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7. Dezember 2023 | von Elmar Stein

No risk, no fun?!

Auch wenn es zwischen 2011 und 2020 wirtschaftlich eher ruhig zuging, so muss insgesamt doch festgestellt werden, dass es seit 2001 wirtschaftlich immer wieder starke Krisen und Verwerfungen gegeben hat. 2001 platzt dotcom Blase, 2008 und 2009 erschüttert die Wirtschafts- und Finanzkrise die Weltwirtschaft, seit 2020 wirbelt das Coronavirus die Weltwirtschaft durcheinander und im Februar 2022 verändert der russische Angriffskrieg nicht nur die geopolitische Lage in Europa, sondern er wirkt sich auch massiv auf die Weltwirtschaft aus. Diese Veränderungen, aber auch andere Entwicklungen, wie beispielsweise die Digitalisierung, der Fachkräftemangel , der demografische Wandel, die Finanzierungskosten und viele weitere (potentiellen) Einflussfaktoren haben die (potentiellen) Risiken für Unternehmen steigen und zu einem stärkeren Anteil unberechenbarer gemacht. Die Relevanz eines guten Risikomanagements ist gestiegen und zwingt Unternehmen dazu, sich mit diesem Problem beziehungsweise dieser Herausforderung intensiver auseinanderzusetzen. Risiken müssen von Unternehmen respektive deren Management erkannt und klassifiziert Danach müssen Verbindungen zwischen einzelnen Risiken entdeckt und diese insgesamt bewertet werden. Auf dieser Basis müssen Strategien und Ansätze gefunden werden, um die Risiken zu minimieren respektive eine Analyse akzeptierter Risiken vorzunehmen. Klassische zu berücksichtigende Risiken sind: Entwicklung der Absatzmärkte, Verfügbarkeit und Preisentwicklung von notwendigen Rohstoffen (inklusive der Energiekosten), die Kundenbeziehungen, das Image des Unternehmens, die Attraktivität als Arbeitgeber zur Fachkräftesicherung, die Innovationsfähigkeit, die Kundenzufriedenheit, die Liquidität und damit verbunden auch die Finanzierungskosten sowie die potentiellen Auswirkungen der sich ändernden gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und der politischen Entwicklung. Die Einschätzung realistischer Risiken in den einzelnen Bereichen ist schon eine Herausforderung. Man bedenke beispielsweise die Schwierigkeit die Zinsentwicklung der Notenbanken und damit die Finanzierungszinsen vorherzusehen. Diese kam 2022 relativ überraschend und kurzfristig. Der harte Corona Lockdown und die 0 Covid Strategie in China und die damit einhergehende schlechte(re) Verfügbarkeit von Rohstoffen war ebenfalls ein schwer einzuschätzendes Risiko; ebenso wie die massiv gestiegenen Energiepreise. Alles zusammen führte zu einem massiven Anstieg der Produktionskosten und zu einer Inflation, die es weltweit so schon lange nicht mehr gegeben hat. Problematisch für Unternehmen ist auch, dass die gestiegenen Produktionskosten nicht vollständig an die Endverbraucherinnen und Endverbraucher weitergegeben werden können. Für zumindest einige Unternehmen brechen nicht nur einige Produktbereiche weg, sondern die Unternehmen werden in ihrem Geschäftsmodell und damit in ihrer Existenz bedroht.

Das Management von Unternehmen muss sich auf diese Risiken vorbereiten und die potentiellen Auswirkungen erkennen und versuchen, Lösungen zu finden, wie diese reduziert werden können, ohne einen zu großen Umsatzrückgang in Kauf nehmen zu müssen. Es muss also insgesamt eine Analyse vorgenommen werden, die die mögliche Entwicklung und die Risikominimierung vereint. Dabei ist darauf zu achten, dass eine Situation ermöglicht wird, bei der der Umsatz gleich bleibt, das Risiko aber sinkt. Zudem muss definiert oder zumindest darüber entschieden werden, welcher Umsatzrückgang für ein bestimmten Rückgang des Risikos angemessen ist. Eine zu starke Risikoaversion hat insgesamt auch zu viele Nachteile und es sollte nicht Risiko um jeden Preis reduziert werden; gemäß dem Motto „no risk, no fun“.

Vor allem in schwierigen Zeiten sollten Unternehmen und deren Management möglichst besonnen und durchdacht reagieren. Kurzfristige Entwicklungen sollten dabei bedacht werden, jedoch nicht maßgeblich Überhand nehmen. Ein wichtiger aber heute leider immer noch zu oft vernachlässigter Aspekt ist der Zusammenhang zwischen Risikomanagement und Nachhaltigkeit. In diesem Zusammenhang wird Nachhaltigkeit nicht im rein ökologischen Sinne gesehen, sondern aus betriebswirtschaftlicher Sicht; es geht darum, dass ein Unternehmen auch langfristig am Markt überleben und im besten Fall auch profitabel sein kann. Hierbei ist eine marktübliche Risikoneigung ebenso notwendig wie eine angemessene Balance zwischen kurzfristiger, mittelfristiger und langfristiger Entwicklungsmöglichkeit, Planung und Strategie.

Wie schätzen Sie die Risiken für Ihr Unternehmen ein? Welche Aspekte würden Sie stärker berücksichtigen? Welche Veränderungen würden Sie vornehmen? Wie bewerten Sie das Risikomanagement und den Nachhaltigkeitsaspekt in Ihrem Unternehmen insgesamt?

Elmar Stein
Elmar Stein promoviert derzeit im Bereich systemisch-strategisches Personalmanagement. Er hat einen amerikanischen Master in Human Resource Management (mit Schwerpunkt Organisationsstrategie) und ist Gymnasiallehrer (für Englisch und Politikwissenschaften). Er ist Absolvent der DAM im Lehrgang Geprüfte/r Personalmanager/in.
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