Kulturmanagement ist ein sehr umfangreiches Fachgebiet. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, in diesem faszinierenden Arbeitsfeld tätig zu sein und nicht umsonst ist der Andrang von Personen, die im kulturellen Sektor arbeiten wollen, ungebrochen.
Grund hierfür ist häufig ein großes privates Interesse an kulturellen Themen. Das private „Vergnügen“ zum Beruf zu machen, scheint eine verlockende Idee. In dieser Podcastreihe möchte ich mit Ihnen herausfinden, welche Voraussetzungen man wirklich braucht, um im Kulturmanagement zu arbeiten. Zudem sollen die vielfältigen Beschäftigungsmöglichkeiten in unserer Kulturlandschaft aufgezeigt und einmal dargestellt werden.
Ich beginne deshalb mit der Frage, was brauche ich überhaupt, um im Kulturmanagement arbeiten zu können? Da gibt es einerseits formelle Anforderungen, andererseits natürlich viele organisatorische Fertigkeiten und auch Softskills.
Beginnen wir einmal mit den formellen Voraussetzungen: Im öffentlichen Sektor ist der Abschluss eines kulturwissenschaftlichen Studiums oft erforderlich. Dies kann eine Sprachwissenschaft sein, eine Medienwissenschaft oder bereits eine ganz konkrete Fachrichtung, in der Ihr Interesse liegt. Dies kann Theaterwissenschaft sein, Kunstgeschichte oder auch solche Orchideenfächer wie Restaurierungswissenschaft oder Denkmalpflege. Das ist das Schöne an der Bildungslandschaft: Es gibt fast nichts, was es nicht gibt.
Oft hört man den Vorwurf, ein geisteswissenschaftliches Studium sei zu abstrakt oder gar weltfremd. Vielleicht ist es das auch teilweise. Eine Grundlage und Bedingung für Ihre Karriere ist es oft dennoch. Praktische Herangehensweisen können Sie durch Berufserfahrung, Seminare oder ein Aufbaustudium ergänzen, wie beispielsweise dem Studiengang Kulturmanagement an der DAM. Hier lernen Sie alle Fähigkeiten, die Sie im Tagesgeschäft benötigen – zusätzlich zu den umfangreichen fachlichen Grundlagen, über die Sie bereits verfügen.
Im privaten Sektor sind die Anforderungen an eine Kulturmanagerin oder einen Kulturmanager oft nicht so formell vorgeschrieben. Hier wird stärker auf (Praxis-)Erfahrungen gesetzt. Diese Erfahrungen können Sie auch in künstlerischer Tätigkeit gesammelt haben. Ein Musiker wird beispielsweise die Abläufe einer Studioproduktion und die Bedürfnisse der Künstler viel besser verstehen als ein Bacherlorabsolvent frisch von der Uni.
Ein ganz anschauliches Beispiel zu künstlerischer Vorerfahrung im Kulturmanagement kommt aus dem Tanztheater: Nahezu alle Choreografinnen und Choreografen und auch die Menschen, die in diesem Bereich organisatorisch und im Company Management arbeiten, haben vorher einmal selbst getanzt. Klar: Hier kommt noch hinzu, dass in der Kunstform des Tanzes nur eine kurze professionelle Karriere als darstellender Künstler möglich ist.
Sie sehen, es gibt also zwei Möglichkeiten, um ins Kulturmanagement zu gelangen: einmal über die Praxis oder eigene künstlerische Erfahrungen und einmal über die theoretische Schiene.
Doch auch mit besten Kenntnissen und Erfahrungen ist der Weg ins Kulturmanagement oft kein leichter. Sehen Sie sich einmal einen Kulturverein oder ein Festival Ihrer Wahl an und schauen, wie viele Mitarbeitende dort hauptamtlich und wie viele dort vielleicht ehrenamtlich tätig sind.
Oft wird Kulturmanagement auch aus der Notwendigkeit überhaupt etwas zu schaffen betrieben. Nicht immer stehen Fördermittel oder eine etablierte Struktur mit festen Stellen hierfür bereit.
Eine Besonderheit im Kulturbetrieb ist die Vielzahl der Stakeholder, die mit Ihrer Arbeit verbunden sind. Dies können Bühnenhandwerker, Museumsdirektorinnen, Bürgermeister, Getränkelieferantinnen, Kostümbildner, Musikerinnen, Gäste jeglicher Altersgruppen, Künstlerinnen jeder Art, Finanzbeamte, Anwälte, Lichtdesignerinnen und viele, viele andere sein. Und jede dieser Gruppen denkt in einer eigenen Welt. Das ist einerseits faszinierend, denn im Kulturmanagement kommen Sie mit vielen unterschiedlichen Menschen und Denkweisen zusammen. Andererseits ist das auch eine der größten Herausforderungen. Kulturmanagement ist nicht nur Diplomatie, sondern auch Psychologie und setzt die Fähigkeit voraus, sich in andere Menschen hineinzuversetzen und sich in andere Arbeitsbereiche hineinzuversetzen.
Was treibt einen Künstler an? Selten sind dies monetäre Ziele, sondern die Möglichkeit, die eigene Kunst nach den eigenen Maßstäben voranzutreiben und zu schaffen – und das ziemlich kompromisslos.
Es gibt kulturelle Werke, die als Gesamtkunstwerk eine Gemeinschaftsarbeit sind: Eine Filmproduktion wäre hierfür ein ganz klassisches Beispiel. Werke eines Einzelkünstlers, wie zum Beispiel ein Gemälde, sind das, was sie sind und unverhandelbar.
Es sollte nicht Ihr Ziel sein, in Ihrer Rolle als als Kulturmanager Kultur selbst zu schaffen, Sie müssen diese bewerten und ermöglichen. Und wie ermögliche ich Kultur? Indem ich allen diesen Stakeholdern sowie den Kunstschaffenden zuhöre und versuche, einen Plan für eine Ausstellung, eine Produktion oder ein Festival zu erstellen. Hierfür ist strukturiertes und strategisches, manchmal auch bürokratisches Denken notwendig – also nicht das erste, was wir mit Kultur und Kreativität assoziieren.
In den nächsten Folgen werfe ich einmal einen Blick auf einige Arbeitsfelder des Kulturmanagements, auf die Bereiche Theater, Musik, Ausstellungen und Tourismus.
Schauen wir gemeinsam darauf, welche Möglichkeiten es gibt, in der Kulturbranche zu arbeiten und was uns an diesem einzigartigen Arbeitsumfeld fasziniert. Aber auch auf Besonderheiten in der Beschäftigungsart sowie auf die Unterschiede von geförderter Kultur und kommerziellen Produktionen werde ich eingehen. Bis dahin freue ich mich gern auf Ihr Feedback und freue mich natürlich auch, wenn Sie in der nächsten Folge wieder dabei sind.
Julius Pöhnert, Tutor der Deutschen Akademie für Management