Veränderungen stehen in der Pflege ständig an. Sei es die Einführung einer neuen Dokumentation, die Einführung von Expertenstandards, neue Arbeitsabläufe, im Pflegemanagement sind Sie permanent damit beschäftigt Veränderungen zu initiieren, zu begleiten und im Alltag umzusetzen. Aufgrund des zunehmenden Pflegenotstands werden wir auch um tiefgreifende Veränderungen nicht herumkommen. Auch die Leitungsebenen werden einen Wandel ihrer Aufgaben und Tätigkeiten erleben und müssen Veränderungen annehmen.
Veränderungen sind immer eine Herausforderung für das Team und jeden Einzelnen. Der Mensch ist ein „Gewohnheitstier“ und lässt sich ungern aus liebgewonnenen Abläufen herausreißen, selbst dann nicht, wenn er einsieht, dass sein Verhalten ineffizient oder sogar schädlich ist. Deshalb starten wir jedes Jahr erneut mit guten Vorsätzen für Veränderungen im persönlichen Bereich, obwohl die vom Vorjahr oft gar nicht umgesetzt wurden.
Von daher ist es zwar unerlässlich den Mitarbeitenden oder das Team von der Notwendigkeit einer Veränderung zu überzeugen, aber nicht hinreichend, um eine Veränderung auch wirklich zu bewirken. Nachhaltige Veränderungen sollten Sie gut planen und nicht aus „dem Bauch heraus“ umsetzen wollen. Wählen Sie einen passenden Zeitpunkt für den Start. Ein möglichst geringer Krankenstand und ein Team ohne gravierende Konflikte können zwei Indikatoren für einen günstigen Zeitpunkt sein. Kurt Lewin, der als Psychologe die motivationale Perspektive im menschlichen Verhalten entwickelt hat, unterteilt den Veränderungsprozess in die drei Phasen Auftauen (Unfreezing), Ändern oder Hinüberleiten (Moving) und Wiedereinfrieren (Freezing). Für diesen Prozess ist eine feste Ansprechperson, die voll hinter der Veränderung steht und vor Ort präsent ist, sehr hilfreich. Suchen Sie sich Verbündete im Team, die von der Veränderung begeistert sind, die Ihnen zur Seite stehen und mithelfen die alten Strukturen aufzubrechen, um Platz für etwas Neues zu schaffen. Nach Kurt Lewin befinden Sie sich damit in der Phase des Auftauens. Jetzt können Sie sich die offenen Gegner der Veränderung zu Verbündeten machen, indem Sie sie in Entscheidungen einbinden und ihnen eine Rolle zuweisen. Wie lange die Einführung der Veränderung nun dauert, ist vom Umfang abhängig und kann von wenigen Wochen bis zu über einem Jahr dauern. Anschließend erreichen Sie nach Lewin die Phase des Einfrierens oder Verfestigens. Hierbei ist es nun von entscheidender Bedeutung, dass Sie „am Ball bleiben“ und den Prozess weiter präsent begleiten. Gerade jetzt, wenn alle denken es ist geschafft, schleichen sich unwahrscheinlich schnell wieder alte Gewohnheiten ein. Thematisieren Sie diese regelmäßig im Team, dann schaffen Sie es auch umfangreiche Veränderungen nachhaltig umzusetzen.
Brnhard Langner ist Autor des Studienbriefs 7331 Pflegemanagement
Literatur: Kurt Lewin, Feldtheorie in den Sozialwissenschaften, Ausgewählte theoretische Schriften, Hogrefe, 2. Auflage, 2012