Kreditinstitute haben eine große Bedeutung für eine Volkswirtschaft. Daher werden von dem Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht regelmäßig Regeln für Geschäftsbanken erlassen. So trat 2007 das Regelwerk Basel II in Kraft, das als Konsequenz aus der Finanzkrise wenige Jahre später unter dem Namen Basel III verschärft wurde (vgl. Deutsche Bundesbank 2019, S. 122 f.). Die regulatorischen Vorgaben verlangen von den Banken eine Mindestausstattung an Eigenkapital. Dadurch sollen Bankenpleiten in Zukunft verhindert werden. Die Höhe des von den Finanzinstituten verlangten Eigenkapitals ist unter anderem abhängig von deren Kreditpolitik. Damit betrifft dieses Thema aber nicht mehr nur den Finanzsektor, sondern auch alle Unternehmen, die auf Bankkredite angewiesen sind. Das sind neben Industriebetrieben auch Dienstleister aus den Bereichen Kultur, Bildung, Sozialwesen und Gesundheit.
Um einen Kredit zu bekommen, müssen sich die Betriebe einem Rating unterwerfen, das meist direkt von der Geschäftsbank durchgeführt wird. Ein Rating ist eine Unternehmensbewertung. Aus einer Vielzahl von Daten zur Branche, zum Unternehmen und zur Unternehmensleitung wird eine Kennzahl ermittelt, die für die Bonität des Betriebes steht und somit ein Indikator für die Ausfallwahrscheinlichkeit eines Kredites ist. Je besser ein Betrieb bei diesem Rating abschneidet, desto vorteilhafter werden seine Kreditkonditionen (vgl. Hubert 2008, S. 1140 f).
Welche Informationen spielen nun für die Banken beim Rating eine Rolle? Zunächst sind Branchendaten relevant. So unterscheidet sich die Insolvenzhäufigkeit je nach Wirtschaftsbereich. Gemäß dem Statistischen Bundesamt gab es 2019 im Wirtschaftszweig Verkehr und Lagerei mit 1,32 Prozent die höchste Insolvenzquote gefolgt vom Gastgewerbe mit 0,97 Prozent. Im Mittelfeld liegen die Branchen Gesundheits- und Sozialwesen (0,72 Prozent), Erziehung und Unterricht (0,45 Prozent) sowie Kunst, Unterhaltung und Erholung (0,39 Prozent). Die niedrigsten Quoten haben die Bereiche Energieversorgung (0,11 Prozent) und Grundstücks- und Wohnungswesen (0,16 Prozent). Neben solchen Brancheninformationen sind Kennzahlen zum Unternehmen von Bedeutung. Dies sind zum einen Daten aus dem Jahresabschluss, aber auch Planzahlen, welche die zukünftige Entwicklung des Unternehmens aufzeigen sollen. Zudem spielt das Zahlungsverhalten und die bisherige Kontoführung des kreditbeantragenden Betriebs eine Rolle. Schließlich interessieren sich die Geschäftsbanken auch noch für die Unternehmensleitung. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen werden sehr stark von ihren Führungspersönlichkeiten geprägt. Für ein gutes Abschneiden bei einem Rating sind daher sowohl Managementkompetenzen als auch Nachfolgeregelungen wichtig.
Quellen:
Deutsche Bundesbank (2019): Geld und Geldpolitik, Frankfurt/Main.
Hubert, F. (2008): Branchen-Risikoanalysen, in: WISU – Das Wirtschaftsstudium, 37. Jg., Heft 8-9/2008, S. 1140-1142.
Ein Überblick zu den regulatorischen Vorschriften des Baseler Ausschusses findet sich auf der Homepage der Deutschen Bundesbank unter dem Link https://www.bundesbank.de/de/aufgaben/bankenaufsicht/rechtsgrundlagen/baseler-rahmenwerk .
Die branchenspezifischen Insolvenzquoten sind auf der Homepage des Statistischen Bundesamtes zu finden unter dem Link
Prof. Dr. Frank Hubert, Mannheim