Logo ManagementJournal
6. April 2023 | von Dr. Marvin Hecht

Personalgewinnung und -bindung im öffentlichen Sektor

Demografischer Wandel und steigender Fachkräftemangel stellen auch den öffentlichen Beschäftigungsbereich vor große Herausforderungen. Doch was muss sich auf Seiten der Verwaltung zukünftig dafür ändern? Die alleinige Einführung von Personalgewinnungs-/-bindungsmaßnahmen (Etablierung) ist hierbei nicht mehr zulänglich. Vielmehr müssen auf dem Weg dahin (Bottom-up vs. Top-down) formale Grundlagen neugeschaffen (Legitimation) und langfristig ausreichend Haushaltsmittel eingeplant werden (Finanzierung), um diese Veränderungen auch systemisch und institutionell angehen zu können. Retention Management verfolgt das Ziel, die Bindung der Mitarbeitenden zu erhöhen und Fluktuation in der Organisation zu vermeiden. Neben förderlichen Faktoren wie einem guten Betriebsklima, flexiblen Arbeitszeiten, fairer Entlohnung, Beschäftigungssicherheit, Work-Life-Balance, interessanten Aufgaben, Karriereperspektiven, Remote Work (Home Office), betrieblichen Zusatzleistungen (kostenlose Getränke, Obstkörbe, Kantinen, Betriebskindergärten, Parkplätze, Sozialräume, kulturellen Angebote), aber auch Personalentwicklung und Gesundheitsförderung, welche den meisten Personalern bereits längst bekannt sein sollten, lautet organisationales Commitment heute das Schlüsselwort [Vgl. Adena 2022]. Dies erfordert in vielen Behörden einen Kulturwandel und zwar durch Sensibilisierung der gesamten Belegschaft, Schulungen von Führungskräften sowie die Schaffung interner und externer Kommunikation und Transparenz. Erfolgreiche Maßnahmen der Personalgewinnung und -bindung können von Dienststelle zu Dienststelle übertragen oder aber – wenn sich Pilotprojekte bewährt haben (Evaluation) – auf ein gesamtes Ressort hochskaliert werden. Für ein erfolgreiches Personalmanagement spielen mehrere Akteure eine wichtige Rolle: Staat und Behördenleitung ziehen die „strategische Linie“ und schaffen die formellen Voraussetzungen zu Aspekten wie Alterssicherung, Familienfreundlichkeit und Gesundheitsförderung; die Personalabteilungen sind für einen professionellen und zügig ablaufenden Einstellungsprozess (Assessment Center), sinnvolle Onboarding-Programme und ein nachhaltiges Development-Center verantwortlich; Führungskräfte stellen zufriedenstellende Arbeitsinhalte sowie eine gute Kommunikation sicher [Vgl. Adena 2022]. Immer im Blick behalten werden sollten hierbei Trends wie die Digitalisierung (KI, Datenschutz, E-Recruiting, Cybersicherheit), Mitbestimmungsrechte von Personalvertretungen, aber auch Menschen mit Zuwanderungsgeschichte und deren potenzielle Förderung [Vgl. Adena 2022].

 

Adena, S., et al. (2022): Personalgewinnung, -bindung und -entwicklung im öffentlichen Dienst, Hürth.

 

Literaturempfehlungen:

Becker, F. (2020): Akademisches Personalmanagement – Band 3: Inplacement, Bindung, Personalentwicklung, Anreizsysteme, Personalführung, Münster.

Catakli, D. (2022): Verwaltung im digitalen Zeitalter – Die Rolle digitaler Kompetenzen in der Personalakquise des höheren Dienstes, Wiesbaden.

Dr. Marvin Hecht
Dr. Marvin Hecht ist Beamter in einer Bundesbehörde und verfügt über fundierte mehrjährige Erfahrung in der öffentlichen Verwaltung. Seine berufliche Laufbahn begann an der Hochschule und führte ihn über Stationen als Doktorand und Postdoc. Besonders prägend waren seine Lehrtätigkeiten an einer Techniker- und Ingenieurfachschule. Neben seiner Tätigkeit publiziert Dr. Hecht regelmäßig und engagiert sich freiwillig als Mentor für den akademischen Nachwuchs sowie als Gutachter in verschiedenen Gremien. Er studierte Wirtschaftsingenieurwesen an der Technischen Universität Clausthal und promovierte dort im Maschinenbau. Zusätzlich schloss er ein Ergänzungsstudium für Recht/Verwaltung und Führung/Wirtschaftlichkeit an der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer ab. Dr. Hecht ist zertifiziert in Hochschuldidaktik, interkultureller Kompetenz sowie überfachlichen Kernkompetenzen wie wissenschaftlichem Arbeiten, Persönlichkeits- und Karriereentwicklung. Zudem absolvierte er eine wissenschaftliche Weiterbildung in künstlicher Intelligenz an der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg. Dr. Hecht war Gründer und langjähriger Inhaber eines erfolgreichen Umzugsunternehmens, welches bis heute in Familienhand weitergeführt wird, und ist dort weiterhin Generalbevollmächtigter. Nach seiner Zeit in der Wissenschaft war er zunächst als Leitender Ingenieur bei der Bundeswehr tätig und arbeitet nun im Bundesministerium der Verteidigung. Er ist außerdem freiberuflicher Dozent, privater Investor und engagiert sich ehrenamtlich als Richter in der Jugendschöffengerichtsbarkeit am Landgericht Braunschweig.
Consent Management Platform von Real Cookie Banner