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22. Oktober 2015 | von Esther Kalveram

Sozialmanagement in politischen Parteien

Parteien verstehen sich in Deutschland als Mitgliederorganisationen und haben eine ähnliche Struktur wie Vereine. Mitgliedsbeiträge sichern die Finanzierung der Organisation, Wahlkämpfe können effektiver durch die Mobilisierung der eigenen Mitglieder geführt werden, die Werbung neuer Anhänger und die Mobilisierung inaktiver Mitglieder liegen nahezu ausschließlich in der Hand von freiwilligen Mitgliedern1.  Seit Ende der 80er Jahre ist die Zahl der Parteimitglieder in den Volksparteien jedoch rückläufig2.Politische Parteien müssen sich aufgrund dieses anhaltenden Mitgliederrückgangs intensiv mit Mitgliedergewinnung, Mitgliederbindung und Mitgliederaktivierung auseinandersetzen. Freiwilligenmanagement und Ehrenamtskultur rücken damit in den Mittelpunkt von Parteireformdebatten. Eine gute Ehrenamtskultur lässt sich aber nicht von oben verordnen und  kann nicht gegen den Willen und ohne Unterstützung der Mitglieder eingeführt werden. Ob und wie weit Parteien sich wandeln, hängt also entscheidend davon ab, ob lokale Parteifunktionäre die Notwendigkeit einer Veränderung erkennen, welche Konzeptionen sie für eine Veränderung entwickeln und inwieweit sie in der Lage sind die aktiven Mitglieder zum Mitmachen zu bewegen.3 Dabei spielen Aspekte des Sozialmanagement eine entscheidende Rolle.

So ermöglicht die Einführung eines Freiwilligenmanagement als zirkulärer Prozess eine kontinuierliche Veränderung und Anpassung der Parteiorganisation. Dies entspricht der Vorstellung des Sozialmanagement als einem Management des organisierten Wandels, in dem durch zirkuläre Prozesse gesteuert wird und Mitglieder für kontinuierliche Veränderung und selbstverantwortliches Handeln motiviert werden. Eine moderne Partei benötigt Sozialmanager, die den Veränderungsdruck auf die Parteiorganisationen aufnehmen, Ideen und Konzepte entwickeln und durch Information und Diskussion die Mitglieder für die Veränderung motivieren und damit die Überlebensfähigkeit der Organisation sichern.

 

1) Wiesendahl, E (2006) S.20
2) Alemann, U. von/ Spier, T. (2008), S. 40
3) Lauer, T. (2010), S.23
Quellen:
Alemann U. von / Spier, T(2008), Parteimitglieder nach dem „Ende der Mitgliederpartei“ in Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft , 37.Jahrg. 3.Ausgabe 2008 S.29-44
Lauer, T. (2010) Change Management: Grundlagen und Erfolgsfaktoren, Berlin
Wiesendahl, E.(2006) Mitgliederparteien am Ende, Wiesbaden

Esther Kalveram
Esther Kalveram hat Politik, Philosophie und Rechtswissenschaften studiert. Sie ist seit vielen Jahren ehrenamtlich und seit 2008 hauptberuflich in der Politik tätig. Sie ist Absolventin der Deutschen Akademie für Management als Geprüfte Sozialmanagerin.
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