptionen zu bewerten: Welche Vor- und Nachteile ergeben sich jeweils? Welche wären effektiv, ethisch vertretbar und ideal zur Zielerreichung? Welche Risiken und Nebenbedingungen sind zu beachten? Danach sind die Optionen auch nach ihrer Realisierbarkeit zu bewerten: Wie sind entsprechende Maßnahmen mit den personellen und finanziellen Ressourcen und Beziehungen zu realisieren? Sind die in Frage kommenden Handlungsoptionen ausgewählt, werden die Schritte zur Umsetzung geplant.
Aufgrund begrenzter Ressourcen ist es in der Regel nicht möglich, den gesamten Prozess der Stakeholder-Identifikationsanalyse und des Managements der Stakeholder-Beziehungen für alle denkbaren Stakeholder zu durchlaufen. Es ist deshalb angebracht, interessenpolitische Handlungen auf jene Stakeholder zu fokussieren, die aufgrund ihrer Machtressourcen, ihrer Unabhängigkeit und ihres Organisationsgrades als besonders durchsetzungsfähig gelten.
Prinzipiell kann dabei unter den Stakeholdern zwischen „Freund“ und „Feind“ unterschieden werden. Entsprechend wird reagiert: Wird von einem Stakeholder zum Beispiel die Forderung erhoben, ein Produkt vom Markt zu nehmen, besteht für das Unternehmen die Option, dem Druck nachzugeben, der Forderung durch Ignoranz, Herunterspielen, Verzögerung und Ablenkung auszuweichen, den Stakeholder zu diffamieren und seinen Anspruch in ein schiefes Licht zu rücken oder zu begründen, warum man am Produkt festhält und diese Haltung sowohl für nützlich als auch legitim erachtet, etwa im Interesse der Arbeitnehmerschaft. Zu jeder Option lassen sich unter Umständen weitere Gruppen involvieren, die hier als „Freunde“ – etwa Gewerkschaft, Lobbyverband – auftreten, die gewählte Reaktionsart verstärken oder komplementär reagieren.
Alternativ kann das Unternehmen aus dem archaischen Freund-Feind-Schema ausbrechen, indem es nach einem Kompromiss oder nach einer beidseitig vorteilhaften Lösung von Konflikten sucht, etwa durch das Eingehen einer Kooperation.
Dazu mehr in der nächsten Folge zum Thema Stakeholdermanagement. Auf dann!