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23. April 2019 | von Prof. Dr. Torsten Spandl

Offline ist das neue Bio – Unterbrechungen minimieren

[ Transkript: ]

Kennen Sie das auch? Sie haben sich gerade auf eine Sache konzentriert und auf einmal kommt eine neue Nachricht auf Ihrem Smartphone an, eine neue E-Mail hören Sie durch den Posteingang in Ihrem E-Mail-Programm. Oder es kommt jemand bei Ihnen ins Büro reingelaufen, um Sie irgendwas zu fragen. Wir werden so oft unterbrochen, dass wir uns nicht wirklich auf Sachen konzentrieren können. Und deswegen versuchen wir in vielen Fällen, Dinge parallel zu machen. Dabei weiß man heute, viele Studien belegen das, dass Multitasking absolut ineffektiv ist. Wir können uns mit unserem Gehirn nicht auf zwei Dinge gleichzeitig vollständig konzentrieren. Und auch, wenn man heute vermuten würde, dass die Digital Natives, die junge Generation, vielleicht genau in so einer Struktur aufgewachsen ist, dass das Gehirn einfach mehr verarbeiten kann: Bisher ist keine Studie bekannt, die genau dieses belegt. Deswegen ist Multitasking ein Thema, das uns vom Arbeiten abhält, das uns in der Effektivität reduziert. Und das uns wirklich von unseren Zielen immer weiter entfernt, anstatt uns mehr in kürzerer Zeit ermöglichen zu lassen. Und deswegen müssen wir uns fragen: Sind die Nachrichten, die jetzt reingekommen sind, wirklich kritisch? Müssen wir uns sofort um die WhatsApp-Gruppennachricht kümmern? Müssen wir sofort die E-Mail lesen und überlegen, ob wir darauf antworten müssen? Die Fragen, die wir uns stellen müssen, sind: Ob es wirklich zeitkritische Themen sind? Sind diese Nachrichten so dringend, dass wir uns ihnen unmittelbar widmen müssen, dass der Gegenüber eine sofortige Antwort erwartet? Oder sind es eventuell Nachrichten, die auch warten können? Die wirklich gerade durch die Art, wie sie geschickt wurden … Sprich WhatsApp und E-Mail als Beispiel nennt man asynchrone Kommunikation, eine Kommunikation, die ein Gegenüber absendet, aber weiß, dass er nicht sofort eine Antwort erwarten kann. Ist vielleicht die asynchrone Kommunikation eine Art der Kommunikation, die wir durchaus zu einem späteren Zeitpunkt bearbeiten können. Macht es vielleicht Sinn, dass wir uns dazu Gedanken machen, wann wir die E-Mails später bearbeiten, anstatt uns jetzt von den E-Mails direkt ablenken zu lassen. Deswegen die Trennung zwischen einer asynchronen Kommunikation (Kommunikation, die nicht sofort eine Antwort erwartet) und der synchronen Kommunikation (der Kollege, der im Büro steht, das Telefon, das klingelt) ist ein erster Ansatz zu überlegen, welche Nachrichten zeitkritisch sind und um welche wir uns kümmern müssen. Wir müssen uns dafür eigene Regeln aufstellen. Welche Unterbrechungen lassen wir zu? Welche Unterbrechungen versuchen wir bewusst zu vermeiden? Vielleicht können und dabei technische Maßnahmen unterstützen. Vielleicht stellen wir einfach das Smartphone aus – auf den Flugmodus oder auf lautlos. Vielleicht öffnen wir das E-Mail-Programm nur zu ausgewählten Zeiten. So können wir nach und nach unseren Ignoriermuskel trainieren, der dazu beiträgt, dass wir uns konzentrieren können. Und hin und wieder auch mal offline zu sein, hilft die Arbeiten, die wir auch erledigen wollen, umzusetzen. Und deswegen sorgen wir dafür, dass offline für uns das neue Bio ist. Offline ist für uns das neue Nutzen der Möglichkeiten, die wir haben. Und deswegen versuchen Sie öfter Nachrichtenunterbrechungen zu ignorieren. Machen Sie Ihr aktuelles Thema fertig. Und erst dann widmen wir uns den neuen Dingen, die im Angebot sind.

 

Prof. Dr. Torsten Spandl, Studienbriefautor der Deutschen Akademie für Management

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Prof. Dr. Torsten Spandl
Studium an den Universitäten Regensburg (D), der Aston Business School (GB) und der Wirtschaftsuniversität Wien (A), Promotion am Institut für Handel und Marketing an der Wirtschaftsuniversität Wien. Langjährige Tätigkeit in Marketing und Vertrieb, u. a. für die Otto Group, seit 2011 Engagement in der wissenschaftlichen Ausbildung, seit 2012 Dozent für Marketing und Vertrieb an der Fachhochschule für die Wirtschaft in Hannover. Lehr- und Forschungsschwerpunkte: Vertriebsstrategien (insbesondere E-Business), Vertriebs-Personalführung, Forschungs- und Beratungsschwerpunkte: Allgemeine Marketing- und Vertriebsfragen, Handelsfragestellungen, E-Commerce sowie Franchisewirtschaft. (Quelle: Impressum des Studienbriefs) Prof. Dr. Torsten Spandl hat außerdem mehrere Artikel, unter anderem zum Dreiklang der Führung: der AFV-Ansatz im ManagementJournal verfasst.
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