Im ersten Teil der Podcastreihe Besonderheiten und Herausforderungen von Familienunternehmen haben wir gehört, dass der überwiegende Teil der deutschen Unternehmen Familienunternehmen sind. Familienunternehmen haben dementsprechend eine große Bedeutung in Deutschland, beispielsweise für das Bruttoinlandsprodukt oder für die Beschäftigung. Doch was genau macht eigentlich ein Unternehmen zu einem Familienunternehmen? Dieser Frage gehen wir in Teil 2 unserer Podcastreihe nach und ich freue mich sehr, dass Sie wieder eingeschaltet haben.
Auch wenn spontan wahrscheinlich jeder auf die Frage, was ein Familienunternehmen ist, eine Antwort hat, so ist sich die Wissenschaft in diesem Thema nicht einig. Dementsprechend existiert auch eine Vielzahl unterschiedlicher Definitionen zu dem Begriff Familienunternehmen.
Schaut man sich die zahlreichen Definitionen aber an, so erkennt man, dass oftmals vier Eigenschaften als Hauptkriterium eines Familienunternehmens genannt werden:
Zum einen wird es als maßgeblich angesehen, dass bei einem Familienunternehmen die Stimmen- und Kapitalmehrheit in der Hand der Familie liegen. Das klingt auch einleuchtend, denn nur durch diese Eigenschaft ist die Familie in der Lage, zum einen die Strategie zu bestimmen und zum anderen zu bestimmen, wer Anteilseigner werden darf.
Daneben gilt es als wichtig, um als Familienunternehmen angesehen zu werden, dass die Kultur und Werte der Familie im Unternehmen spürbar sind. Das ist allerdings häufig nur bei kleinen und mittleren Familienunternehmen der Fall und das ist auch ein Grund, warum beispielsweise große börsennotierte Unternehmen nicht unbedingt als Familienunternehmen angesehen werden, auch wenn sie mehrheitlich einer Familie gehören.
Letztlich wird die Mitarbeit der Familie im Unternehmen als drittes wichtiges Merkmal für ein Familienunternehmen angesehen. Auch dies ist nicht weiter verwunderlich, denn nur durch die eigene Mitarbeit im Unternehmen ist die Familie oftmals in der Lage, das Unternehmen mit den eigenen Werten maßgeblich zu prägen.
Neben den drei hier genannten Merkmalen gibt es noch weitere Kriterien, die, auch wenn nicht so prominent, trotzdem immer wieder in der Wissenschaft genannt werden. Dazu gehört beispielsweise die Unternehmensnachfolge. So wird es mitunter als wichtig für ein Familienunternehmen angesehen, dass mindestens eine Nachfolge stattgefunden hat, der Übergang von der ersten in die zweite Generation erfolgreich verlaufen ist. Diese Eigenschaft soll Familienunternehmen von jungen Start-ups unterscheiden und den Übergabewillen der Familie untermauern.
Diese soeben genannten Eigenschaften und Kriterien werden in der Wissenschaft als wichtig für die Einordnung als Familienunternehmen angesehen. Vielleicht betrachten Sie zukünftig Familienunternehmen im Hinblick darauf und bilden sich eine Meinung, ob ein Unternehmen ein Familienunternehmen ist oder nicht.
In der nächsten Folge unserer Podcastreihe beschäftigen wir uns mit dem Begriff Mittelstand und zeigen auf, warum viele Familienunternehmen zum Mittelstand gehören, die beiden Begriffe jedoch nicht deckungsgleich sind. Ich freue mich, wenn Sie auch dann wieder einschalten.
Dr. Jan Klaus Tänzler, Studienbriefautor der Deutschen Akademie für Management