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4. Februar 2020 | von Dipl.-Kffr. Daniela Behrendt

User Stories – Was erwarten Kunden eigentlich genau von Produkten

Haben Sie Lust weitere Schritte in Richtung agiles Arbeiten zu gehen? Heute stelle ich Ihnen dazu eine weitere agile Methode, nämlich User Stories, vor.

Ziel agilen Arbeitens ist es, das zu erstellen, was Kunden tatsächlich wünschen und auch bereit sind zu zahlen. Dafür ist es essenziell zu erfahren, was genau sie wollen. Und das ist gar nicht immer so offensichtlich.

Als Henry Ford das Automobil entwickelt hat, stellte er fest, dass wenn er die Menschen gefragt hätte, was sie wollen, sie wahrscheinlich erklärt hätten, dass sie schnellere Pferde brauchen. Und wenn er sich mit dieser Antwort begnügt hätte, dann hätte er viel Zeit damit verbracht, Pferde so zu züchten oder zu trainieren, dass sie deutlich schneller würden. Aber hinter dem geäußerten Wunsch nach schnelleren Pferden lag ein anderes Bedürfnis, nämlich der Wunsch schneller von A nach B zu kommen. Und um diesen Wunsch zu erfüllen, hat Henry Ford das Automobil entwickelt.

User Stories helfen uns besser zu verstehen, was unsere Kunden eigentlich genau wollen und warum sie das wollen.

Wie entwickelt man User Stories, mögen Sie nun vielleicht fragen.

Eine User Story sollte einfach und leicht verständlich sein. Das gelingt mit einfachen Satzkonstruktionen: Subjekt, Prädikat, Objekt. Mehrdeutige Begriffe gehören nicht in eine User Story. User Stories sollen sich auch auf das Wesentliche konzentrieren. Deshalb hat es sich bewährt, sich bei der Formulierung an die folgenden W-Fragen zu halten:

Wer fordert etwas an?

Der Anforderer ist meist der spätere Nutzer des Produktes.

Bleiben wir bei Henry Ford. Dann könnte der Anforderer z.B. ein Lustreisender oder ein Geschäftsreisender sein. Zwei sehr unterschiedliche Rollen, die wahrscheinlich sehr unterschiedliche Anforderungen an das Produkt stellen.

Was wünscht sich der Anforderer?

Der Anforderer wünscht sich, dass etwas bestimmtes passiert. Je klarer und präziser der Wunsch in die User Story eingeht, desto hilfreicher ist die User Story für die Produktentwicklung, um die an das Produkt gestellten Anforderungen zu realisieren.

Bei Henry Ford könnte sich der Lustreisende eine bequeme Reise und inspirierende Reise von A nach B wünschen. Der Geschäftsreisende würde hingegen v.a. einen schnellen Transport wünschen.

Welchen Nutzen verspricht sich der Kunde von dem Produkt.

Ein Kunde verspricht sich von einem Produkt einen Nutzen. Die Beschreibung dieses Nutzens liefert der Produktentwicklung wichtige Informationen zur richtigen Ausführung.

In unserem Fall verspricht sich der Lustreisende eine gemütliche Reise, auf der er die Reize der Landschaft genießen kann und sein umfangreiches Gepäck sicher transportiert weiß.

Der Geschäftsreisende möchte einfach nur schnell seinen Zielort erreichen, um dort seinen Geschäften nachgehen zu können.

In unserem Fall lautet also eine beispielhaft zusammengefasste User Story wie folgt: Als Geschäftsreisender möchte ich so schnell wie möglich von A nach B reisen, damit ich am Zielort meinen Geschäften nachgehen kann.

Diese Formulierung vermittelt dem Entwicklerteam viele Informationen über den tatsächlichen Wunsch des Kunden und ermöglicht es, genau in diese Richtung das Produkt zu entwickeln. Sie sagt noch nichts über die technische Umsetzung aus – sollen also Pferde oder Autos entwickelt werden. Diese Konkretisierung obliegt den Produktentwicklern … natürlich in enger Abstimmung mit dem Kunden.

Ich kann sie nur ermutigen, bei Ihrem nächsten Projekt zunächst einmal in die Rolle Ihrer Kunden zu schlüpfen und aus deren Sicht kurze prägnante User Stories nach dem hier beschriebenen Schema zu entwickeln, um die Bedürfnisse Ihrer Kunden noch besser zu verstehen. Probieren Sie es aus!

Im nächsten Podcast stelle ich Ihnen Planning Poker als ein weiteres Tool für agiles Arbeiten vor. Bleiben Sie also neugierig!

 

Quellen:

Torsten Scheller (2017): Auf dem Weg zur agilen Organisation – Wie Sie Ihr Unternehmen dynamischer, flexibler und leistungsfähiger gestalten, Verlag Franz Vahlen.

https://www.business-wissen.de/artikel/scrum-so-erstellen-sie-gute-user-stories/

https://www.teamprove.de/blog/so-schreiben-sie-richtig-gute-user-stories

 

Daniela Behrendt, Tutorin der Deutschen Akademie für Management

 

Dieser Beitrag ist Teil der Reihe „Agilität“.

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Dipl.-Kffr. Daniela Behrendt
Nach einer Ausbildung als Hotelkauffrau studierte Daniela Behrendt in Berlin an der Humboldt Universität und der Freien Universität Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Organisation und Führung sowie Personalmanagement. Umfassende Kenntnisse und Erfahrungen in der Personalberatung und –entwicklung gewann sie durch ihre langjährige Tätigkeit im Personalbereich der Daimler AG. Schwerpunkte ihrer Arbeit waren die Durchführung von Potenzialanalysen, Assessement und Development Centern, die Konzeption von Personalentwicklungsprogrammen für High Potentials und Führungskräfte sowie die Steuerung internationaler Mitarbeitereinsätze. Seit 2009 arbeitet Frau Behrendt als selbständige Beraterin für Personal-und Organisationsentwicklung für mittelständische Unternehmen. Dabei steht sie ihren Kunden als HR-Generalist für klar umrissene Aufgaben zeitlich befristet zur Verfügung. Sie unterstützt und begleitet im Tagesgeschäft, bei der Konzeption und Umsetzung moderner HR-Strategien und -instrumente sowie der Planung und Steuerung von HR-Projekten. Als Dozentin für Personalmanagement ist es ihr ein besonderes Anliegen, die Studierenden für Chancen und Herausforderungen der Personalarbeit zu begeistern, ihre Kompetenzen fachspezifisch auszubauen und sich so neue Karrieremöglichkeiten zu erschließen. Ihre Schwerpunkte liegen in den Themenfeldern Personalauswahl, Personalentwicklung und Führung.
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