Durch die mediale Präsenz vor allem aber durch die Notwendigkeit der Durchführung aufgrund von entsprechenden Vorgaben durch die EZB rückten Stresstests und deren Ergebnisse nach der Finanzkrise in den Fokus der Aufmerksamkeit. Dies war besonders wegen der Auswirkungen auf das gesamte Finanz- und Wirtschaftssystem der Fall. Diese haben Banken als auch der Öffentlichkeit verdeutlicht, dass beträchtliche Risiken vorhanden sind. Banken mussten und müssen diese Risiken reduzieren sowie sich auf die möglichen Konsequenzen besser vorbereiten.
Solche Risikobewertungen und Stresstests für Strategien sind jedoch nicht nur für Banken, sondern auch für andere Unternehmen ratsam. Um Einschätzungen der Auswirkungen und Konsequenzen abgeben zu können, sollten diese regelmäßig von Unternehmen durchgeführt werden. In wirtschaftlich zunehmend wieder schwierigen Zeiten, mit Prognosen eines absehbaren wirtschaftlichen Einbruchs sowie verschiedener anderer politischer sowie geopolitischer Spannungen steigt die Notwendigkeit solche Stresstests durchzuführen. Die Dringlichkeit und die Ausführlichkeit solcher Stresstests müssen sich dabei stets an der wirtschaftlichen Lage und besonders auch von der Anzahl und der möglichen Intensität der Einflussfaktoren orientieren. Diese ist unternehmensspezifisch und muss deshalb individuell entwickelt werden. Dennoch lassen sich verschiedene Ansatzpunkte und Kategorisierungen für individuelle Ansätze von Stresstests darstellen. Um später geeignete Anpassungsreaktion bereits im Vorfeld vorbereiten zu können, sowie eine angemessene Ausarbeitung von Anpassungsreaktionen sicherstellen zu können, muss dabei die Wahrscheinlichkeit des Eintretens des Ereignisses eingeschätzt werden. Ereignisse können dabei eher allgemeingehalten werden, wie beispielsweise ein allgemeiner Nachfrageeinbruch, der sich durch eine Eintrübung der globalwirtschaftlichen Situation ergeben könnte. Hierbei muss bedacht werden, dass ein Rückgang der wirtschaftlichen Gesamtlage nicht prozentual identisch sein muss, wie die Nachfrage nach den angebotenen Dienstleistungen oder Produkten, da diese höher oder niedriger ausfallen kann. Daher ist der Absatzrückgang durch Prognosen und gegebenenfalls Erfahrungswerten abzuleiten. Andererseits können aber auch Ereignisse bei spezifischen Absatzmärkten angenommen werden. Auch bei solchen ist das Vorgehen bei der Einschätzung identisch. Allgemeinere als auch spezifischere Ereignisse haben ebenfalls gemein, dass anschließend die Auswirkungen auf die Produktion sowie die Folgen für das Investment und das Personal abgeschätzt werden müssen. Je nach Wahrscheinlichkeit des Eintretens des angenommenen Ereignisses müssen Investitionen in geplante Vorhaben und Personal – auch abhängig von der Risikoneigung – unterbleiben oder aber Möglichkeiten gefunden werden, um bereits eingesetztes Kapital möglichst gewinnbringend weiternutzen zu können. Durch die Beschreibung und gegebenenfalls durch die Ausarbeitung möglicher Anpassungsreaktionen kann beim Eintreten des angenommenen Ereignisses auch wertvolle Reaktionszeit eingespart werden, wodurch ein größerer negativer Einfluss verhindert werden kann. Dies wird vor allem auch dadurch sichergestellt, dass Veränderungen der Situation sowie Anzeichen hierfür kontinuierlich zu einer Anpassung der Risikobewertung führen.
Elmar Stein