Haben Sie Lust weitere Schritte in Richtung agiles Arbeiten zu gehen? Heute stelle ich Ihnen dazu eine weitere agile Methode, nämlich User Stories, vor.
Ziel agilen Arbeitens ist es, das zu erstellen, was Kunden tatsächlich wünschen und auch bereit sind zu zahlen. Dafür ist es essenziell zu erfahren, was genau sie wollen. Und das ist gar nicht immer so offensichtlich.
Als Henry Ford das Automobil entwickelt hat, stellte er fest, dass wenn er die Menschen gefragt hätte, was sie wollen, sie wahrscheinlich erklärt hätten, dass sie schnellere Pferde brauchen. Und wenn er sich mit dieser Antwort begnügt hätte, dann hätte er viel Zeit damit verbracht, Pferde so zu züchten oder zu trainieren, dass sie deutlich schneller würden. Aber hinter dem geäußerten Wunsch nach schnelleren Pferden lag ein anderes Bedürfnis, nämlich der Wunsch schneller von A nach B zu kommen. Und um diesen Wunsch zu erfüllen, hat Henry Ford das Automobil entwickelt.
User Stories helfen uns besser zu verstehen, was unsere Kunden eigentlich genau wollen und warum sie das wollen.
Wie entwickelt man User Stories, mögen Sie nun vielleicht fragen.
Eine User Story sollte einfach und leicht verständlich sein. Das gelingt mit einfachen Satzkonstruktionen: Subjekt, Prädikat, Objekt. Mehrdeutige Begriffe gehören nicht in eine User Story. User Stories sollen sich auch auf das Wesentliche konzentrieren. Deshalb hat es sich bewährt, sich bei der Formulierung an die folgenden W-Fragen zu halten:
Wer fordert etwas an?
Der Anforderer ist meist der spätere Nutzer des Produktes.
Bleiben wir bei Henry Ford. Dann könnte der Anforderer z.B. ein Lustreisender oder ein Geschäftsreisender sein. Zwei sehr unterschiedliche Rollen, die wahrscheinlich sehr unterschiedliche Anforderungen an das Produkt stellen.
Was wünscht sich der Anforderer?
Der Anforderer wünscht sich, dass etwas bestimmtes passiert. Je klarer und präziser der Wunsch in die User Story eingeht, desto hilfreicher ist die User Story für die Produktentwicklung, um die an das Produkt gestellten Anforderungen zu realisieren.
Bei Henry Ford könnte sich der Lustreisende eine bequeme Reise und inspirierende Reise von A nach B wünschen. Der Geschäftsreisende würde hingegen v.a. einen schnellen Transport wünschen.
Welchen Nutzen verspricht sich der Kunde von dem Produkt.
Ein Kunde verspricht sich von einem Produkt einen Nutzen. Die Beschreibung dieses Nutzens liefert der Produktentwicklung wichtige Informationen zur richtigen Ausführung.
In unserem Fall verspricht sich der Lustreisende eine gemütliche Reise, auf der er die Reize der Landschaft genießen kann und sein umfangreiches Gepäck sicher transportiert weiß.
Der Geschäftsreisende möchte einfach nur schnell seinen Zielort erreichen, um dort seinen Geschäften nachgehen zu können.
In unserem Fall lautet also eine beispielhaft zusammengefasste User Story wie folgt: Als Geschäftsreisender möchte ich so schnell wie möglich von A nach B reisen, damit ich am Zielort meinen Geschäften nachgehen kann.
Diese Formulierung vermittelt dem Entwicklerteam viele Informationen über den tatsächlichen Wunsch des Kunden und ermöglicht es, genau in diese Richtung das Produkt zu entwickeln. Sie sagt noch nichts über die technische Umsetzung aus – sollen also Pferde oder Autos entwickelt werden. Diese Konkretisierung obliegt den Produktentwicklern … natürlich in enger Abstimmung mit dem Kunden.
Ich kann sie nur ermutigen, bei Ihrem nächsten Projekt zunächst einmal in die Rolle Ihrer Kunden zu schlüpfen und aus deren Sicht kurze prägnante User Stories nach dem hier beschriebenen Schema zu entwickeln, um die Bedürfnisse Ihrer Kunden noch besser zu verstehen. Probieren Sie es aus!
Im nächsten Podcast stelle ich Ihnen Planning Poker als ein weiteres Tool für agiles Arbeiten vor. Bleiben Sie also neugierig!
Quellen:
Torsten Scheller (2017): Auf dem Weg zur agilen Organisation – Wie Sie Ihr Unternehmen dynamischer, flexibler und leistungsfähiger gestalten, Verlag Franz Vahlen.
https://www.business-wissen.de/artikel/scrum-so-erstellen-sie-gute-user-stories/
https://www.teamprove.de/blog/so-schreiben-sie-richtig-gute-user-stories
Daniela Behrendt, Tutorin der Deutschen Akademie für Management