In meinem letzten Podcast habe ich über Beschäftigungs- und Anstellungsarten im Kulturmanagement gesprochen. Heute möchte ich noch einmal genauer auf die verschiedenen Arbeitgeber im Kulturbereich eingehen.
Grundlegend können wir als rechtliches Kriterium zwischen öffentlichen und privaten Institutionen unterscheiden. Diese Betriebe sind auch nach gewinnwirtschaftlichen Kriterien zu unterteilen: in kommerzielle, also gewinnorientierte Betriebe und in gemeinnützige Betriebe.
In Deutschland sind gewinnorientierte öffentliche kulturelle Einrichtungen faktisch nicht relevant. Zwar werden diese, oft in Form einer GmbH oder eines Eigenbetriebes, nach den Regeln einer wirtschaftlichen Betriebsführung geleitet. Sie arbeiten aber dennoch defizitär, denn die Förderung von Kultur und die Investition in diese steht im Fokus dieser Betriebe. Ein kommunales Museum oder ein städtisches Theater wären hierfür gute Beispiele.
Im privatwirtschaftlichen Bereich gibt es zunächst auch gemeinnützige Vereine, Organisationen und Betriebe, die keinen finanziellen Gewinn erwirtschaften. Ein Beispiel sind hier Kunst- oder Kulturvereine – diese werden durch Mitgliedsbeiträge und öffentliche Fördermittel finanziert.
Zu guter Letzt gibt es natürlich auch private Kulturbetriebe mit kommerziellen Interessen. Diese müssen sich eigenständig und ohne staatliche oder kommunale Förderung finanzieren. In Reinform trifft dies zum Beispiel auf große Musicaltheater zu. Natürlich gibt es auch hier Mischformen, viele gewinnorientierte Theater erhalten ebenso Möglichkeiten, sich für Projektförderungen oder institutionelle Förderungen zu bewerben.
Ihre Aufgaben in all diesen Betrieben sind ähnlich, Ziel ist es letztlich bei allen, ein kulturell ansprechendes Erlebnis zu schaffen. Die Mittel, mit denen dies erreicht wird und die Zielsetzung sind aber verschieden. Während ein öffentlicher Betrieb gewagte Projekte ohne finanzielle Folgen an den Start bringt, muss sich ein privater Betrieb an den Zuschauerinteressen orientieren, um erfolgreich zu sein.
Ein Theater in öffentlicher Hand wird versuchen, eine kulturelle Grundversorgung herzustellen und mit einer Vielzahl an Produktionen in einem Repertoirebetrieb seiner Stadt ein möglichst breites Spektrum zu bieten.
Ein privates Theater hingegen wird die hohen Investitionskosten in eine neue Produktion wieder einspielen müssen. Die Produktion muss so erfolgreich sein, dass sie im Ensuite-Betrieb immer wieder gespielt wird und im besten Fall lange Zeit Gäste aus dem Umland anzieht.
Im Kulturmanagement sind Sie dementsprechend auch vom Erfolg des jeweiligen Projektes abhängig. Auch in Ihrer Bezahlung, die beim privatwirtschaftlichen Betrieb natürlich Verhandlungssache ist, sind nach unten und oben (theoretisch) kaum Grenzen gesetzt.
Im öffentlichen Betrieb ist diese hingegen fast immer durch Tarifverträge geregelt, die von Gewerkschaften mit den Arbeitgeberverbänden ausgehandelt wurden. Große Gewerkschaften wie die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di aber auch kleinere Spartengewerkschaften und Vereine wie zum Beispiel die Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger (GDBA) oder die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) haben eine Vielzahl von Mitgliedern in Kulturbetrieben.
In Verwaltungen, Museen oder Ausstellungen werden die meisten Mitarbeitenden als wissenschaftliches Personal eingestuft und fallen in den Bereich des Tarifvertrags des öffentlichen Dienstes (TVöD). In Theatern werden hingegen fast alle Mitarbeiter als künstlerisch tätig eingestuft – von der Bühnentechnik bis zum Kulturmanagement – und arbeiten auf Grundlage des flexibleren Normalvertrags Bühne (NV Bühne). Hier beginnen Gagen bei mageren 2.000 Euro brutto, doch auch fantastische Stargagen sind vertraglich möglich. In größeren Betrieben existiert für arbeitsrechtliche Fragen oft ein Personalrat oder Betriebsrat – in kleineren Betrieben oder jungen Unternehmen meist nicht.
Wenn Sie nur kurzfristig für eine Produktion tätig sind, werden Sie sich vermutlich nicht besonders intensiv mit den Konditionen Ihres Vertrages beschäftigen. Sind Sie beispielsweise für ein Festival tätig, steht in sechs Monaten vielleicht schon ein neues Projekt bei einem anderen Arbeitgeber an. Da scheint es logisch, dass sich Arbeitnehmervertretungen kaum formieren. Zudem zeigt sich bei den Beschäftigten im kulturellen Bereich ein großer Fokus auf diese vielen, einzelnen Projekten sowie ein Fokus auf die kulturellen Inhalte der Arbeit. Oft treten hier langfristige Pläne oder eine genauere Analyse der eigenen Arbeitsbedingungen unbewusst in den Hintergrund.
Für die Karriereplanung ist es natürlich dennoch essentiell zu schauen, welcher Arbeitgeber mir die meisten Freiheiten und die spannendsten Kulturprojekte ermöglicht und mit welchen Sicherheiten oder Risiken diese Arbeitsplätze jeweils verbunden sind.
Es gibt sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich unterschiedlichste Beschäftigungsformen und unterschiedlichste Aufgabenbereiche. Dabei wird natürlich keine Arbeit immer nur Freude bereiten, doch wo immer Sie auch tätig sind, denken Sie daran: Sie gestalten im Kulturbereich nicht nur Erlebnisse für Ihre Gäste, Sie gestalten auch immer Ihren Arbeitsplatz und Ihr Arbeitsumfeld mit.
Der Kulturbereich zeichnet sich durch eine Vielzahl von Talenten und Temperamenten aus, die in Ihrem Arbeitsfeld aufeinandertreffen. Nutzen sie diese Synergien und schaffen Sie Kooperationsmodelle, in denen Sie die Stärken aller Partner, aller Kolleginnen und aller Mitarbeitenden nutzen. Dies zu sagen klingt vielleicht einfach, es immer umzusetzen ist natürlich schwer. Aber wir arbeiten ja nicht im Kulturmanagement, um einen einfachen Job zu haben, oder?
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen bei Ihren Projekten immer einen klaren Kopf, Durchhaltevermögen und natürlich Freude an Kunst und Kultur.
Julius Pöhnert, Tutor der Deutschen Akademie für Management