Der Begriff Telemedizin umfasst die Erbringung medizinischer Dienstleistungen unter Verwendung von modernen Informations- und Kommunikationstechnologien. Die Implementierung telemedizinischer Methoden im Gesundheitssystem hat vor allem das Ziel einer qualitativen Verbesserung von Diagnostik, Therapie und Prophylaxe. Des Weiteren die ökonomische Verbesserung von Versorgungsangeboten besonders im Kontext des bestehenden Kostensenkungsdrucks innerhalb des Gesundheitswesens.
Telemedizinische Anwendungen und Technologien finden sich oft vereinzelt in den entsprechenden medizinischen Fachbereichen von der Prävention bis hin zur Pflege wieder (1). Elementare telemedizinische Anwendungen und Hilfsmittel sind hierbei beispielsweise die elektronische Patientenakte, die Online-Videosprechstunde, die Telekonferenz, E-Mail und tragbare Geräte.
In Deutschland schreitet die Entwicklung innovativer telemedizinischer Anwendungen sowie deren Integration ins Gesundheitssystem voran. Mit dem Gesetz zur Stärkung des Wettbewerbs in der gesetzlichen Krankenversicherung und dem Vertragsarztrechtsänderungsgesetz wurde 2007 der Einsatz der Telemedizin in der medizinischen Versorgung erleichtert, so dass diese auch sektorenübergreifend genutzt werden kann (2). Des Weiteren werden seit 2016 mit dem E-Health-Gesetz Fördermittel für die Untersuchung und Verbreitung der Telemedizin bereitgestellt (3).
Derzeitige Hürden für die Implementierung telemedizinischer Anwendungen in die deutsche Regelversorgung ergeben sich u.a. durch das Fehlen einer einheitlichen Telematikinfrastruktur, unzureichende Rahmenbedingungen zur Prüfung und Zulassung innovativer Projekte, das (bisherige) Fernbehandlungsverbot, teilweise noch ungeklärte Fragen zur Finanzierung sowie zur Gewährung von Datensicherheit und Datenschutz(4). Jedoch zeigen neueste Entwicklungen wie die Lockerung des Fernbehandlungsverbotes ein verstärktes Bestreben telemedizinische Anwendungen in die Regelversorgung einzubinden(5).
Die Vorteile der Telemedizin liegen u.a. in der Sicherstellung medizinischer Versorgung in dezentralen Regionen, Erhöhung der Behandlungsqualität, der Kosteneffizienz sowie Unterstützung des Managements bei der intersektoralen Patientenversorgung. Durch die Integrierung der Telemedizin wird somit die bestehende und zukünftige Gesundheitsversorgung nicht nur um effiziente Angebote erweitert sondern kann möglichen Krisen – siehe demographischer Wandel – auch besser begegnen.
Andrea Götz
Fußnoten
[1] Schräder WF, Lehmann B, Hezel F, et al. 2009
[2] Reiter B, Turek J, Weidenfeld W 2011
[3] Szecsenyi J, Miksch A, Baudendistel I, et al. 2018
[4] Datenschutz und Telemedizin 2018
[5] 121. Deutscher Ärztetag 2018
Quellen
121. Deutscher Ärztetag (2018) https://www.aerztezeitung.de/kongresse/kongresse2018/erfurt2018_aerztetag/article/ 963610/121-deutscher-aerztetag-fernbehandlungsverbot-gekippt.html (abgerufen am 10.09.2018)
Datenschutz und Telemedizin (2018)
https://www.datenschutz.org/telemedizin/ (abgerufen am 22.08.2018)
Reiter B., Turek J., Weidenfeld W. (2011): Telemedizin-Zukunftsgut im Gesundheitswesen. Gesundheitspolitik und Gesundheitsökonomie zwischen Markt und Staat. C·A·P Analyse 1. Auflage. https://www.cap-lmu.de/publikationen/2011/telemedizin.php (abgerufen am 10.09.2018)
Schräder WF., Lehmann B., Hezel F., et al. (2009): Entwicklung der Telemedizin im Land Brandenburg aus versorgungsinhaltlicher Sicht. AGENON Gesellschaft für Unternehmensentwicklung im Gesundheitswesen mbH. http://www.agenon.de/publikationen/archiv-versorgungsforschung/agenon-arbeitspapiere-downloads/ (abgerufen am 10.08.2018)
Szecsenyi J., Miksch A., Baudendistel I., et al. (2018): Praktisches Handbuch zur Qualitätsentwicklung in der Telemedizin – Wie kann ein Telemedizinprojekt nachhaltig gelingen? Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung Universitätsklinikum Heidelberg, im Auftrag des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst Baden-Württemberg und in Zusammenarbeit mit der Koordinierungsstelle Telemedizin Baden-Württemberg 1. Auflage.