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11. April 2019 | von Andrea Götz

Telepsychiatrie im Gesundheitswesen

Telepsychiatrie beinhaltet die Anwendung von sozio- und psychotherapeutischer Interventionen mittels moderner Internet- und Telekommunikationstechnologien wie beispielsweise Telefon, mobile Apps, E-Mail, Online-Kurse/-Chats oder Videotelefonie1. Diese Technologien ermöglichen eine Vielzahl von Angeboten zur Förderung psychischer Gesundheit sowie Prävention, Diagnostik, Behandlung und Nachsorge von psychischen Beschwerden1.

Im Vergleich zu zahlreichen anderen Ländern wie beispielsweise Schweden und England, ist die Telepsychiatrie in Deutschland bisher kein etablierter Bestandteil der allgemeinen Regelversorgung2. Jedoch finden sich telepsychiatrische Anwendungen im Bereich von Modellprojekten3 sowie in Form von selbstzahlenden oder Krankenkassen-spezifischen Angeboten (z.B. Institut für psychogene Erkrankungen amCentrum für Gesundheit in Berlin, Projekt MinDoc der Schön Klinik). Tendenziell zeigen die untersuchten Angebote eine zunehmende Akzeptanz bei Patienten und Anbietern.

Telekommunikative – und internetbasierte Interventionen bieten die Chance, die Gesundheitsversorgung im psychotherapeutischen Bereich deutlich zu verbessen sowie zu ergänzen. Vorteile sind vor allem die Niedrigschwelligkeit therapeutischer Angebote und die anonyme, oftmals zeitlich sowie örtlich flexible Nutzbarkeit2. Des Weiteren auch die Möglichkeit eine breite Bevölkerungsschicht in eher unterversorgten Regionen qualitativ hochwertig und kostengünstig versorgen zu können, welches in Deutschland zunehmend an Bedeutung gewinnen wird (Stichpunkt demographischer Wandel). Durch Veränderung bzw. Anpassung gesetzlicher Rahmenbedingungen für telepsychotherapeutische Interventionen sowie die Klärung weiterer Fragen wie beispielsweise nach der Finanzierung, könnte die Telepsychiatrie auch in der deutschen Regelversorgung etabliert werden.

Das Gesundheitsmanagement von psychischen Erkrankungen, welche ca. 1/3 der erwachsenen Bevölkerung betreffen, hohe Kosten verursachen und häufig einen Grund für Frühverrentung darstellen4, könnte durch die Nutzung telepsychiatrischer Interventionen erheblich verbessert werden. Die Anwendung der Telemedizin im psychiatrischen Bereich ermöglicht beispielsweise die vereinfachte Bildung von interaktiven Patienten- und Spezialistengruppen oder die verbesserte Auswertung und Besprechung relevanter Falldaten (Stichpunkte Datenmanagement und Datenbanken), so dass Anbietern ein qualifiziertes Behandlungsmanagement ermöglicht wird.

Andrea Götz

 

1 Klein JP, Gerlinger G, Knaevelsrud C 2016

2 Ebert D, Baumeister H 2016

3 Vesta Informationsportal

4 Bühring P 2018

 

Literatur

Klein JP, Gerlinger G, Knaevelsrud C (2016): Internetbasierte Interventionen in der Behandlung psychischer Störungen. Überblick, Qualitätskriterien, Perspektiven. Nervenarzt 87(11): 1185-1193

Ebert D, Baumeister H (2016): Internet- und mobilbasierte Interventionen in der Psychotherapie: Ein Überblick. Psychotherapeutenjournal 1: 22-31

Bühring P (2018): 121. Deutscher Ärztetag in Erfurt – Mehr Aufmerksamkeit für psychische Erkrankungen. Dtsch Arztebl International 115 (17): A812/A814

Vesta Informationsportal. https://www.informationsportal.vesta-gematik.de (abgerufen am 20.01.2019)

Andrea Götz
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