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11. August 2022 | von Elmar Stein

Verantwortung für Berufseinsteigerinnen?

Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger haben in ihrer Ausbildung und in ihrem Studium viele Dinge gelernt, die sie oftmals in ihrem anfänglichen Arbeitsalltag nicht benötigen. Bis zu einem gewissen Maße ist dies auch völlig akzeptabel und auch für Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger nachvollziehbar. Sie müssen sich erst ins Unternehmen und vor allem in Ihren Tätigkeitsbereich in der Praxis einarbeiten und die ihnen anvertrauten Aufgaben, Herausforderungen und Arbeitsabläufe kennenlernen. Besonders bei einer akademischen Ausbildung müssen Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger erst nach und nach die oftmals theoretischen Kenntnisse in der Praxis anwenden lernen und die Umsetzung ihres Wissens in der Praxis verinnerlichen. Sie müssen sich Schritt für Schritt in den Arbeitsalltag integrieren und die Prozesse kennenlernen. Das Management von Unternehmen muss daher sicherstellen, dass Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger nicht direkt das Gefühl der Überforderung entwickeln und sich nicht zu sehr ins kalte Wasser geworfen fühlen. Beides kann zur Folge haben, dass Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger sich unzufrieden fühlen, eine geringere Motivation entwickeln und sich gegebenenfalls recht schnell nach einem anderen Arbeitsplatz in einem anderen Unternehmen umschauen. Dies verdeutlicht nochmals, dass es für Unternehmen und dessen Management wichtig ist, sich mit dieser Thematik intensiv zu beschäftigen.

Andererseits sollten Sie auch bedenken, dass Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger in ihrer ersten Position auf dem Arbeitsmarkt auch gerne ihr Wissen, ihre Kenntnisse und Qualifikationen einbringen möchten und auch gerne Verantwortung übernehmen möchten. Für viele ist dies auch ein wichtiges Entscheidungskriterium für oder gegen einen Arbeitgeber. Lediglich oder hauptsächlich Standard- und Routineaufgaben zu erledigen ist für viele und vor allem gute Absolventinnen und Absolventen nicht sonderlich attraktiv. Sie bevorzugen eine Position, in der sie ihr Wissen einbringen können und in der sie auch etwas bewegen können. Sie wollen nicht den Eindruck haben, dass das was sie jahrelang gelernt haben nicht notwendig gewesen wäre um den Aufgaben in der Position gewachsen zu sein. Für sie soll nicht der Eindruck entstehen, vieles vom Gelernten war Zeitverschwendung.

Zudem haben frische Absolventinnen und Absolventen neues Fachwissen und Kenntnisse, die Unternehmen sonst oftmals durch Weiterbildungen und Fortbildungen teuer erkaufen müssen. Dieses aktuelle Fachwissen können und wollen Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger auch einbringen und sie wollen auch merken, dass sich auch die Breite ihrer Ausbildung bzw. ihres Studiums im Arbeitsalltag widerspiegelt und eingebracht werden kann. Dies wirkt sich auch positiv auf die Motivation, das Engagement und damit auch auf die Ergebnisse und den langfristigen Verbleib im Unternehmen aus.

Auch sollten Sie bedenken, dass die Anwendung erlernten theoretischen Wissens und praktisches Üben dazu beiträgt, dass Inhalte der Ausbildung in Erinnerung bleiben. Stetige Anwendung und Nutzung erlernten Wissens sind Grundprinzipien der Pädagogik und der Didaktik. Dies gilt dahere auch für die Personalentwicklung. Mit den Aufgaben und der Verantwortung, welche Unternehmen Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteigern geben, haben sie nicht nur einen direkten Einfluss auf die Arbeitsergebnisse und die Motivation, sondern sie legen auch den ersten Grundstein für die (strategische) Personalentwicklung und die Bindung von Mitarbeitenden.

Also: Berücksichtigen Sie die Interessen von Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteigern und geben Sie ihnen direkt Verantwortung! Mit Unterstützung wird es sich für alle Beteiligten auszahlen – kurzfristig als auch langfristig. Wie ist es bei Ihnen im Unternehmen? Haben Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger ausreichend komplexe Aufgaben und eine angemessene Verantwortung? Wo sehen Sie Verbesserungspotential?

Elmar Stein
Elmar Stein promoviert derzeit im Bereich systemisch-strategisches Personalmanagement. Er hat einen amerikanischen Master in Human Resource Management (mit Schwerpunkt Organisationsstrategie) und ist Gymnasiallehrer (für Englisch und Politikwissenschaften). Er ist Absolvent der DAM im Lehrgang Geprüfte/r Personalmanager/in.
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