Demografischer Wandel und steigender Fachkräftemangel stellen auch den öffentlichen Beschäftigungsbereich vor große Herausforderungen. Doch was muss sich auf Seiten der Verwaltung zukünftig dafür ändern? Die alleinige Einführung von Personalgewinnungs-/-bindungsmaßnahmen (Etablierung) ist hierbei nicht mehr zulänglich. Vielmehr müssen auf dem Weg dahin (Bottom-up vs. Top-down) formale Grundlagen neugeschaffen (Legitimation) und langfristig ausreichend Haushaltsmittel eingeplant werden (Finanzierung), um diese Veränderungen auch systemisch und institutionell angehen zu können. Retention Management verfolgt das Ziel, die Bindung der Mitarbeitenden zu erhöhen und Fluktuation in der Organisation zu vermeiden. Neben förderlichen Faktoren wie einem guten Betriebsklima, flexiblen Arbeitszeiten, fairer Entlohnung, Beschäftigungssicherheit, Work-Life-Balance, interessanten Aufgaben, Karriereperspektiven, Remote Work (Home Office), betrieblichen Zusatzleistungen (kostenlose Getränke, Obstkörbe, Kantinen, Betriebskindergärten, Parkplätze, Sozialräume, kulturellen Angebote), aber auch Personalentwicklung und Gesundheitsförderung, welche den meisten Personalern bereits längst bekannt sein sollten, lautet organisationales Commitment heute das Schlüsselwort [Vgl. Adena 2022]. Dies erfordert in vielen Behörden einen Kulturwandel und zwar durch Sensibilisierung der gesamten Belegschaft, Schulungen von Führungskräften sowie die Schaffung interner und externer Kommunikation und Transparenz. Erfolgreiche Maßnahmen der Personalgewinnung und -bindung können von Dienststelle zu Dienststelle übertragen oder aber – wenn sich Pilotprojekte bewährt haben (Evaluation) – auf ein gesamtes Ressort hochskaliert werden. Für ein erfolgreiches Personalmanagement spielen mehrere Akteure eine wichtige Rolle: Staat und Behördenleitung ziehen die „strategische Linie“ und schaffen die formellen Voraussetzungen zu Aspekten wie Alterssicherung, Familienfreundlichkeit und Gesundheitsförderung; die Personalabteilungen sind für einen professionellen und zügig ablaufenden Einstellungsprozess (Assessment Center), sinnvolle Onboarding-Programme und ein nachhaltiges Development-Center verantwortlich; Führungskräfte stellen zufriedenstellende Arbeitsinhalte sowie eine gute Kommunikation sicher [Vgl. Adena 2022]. Immer im Blick behalten werden sollten hierbei Trends wie die Digitalisierung (KI, Datenschutz, E-Recruiting, Cybersicherheit), Mitbestimmungsrechte von Personalvertretungen, aber auch Menschen mit Zuwanderungsgeschichte und deren potenzielle Förderung [Vgl. Adena 2022].
Adena, S., et al. (2022): Personalgewinnung, -bindung und -entwicklung im öffentlichen Dienst, Hürth.
Literaturempfehlungen:
Becker, F. (2020): Akademisches Personalmanagement – Band 3: Inplacement, Bindung, Personalentwicklung, Anreizsysteme, Personalführung, Münster.
Catakli, D. (2022): Verwaltung im digitalen Zeitalter – Die Rolle digitaler Kompetenzen in der Personalakquise des höheren Dienstes, Wiesbaden.