In den vergangenen neun Folgen dieser Reihe habe ich Ihnen unterschiedliche Themen, Ideen und Instrumente aus dem weiten Feld „Management im digitalen Zeitalter“ vorgestellt. Vielen Dank, dass Sie dabei waren, alle Folgen zum Nachhören finden Sie auch weiterhin auf der Webseite des ManagementJournals. Zum Abschluss der Reihe möchte ich Sie dazu ermutigen, die Unsicherheit unserer Zeit und des digitalen Wandels zum Anlass zu nehmen, sich experimentierend genau darauf einzulassen. Gerade in Zeiten des Wandels gibt es oft die Sehnsucht nach Stabilität, Sicherheit und einer Rückkehr zur Normalität. Aber zu welcher Normalität soll da zurückgekehrt werden? Eine analoge Welt wird es nicht mehr geben, der Wandel und die Unsicherheit werden bleiben.
Anstatt also ins Gestern zu schauen, sollten wir uns neu orientieren und uns überlegen, welche Zukunft wir gestalten möchten. Die aktuelle Pandemie hat kurzerhand die meisten Selbstverständlichkeiten in unserem Arbeitsleben zur Seite gewischt. Für viele von uns ein Schock, aber gleichzeitig wurde deutlich, dass Wandel – auch kurzfristig – möglich ist. Mehr denn je arbeiten wir digital zusammen und Arbeitsprozesse werden neu strukturiert. Entscheidend ist, wie wir mit diesen Veränderungen umgehen. Wie ich in der vorletzten Folge dieser Reihe vorgestellt habe, besteht die Gefahr, dass sich klassisch-heroische Führungsfiguren in den Vordergrund drängen. Die Bühne ist wie gemacht dafür leichtfertig Orientierung und Handlungsfähigkeit zu versprechen. Natürlich kann schnelles und entschiedenes Handeln nötig sein, aber ebenso liegt die Vermutung nahe, dass die Motivation der alternativlosen Entscheidung eher darin begründet liegt, bestehende Machtstrukturen schnell wieder festzuzurren.
Dabei ist jetzt der ideale Zeitpunkt innezuhalten und neue Orientierung zu suchen – gemeinsam im Team. Welche Antworten können wir finden auf eine Welt im digitalen Wandel? Welches Selbstverständnis prägt die Zusammenarbeit? Welche Strukturen müssen flexibler werden? Wo braucht es eine höhere Geschwindigkeit? Aber auch: Was soll analog bleiben? Wo brauchen wir den persönlichen Austausch? Und welches Führungsverständnis braucht es für einen solchen Wandel? Wie können wir gemeinsam Ideen für eine digitale Zukunft entwickeln?
Das wird sicherlich kein einfacher Veränderungsprozess, gerade für Führungskräfte entstehen vielfältige, teilweise widersprüchliche Anforderungen: Offenheit fördern, Unsicherheit aushalten, neue Methoden und Führungsansätze lernen und gleichzeitig nachvollziehbare Entscheidungen treffen, die Orientierung geben. Wie ich versucht habe deutlich zu machen, ist bei einfachen Antworten für diese komplexen Fragen eine gehörige Portion Misstrauen angesagt. Aber eines ist sicher: Veränderung ist möglich. Wenn wir sie zulassen.
Julian Stahl, Doktorand am WÜRTH Chair of Cultural Production an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen und Leiter der Digitalsparte von PODIUM Esslingen
Hier finden Sie alle Podcasts der Reihe Management im digitalen Zeitalter.