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24. November 2022 | von Elmar Stein

Nutzen Sie teilautonome Gruppen!?

Die moderne Arbeitsorganisation geht immer stärker von der Arbeit und Verantwortung von Einzelpersonen zu Teamarbeit und damit einhergehend auch der Verantwortung durch Teams. Vor allem im Bereich des Leaderships kommen hier auf Führungskräfte und Unternehmen komplexere Aufgaben zu. Führungskräfte müssen verstärkt Teams und weniger Einzelpersonen führen. Zunächst stellt sich für Führungskräfte die Herausforderung der Gruppenprozesse. Diese sind vielfältiger Art. Zunächst geht es gleichberechtigt darum, dass die soziale als auch die fachliche Komponente berücksichtigt wird. Beide sind deshalb gleichberechtigt, weil ein Mangel in einem Bereich auch den anderen Bereich beeinflusst. Beispielsweise können auch überdurchschnittliche Fähigkeiten, Kompetenzen, Qualifikationen und Erfahrungen nur sehr begrenzt genutzt werden, wenn die soziale Komponente im Team nicht gut ist. Beispielhaft kann gesagt werden: ein Team voller Experten, die sich aber nicht leiden können und gegebenenfalls noch zusätzlich unterschiedliche Ansichten über Herangehensweisen und Umsetzung haben, kann sicherlich keine guten Ergebnisse erzielen. Andererseits ist es aber auch nicht erfolgreich, wenn in einem zusammengestellten Team die Stimmung sehr gut ist, es durch mangelnde Fähigkeiten, Kompetenzen, Erfahrungen und Qualifikationen aber nicht dazu in der Lage ist, die Anforderungen und Aufgaben des Teams zu bewältigen. Zudem kann es in einer solchen Situation dazu führen, dass die Stimmung im Team auch schnell kippt.

Werden diese Grundprinzipien eines Teams berücksichtigt, müssen sich Führungskräfte über die Art und Weise der Führung Gedanken machen. Führungskräfte können sich auf einer Skala von autoritärer Führung bis Laissez-faire auf viele verschiedene Abstufungen festlegen. Pauschal gibt es keine ideale Teamführung für alle Situationen. Berücksichtigt werden müssen immer die Teammitglieder/innen und auch die Vorgaben des Unternehmens sowie die Unternehmenskultur. Oftmals spielen in Unternehmen auch viele andere individuelle Ursachen eine Rolle bei der Entscheidung, welche Führung zur Situation am besten passt.

Viele Unternehmen legen nicht nur aus Kostengründen sehr viel Wert auf flache Hierarchien. Ein weiterer wichtiger Punkt für flache Hierarchien ist auch, dass Mitarbeitende auch Verantwortung haben sollen und wollen. Mit dieser geht vor allem bei Mitarbeitenden auch ein Gefühl des Vertrauens einher. Zudem wissen Mitarbeitende oftmals in Situationen auch, welche notwendigen Schritte zu welchem Zeitpunkt erforderlich sind. Häufige Gespräche mit der Führungskraft und häufige Teammeetings können so reduziert werden. Zudem können die Ideen, Vorschläge, Ansätze und Meinungen in einem Team so besser zirkulieren und auch zum Erfolg beitragen. Aus diesen Gründen nutzen Unternehmen verstärkt autonome Teilgruppen. Können die beschriebenen negativen Effekte des fachlichen und des sozialen Bereiches ausgeschlossen werden, bieten sich teilautonome Gruppen aus mehreren Gründen an. Zunächst bekommen Mitarbeitende damit mehr Verantwortung und durch die Selbstorganisation im Team sind sie auch stärker in Entscheidungen und Vorgehensweisen eingebunden. Im Team kann beispielsweise besprochen werden, wer wann und wie welche Aufgaben erledigt. Hier können vor allem die Präferenzen und die Fähigkeiten jedes Einzelnen normalerweise besser genutzt werden. Zudem kommt es zwischen den Teammitgliederinnen und Teammitgliedern zu einem verstärkten Austausch von Gedanken, Vorstellungen und Ansätzen. Somit kann durch den Ansatz teilautonomer Gruppen sowohl der stärkere Austausch als auch die Teambindung gestärkt werden. Beides trägt zu einem besseren Ergebnis des Teams bei. Zudem können Unternehmen auch noch einen Schritt weiter gehen und dem teilautonomen Team noch weitere Verantwortlichkeiten zuschreiben. Ein Beispiel wäre die Budgetverantwortung. Auch die Budgetzuteilung würde dann von der Führungskraft auf das Team übertragen. Hierüber könnte dann beispielsweise im Team besprochen werden, wo welcher Bedarf besteht und an welchen Punkten Einsparungsbedarf vorhanden ist. Würde das Team an den Einsparungen beteiligt, gäbe es zudem einen größeren Anreiz sich über das Budget und die Kosten stärker Gedanken zu machen. Auch dies wäre zum Vorteil für das Unternehmen und für die Mitarbeitenden.

Alles in allem haben teilautonome Gruppen viele Vorteile, wenn man die potentiell negativen Auswirkungen ausschließen oder zumindest reduzieren kann. Vielleicht wäre auch die Anwendung teilautonomer Gruppen in Ihrem Unternehmen sinnvoll.

 

Elmar Stein
Elmar Stein promoviert derzeit im Bereich systemisch-strategisches Personalmanagement. Er hat einen amerikanischen Master in Human Resource Management (mit Schwerpunkt Organisationsstrategie) und ist Gymnasiallehrer (für Englisch und Politikwissenschaften). Er ist Absolvent der DAM im Lehrgang Geprüfte/r Personalmanager/in.
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