In den meisten Unternehmen ist sie der Standard, nach dem die Verträge der Mehrheit der Mitarbeitenden ausgerichtet sind: die 40 Stunden Woche. Fünf Tage pro Woche acht Stunden Arbeitszeit. Doch die Veränderungen der Arbeitswelt sind auch hier im Vormarsch. So gibt es bereits erste Versuche in einigen Unternehmen, durch eine Reduktion der Arbeitszeit die Work Life Balance der Mitarbeitenden zu verbessern. Prämisse ist dabei natürlich stets, dass sich die wirtschaftliche Leistung des Unternehmens nicht verschlechtern darf. Durch den für die Mitarbeitenden zusätzlichen Erholungseffekt wird dies versucht sicherzustellen.
Doch wie können Sie sich als Personalmanagerin die Organisation solcher Recharge Days vorstellen? Das Marketingsoftwareunternehmen Crossengage hat ein Pilotprojekt gestartet, bei dem Mitarbeitende jeden zweiten Freitag frei haben ohne dass es dafür Gehaltseinbußen gibt. An den Freitagen, an denen gearbeitet wird finden jedoch keine Meetings statt, sodass diese bewusst für die aktive Aufgabenerledigung genutzt werden können. Die Idee zu den Recharge Days ist im Rahmen der Diskussion entstanden, wie Produktivität gemessen werden kann. Dass diese nicht in einem linearen Verhältnis zur Arbeitszeit steht, war den Mitarbeitenden und dem Management von Crossengage schnell klar – insbesondere deshalb nicht, weil bei Crossengage Kreativität der Output ist. Und so nahm die Idee Formen an. Da sich das Unternehmen mittlerweile nicht mehr in der Startup-Phase befindet, geht es dem Management darum, mit den Mitarbeitenden die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen und gleichzeitig alle gesund zu erhalten. Auch für die Teilzeit-Mitarbeitenden konnte eine Lösung gefunden werden: diese hatten die Möglichkeit, zwischen einer prozentualen Reduktion ihrer Arbeitszeit und mehr Gehalt zu wählen. Zumeist wurde die Option der Gehaltserhöhung gewählt.
Des Weiteren ist der Servicegedanke gegenüber Kundinnen und Kunden mit Erreichbarkeiten rund um die Uhr eine Herausforderung bei der Umsetzung. Diese hat Crossengage durch die Splittung der betreffenden Teams gelöst, sodass die jeweiligen Teil-Teams zu unterschiedlichen Zeitpunkten ihren freien Tag haben und das jeweilig andere Teil-Team für die Kundinnen und Kunden zur Verfügung steht.
Bei Crossengage wird mit OKR (Objectives and Key Results gearbeitet) – dies war auch vor dem Pilotprojekt schon der Fall. Interessant ist, dass trotz der Arbeitszeitreduktion im ersten Quartal der Pilotphase die Ziele vor dem geplanten Zeitpunkt erreicht werden konnten.
Was ist bei der Umsetzung eines solchen Pilotprojektes aus Sicht des Managements von Crossengage zu beachten und wichtig? Hier plädiert der Co-Gründer und CMO Markus Wübben für Disziplin, sich an die freien Tage zu halten – und zwar für jede und jeden im Unternehmen. Auch wenn dies schwer erscheinen mag, lebt das System von der Einhaltung der Regelung und kann nur so erfolgreich werden. An dieser Stelle sind die Führungskräfte gefragt, die Planungen entsprechend umzusetzen.
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